Meinung: Was ich Boomern, Millennials und der Gen X immer mal sagen wollte

Unsere Autorin ist 25 Jahre alt und somit Teil der Gen Z. Abwertende Sätze, Klischees und Vorurteile gehören daher zu ihrem Alltag. Dabei könnte alles so einfach sein.

„Ihr seid faul“, „Als ich in deinem Alter war …“, „Du kannst das ab, du bist noch jung“. Wer kennt sie nicht? Diese Sätze, die sich vermutlich schon jeder Zweite in seinen 20ern anhören musste. Obwohl mittlerweile sogar eine Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung widerlegt, dass wir faul wären. „Die 20- bis 24-Jährigen in Deutschland arbeiten so viel wie lange nicht mehr“, steht in der Studie geschrieben. Der Generationenforscher Rüdiger Maas hält die Vorwürfe schlicht für einen „Übersetzungsfehler„.

Jetzt würde ich am liebsten mit dem Finger auf alle Ü40-Leute zeigen und „So!!“ machen.

Bitte auch mal „Danke“ sagen

Denn oft hört man: „Früher war alles besser“. Oft aber dann irgendwie auch nicht. Könnt ihr euch da vielleicht mal entscheiden? Erst war es besser, wenn es beispielsweise um die Digitalisierung oder Inflation ging. Im gleichen Atemzug beschwert ihr euch dann, wenn ihr nur einmal die Woche im Homeoffice bleiben könnt. Hm, passt nicht zusammen. Apropos Homeoffice: Meiner Meinung nach, würdet ihr ohne den nötigen Druck meiner Generation (und natürlich die Corona-Pandemie) weiterhin jeden Tag der Woche zur Arbeit gehen müssen. Gern geschehen.

Und dann der Aufschrei, wenn wir es wagen, uns zu beschweren. „Du bist noch jung, du kannst das noch ab.“ Ah ja – nur, weil ich jung bin, darf ich mich nicht beklagen, nicht kaputt sein. Ergibt das Sinn? Gibt es da etwa eine Altersbeschränkung? Alkohol ab 16, Zigaretten ab 18 und mosern ab 40?

Jeder hat mal einen schlechten Tag – auch die Gen Z

Vermutlich jeder Mensch wird das Gefühl kennen, missverstanden zu werden, und ich finde, dass es kaum etwas Schlimmeres gibt als das Gefühl, dass man zu viel ist. Man ist kaputt von dem Tag, der Arbeit, der Fahrt – dem Leben. Und dafür sollte man sich niemals schämen oder gar rechtfertigen müssen. Es ist doch nur menschlich, dass man mal einen schlechten Tag hat und die Produktivität an manchen Tagen variiert. Dabei sollte das Alter meiner Meinung nach keine Rolle spielen. So sollte doch jeder das Recht haben, sich mal schlecht fühlen zu dürfen und kaputt zu sein. Ich habe manchmal das Gefühl, dass sobald jemand aus meiner Generation sagt, dass er weniger arbeiten möchte oder Ähnliches, es heißt: „Typisch Generation Z. So seid ihr alle, ihr seid faul und verwöhnt.“ 

Aber so ist es meiner Meinung nach ganz und gar nicht.

Meiner Erfahrung nach beschweren sich viele der Generation X, dass „wir jungen Leute“ Homeoffice gern als Bestandteil unserer Jobs sehen. Dabei profitieren sie doch auch von unserem Mut und unserer Offenheit. Und anstatt neidisch zu sein oder eine gewisse Missgunst zu versprühen, könnten sie sich doch einfach mal freuen. Freuen darüber, dass wir Sachen wie geregeltes Homeoffice ja irgendwie auch durchgesetzt haben, weil viele von uns die hohe Bedeutung bereits beim Vorstellungsgespräch offen kommunizieren. Freuen darüber, dass wir vielleicht mehr Empathie und Verständnis in die Welt bringen. Und ja, die Offenheit kommt vermutlich durch Social Media, weil viele von uns ihre Gedanken und ein Stück weit auch ihr Leben auf den Plattformen teilen. 

Aber ganz egal, woher sie kommt: Ist es nicht trotzdem gut so?

„Generation Handy“ gibt es nicht

Versteht mich nicht falsch. Ich liebe meine Millennials-Freunde, meine Boomer-Bekannten und meine Generation X-Familie. Aber ich bin es leid, dass wir so oft auf Negativität und Vorurteile stoßen, obwohl wir auch etwas Gutes in die Welt gebracht haben. Ich finde, dass wir die Welt lauter machen, weil wir Probleme und Kritik ansprechen und nicht mit nach Hause nehmen. Bunter, weil wir uns für Diversität einsetzen – beispielsweise mit Demonstrationen, Tiktok-Trends und neuem Wording. Und am Ende möchten wir doch einfach nur verstanden werden. 

Wir können nichts dafür, dass wir mit Social Media aufgewachsen sind, dass viele von uns sich besser mit Handys auskennen und dass wir mehr reden. 

Okay, seien wir ehrlich: dass ich mehr rede. 

Und ja, auch wir machen Fehler, aber genau das ist der Punkt: Jeder macht Fehler, und wir leben alle unser Leben zum ersten Mal.

Leben und leben lassen

Deswegen habe ich einen Vorschlag: Ihr akzeptiert, dass wir nicht faul sind und etwas im Kopf haben, und wir akzeptieren, dass einige von euch uns nicht immer verstehen. Lasst uns doch einfach gegenseitig so sein, wie wir sind. Es gibt immer etwas an Menschen auszusetzen, aber man kann doch nun wirklich nicht jedes Mal negatives Verhalten auf eine ganze Generation beziehen.

Liebe Boomer, Millennials, Generation X, wir lieben euch, und es ist okay, wenn ihr so bleibt, wie ihr eben seid. Und ich spreche jetzt stellvertretend für meine Generation, wenn ich sage, dass es uns leidtut, wenn wir mal zu laut und offen sind. Aber wir möchten nicht mehr mit Vorurteilen konfrontiert und stattdessen verstanden werden. Und Hand aufs Herz: Nur zusammen können wir die Welt und das Leben zu einem schönen Ort für uns alle machen.