Kultur: Dirigent Jurowski: Den Gürtel enger schnallen

Die Bayerische Staatsoper präsentiert die Spielzeit 2025/26: Regisseur Barrie Kosky ist wieder dabei und Wagners „Ring“ geht weiter. Doch die Zeiten werden härter.

Kultureinrichtungen in Deutschland müssen sich nach Einschätzung von Dirigent Vladimir Jurowski mit finanziell schwierigen Zeiten abfinden. Alle müssten „den Gürtel ein bisschen enger schnallen“, sagte der Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper der Deutschen Presse-Agentur vor der Präsentation der neuen Spielzeit. „Wir befinden uns in der Zeit des Krieges. Wir stehen tatsächlich am Abgrund. Wie nah, wage ich nicht zu sagen – aber nah genug. Deswegen wäre es doch eine Torheit von uns allen, anzunehmen, dass wir irgendwie komplett ungeschoren davonkommen können. Das können wir nicht.“

„Wenn wir die Kultur abschaffen, wird die Welt nicht besser“

Jurowski sagte, er ärgere sich „über Kolleginnen und Kollegen, die so tun, als wäre unsere Welt die alte. Sie ist nicht mehr die alte“, betonte er. „Wenn wir die Kultur abschaffen, wird die Welt nicht besser. Das wissen auch die Politiker. Das weiß man sogar in Berlin. Ich bin absolut überzeugt, dass sie das nicht absichtlich tun. Sie tun es, weil sie nichts Besseres wissen – leider. Es muss Wege geben, die Kultur zu erhalten, aber natürlich werden wir alle ein paar Cent irgendwo einsparen müssen.“

Spielzeit-Motto: „Der Mensch ist, wozu er sich macht“

Auch die Spielzeit 2025/26 wird an der Bayerischen Staatsoper wieder politisch. Sie steht unter dem Motto „Der Mensch ist, wozu er sich macht“ – ein Zitat von Jean-Paul Sartre. Geplant sind unter anderem Neuinszenierungen der Verdi-Oper „Rigoletto“, „Alcina“ von Georg Friedrich Händel und die Uraufführung „Of One Blood“ von Brett Dean. Regisseur Barrie Kosky inszeniert zum siebten Mal an der Bayerischen Staatsoper und bringt „Die Nacht vor Weihnachten“ von Nikolai Rimski-Korsakow auf die Bühne. Ein weiteres Highlight soll der zweite Teil von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ – „Walküre“ – in der Inszenierung von Tobias Kratzer sein. 

Von Händel bis Brett Dean

„Die Spielplan-Gestaltung spannt natürlich einen großen Bogen von der Vergangenheit bis hin zu Uraufführungen von heute – von Händel bis Brett Dean“, sagte Opernintendant Serge Dorny der dpa. „Wir legen großen Wert darauf, Neuentdeckungen zu präsentieren. Das ist wichtig, wenn wir über die Zukunft der Oper sprechen und Vertrauen in die Zukunft der Oper haben wollen. Ich glaube, es ist wichtig, auch diese Stücke darzustellen – nicht nur immer die paar bekanntesten Namen.“ Sein Haus habe eine gesellschaftliche Verantwortung, betonte er: „Die Radikalisierung der Gesellschaft ist für uns alle eine große Frage. Kultur kann darauf reagieren, Kultur muss das, hat die Verpflichtung.“

Auslastung bei 96 Prozent 

Nach Angaben der Oper lag die Auslastung des gesamten Hauses in der laufenden Saison bislang bei durchschnittlich 96 Prozent – und die Einnahmen waren wieder auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie angekommen. Besonders gut lief es in der Ballett-Sparte mit einer Auslastung von sogar 98 Prozent. Ballett-Direktor Laurent Hilaire führt das vor allem auf eine gute Mischung zurück, wie er der dpa sagte: „Es ist uns wichtig, dem Publikum ebenso zeitgenössische Arbeiten anzubieten wie klassisches Ballett. Das ist die Pflicht einer so großen Institution.“