Meinung: Gebt mir den Technik-Enthusiasten Elon Musk zurück!

Ob digitaler Zahlungstransfer, Raumfahrt oder E-Mobilität: Elon Musk war einst ein technischer Visionär. Doch nun verkommt vieles davon zum Murks und er selbst zum Quergeist.
Ich gebe es zu: Auch ich war fasziniert von dem Mann, dem scheinbar alles zu gelingen schien. Der ein technisches Meisterstück nach dem anderen fabrizierte – oder zumindest mit voller Begeisterung daran arbeitete. Der die digitale Finanzwelt vereinfachte und dabei auch noch Abermillionen Dollar verdiente.
Was hatte Elon Musk nicht alles geschafft! Er erleichterte uns mit Paypal das Bezahlen im Internet. Er ließ scheinbar mühelos Raketen en masse in den Weltraum fliegen und zeigte, dass sich auch private Raumfahrt rechnet, auch wenn man ehrlicherweise zugeben muss, dass es wohl ohne die stetig eingehenden Aufträge der Nasa nicht geklappt hätte. Mit seinen Teslas machte er die E-Mobilität zum schicken Massenphänomen. Mit seinem Hyperloop wollte er die Bahntechnik ins 21. Jahrhundert katapultieren. Und mit einer Riesenrakete schien er sogar den Mars in greifbare Nähe zu rücken.
Aber der Lack des unfehlbaren technologischen Sonnyboys hat tiefe Kratzer abbekommen. Zum wiederholten Male endete der Start seines XXL-Flugkörpers im Desaster. Die obere Stufe seiner Starship-Rakete, die irgendwann einmal Astronauten bis zum orangeroten Erdnachbarn bringen soll, explodierte kurz nach dem Lift-off. Dass die untere Raketenstufe dennoch erfolgreich zur Erde zurückkehrte, ist inzwischen ein alter Hut – und ob deren Mehrfachnutzung tatsächlich umweltfreundlicher ist, als diese wie sonst üblich verglühen zu lassen, ist nicht wirklich belegt.
Elon Musk: Viele seiner einstigen Vorzeigeprojekte sind abgestürzt
Aber nicht nur Musks Marsrakete verkommt zum technischen Murks, selbst das Standardmodell, die Falcon 9, die die Raumkapsel Dragon zur ISS bringen soll, versagte einmal mehr. Die auf der ISS festsitzenden Astronauten Butch Wilmore und Suni Williams müssen also weiter 400 Kilometer über der Erde kreisen, bis sie wieder Erdboden unter die Füße bekommen. Aus einer geplanten Woche im All sind bei ihnen nun schon neun Monate geworden.
Auch um das Bahnprojekt Hyperloop ist es still geworden. Die Teststrecke auf dem SpaceX-Gelände, auf der eine Bahn im Nahezu-Vakuum mit bis zu 1200 km/h rasen sollte, wurde inzwischen wieder demontiert – zu teuer, zu aufwendig. Das Unternehmen Hyperloop One, das die Technologie in den USA zur Einsatzreife entwickeln wollte, wurde nach zehn Jahren eingestellt. Einzig eine niederländische Firma versucht sich noch an der einst umjubelten Technologie. Ganze 80 Kilometer pro Stunde betrug die maximal darin erreichte Geschwindigkeit, jeder Regionalexpress der Bundesbahn ist flotter unterwegs. Und es bleibt die wichtige Frage: Braucht man in Europa noch ein weiteres Hochgeschwindigkeitssystem neben den bestehenden Bahntrassen?
In China experimentiert man weiter an einer chinesischen Version des Flitzezuges, denn dort gibt es ja zahlreiche Magnetschwebetrassen, die man in einen Tunnel hüllen könnte. Aus dem Hyperloop wurde ein Hype ohne Loop.
Und Tesla? Nicht nur glänzen die Autofabriken vor allem mit zweifelhaften Produktionsmethoden und miesen Umgangsformen gegenüber den Mitarbeitern. Den Fahrzeugen selbst mangelt es offenbar auch an der nötigen Qualität, wie ein Mängelreport des TÜV belegt.
Nachdem sich seine technischen Träume nun zunehmend in Luft auflösen, scheint es, als hätte sich Elon Musk in seiner Wut vorgenommen, auch noch die US-Gesellschaft in den Ruin zu stürzen. Seine für viele Milliarden Dollar gekaufte Plattform „X“ verkommt zum unkontrollierten Markplatz für Hetzer aller Art. Statt seine ohne Zweifel genialen Ideen doch noch zu verwirklichen, spielt er nur noch den Trotzkopf, der es allen zeigen will. Dass er es einmal besser konnte, ist unbestritten. Ich wünsche mir den Technik-Enthusiasten und Visionär Elon Musk von früher zurück. Nicht den wirren Quergeist von heute.