Stefan Dettl von LaBrassBanda: Darum geht die Band wieder auf Bierzelt-Tour

LaBrassBanda-Sänger Stefan Dettl erzählt, warum die Band nichts mit KI am Hut hat und verrät, warum sie so gerne in Bierzelten spielen.
LaBrassBanda lädt ab 21. März zur „Polka Party“. Die bayerische Brass-Band aus dem Chiemgau veröffentlicht ihr neuntes Werk und siebtes Studioalbum. „Das Wichtigste bei einer Polka Party ist die Leidenschaft und das Miteinander“, erklärt Frontmann Stefan Dettl (43) im Interview mit spot on news. „Ob in der Musik, beim Tanzen oder beim Zusammensitzen.“
Die Polka habe eine „wahnsinnig schöne Geschichte, kommt aus dem Osteuropäischen und hat auch die Volksmusik in Bayern beeinflusst“, erzählt der Sänger und Trompeter weiter und erklärt, dass die Band auf Reisen nach Kasachstan oder Estland immer wieder von Menschen gesagt bekommen habe, dass die Musik der Gruppe an „Polka-Punk“ erinnere. „Mittlerweile wird zur Polka auch auf Festivals gepogt. Mit Tuba, Posaune und Trompete macht es einfach wahnsinnig viel Spaß, sie auf die Bühne zu bringen.“
Nostalgische Kassetten und Texte von eigener Hand
Das Album mit Liedern wie „Almaty„, „Balkanhochzeit zweiter Tag“ oder „Teufelstanz“ wird es unter anderem auf Kassette geben. „Wenn wir heute Merch-Artikel machen, sollen es Sachen sein, die die Leute gerne in der Hand haben und Spaß daran haben“, erklärt Dettl zu der nostalgischen Wahl. „Da geben wir uns gerne Mühe, auch mit dem Layout und alles. Ansonsten wird sowieso alles gestreamt und eine CD bringt eigentlich nichts mehr. Als wir 2007 groß wurden, war die schon auf dem absteigenden Ast. Danach durften wir allerdings ein paar Schallplatten machen. Das ist super und wird total gerne von unseren Fans angenommen.“
Mit Texten in bayerischer Mundart und einer Mischung aus Brass, Pop, Techno und Ska, die sie in energiegeladenen Live-Shows auf die Bühne bringen, begeistern die Musiker bereits seit 2007. Die aktuellen Entwicklungen und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Musikbusiness sorgen bei der Band für keine Bedenken. „Bayerisch kann sie nicht“, erklärt Dettl mit einem Lachen. „Und es macht viel zu viel Spaß, wenn man die Texte selber macht. Es ist das, was unser Beruf ist, wir haben Musik studiert und da gehört die Leidenschaft dazu, selber Lieder zu schreiben, das lassen wir uns vom Computer nicht nehmen.“ Zudem setzt Dettl ganz klar auf den Live-Faktor der neunköpfigen Band.
„Wir sind eine Liveband, wir werden weiter angefragt und die Menschen gehen gerne weiter auf Konzerte“, sagt der Sänger. „Sie wissen es zu schätzen, eine Band spielen zu sehen und zu hören, ohne Computer und das ganze Getöse.“ Zudem könne die Band live „aufs Publikum eingehen, auf den Moment und die Emotionen. Manchmal brauchen es die Leute ein bisschen schneller, manchmal brauchen sie es ein bisschen lauter oder leiser. Das ist das, was uns bei den Konzerten am meisten Spaß macht, mit dem Publikum zusammen einfach so ein Konzert zu gestalten. Und das kann der Computer Gott sei Dank nicht. Wir haben da also überhaupt keine Angst.“ Dettl fügt an: „Solange wir Musik machen und Konzerte spielen dürfen und es Leute gibt, die wirklich wertschätzen, was da beim Konzert passiert, sind wir happy.“
Wenn der Opa und der Enkel gemeinsam feiern
Von April bis September geht es deshalb für LaBrassBanda auch wieder quer durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Die „Polka Party“-Tour führt sie vor allem wieder in kleine Orte und Bierzelte. „Wenn du in Bayern in Hallen oder auf Festivals spielst, bist du meistens nur in den Städten und großen Ortschaften. Es gibt aber auch die Festzelttradition, bei der für eine Woche ein Veranstaltungsort auf die Beine gestellt wird, in dem 1.000 bis 2.000 Leute Platz haben, aber normalerweise dort nie eine Veranstaltung ist, wo es kein Wirtshaus oder Festsaal gibt“, erzählt Dettl begeistert. „Das fanden wir schon immer lustig und spannend, mit einer fetten Anlage da Rambazamba zu machen. Das machen wir jetzt schon seit über zehn Jahren und es macht so viel Spaß. Es ist total abwechslungsreich und wir dürfen Bayern entdecken. Da sind oft 200-Einwohner-Ortschaften dabei, von denen wir davor auch noch nie gehört haben (lacht). Und dann kommst du hin und alle grüßen dich sofort.“
Dettl weiß zudem das generationsübergreifende Publikum in den Zelten zu schätzen. „Am Allerschönsten ist es, wenn der Opa mit seinem Hacklstecker mitwippt und der Enkel daneben total abgeht. Die jungen und alten Leute nehmen auch viel mehr Rücksicht aufeinander. Bei den ganzen Vereinen, bei den Dorfgemeinschaften, die wir miterleben, die Leute sind total nett und höflich miteinander und Bayern zeigt sich da total weltoffen, vielfältig und bunt und schön.“ Die Konzerte seien in der aktuellen Zeit für die Menschen besonders wichtig. „Das gemeinschaftliche Erlebnis, das gemeinsame Tanzen und eine schöne Zeit haben und dass man sich nicht alleine gelassen fühlt, das ist ein sehr wichtiges Gefühl.“
Außerhalb Bayerns, die Tour führt die Band auch nach Hamburg oder Salzgitter, stößt LaBrassBanda immer noch auf unterschiedlichste Reaktionen. „In Hamburg haben wir bestimmt schon 30 Konzerte gespielt, das gibt es einen festen Stamm, die genau wissen, was los ist“, erzählt Dettl. „Aber es gibt noch Orte, wo wir hinkommen und die Leute mit offenem Mund dastehen und fragen: ‚Was macht ihr da und welche Sprache ist das?‘ (lacht)“ Lustigerweise sei das Erstaunen in Deutschland immer viel größer als etwa außerhalb Europas, sagt der Musiker, der mit der Band in Lederhosen und meist barfuß auf der Bühne steht. „Die Musiklandschaft ist woanders so vielfältig, dass wir da gar nicht so auffallen. In Neuseeland wurden wir gefragt, aus welchem Teil von Neuseeland wir denn kommen. Die Leute sind einfach begeistert von der Musik und achten weniger auf den Kauderwelsch, den wir da für sie singen. Da geht es ums Tanzen und Mitschunkeln.“
Mehr Training, weniger Bier
Damit die Musiker auch heutzutage noch die energievollen Auftritte meistern können, „müssen wir ein bisschen mehr trainieren“, verrät Dettl. „Bei den letzten Proben haben wir schon gemerkt, okay, wir müssen uns ein bisschen zusammenreißen.“ Jedes Bandmitglied habe sein eigenes Sportprogramm, „vor allem die Blechbläser – man schaut einfach, dass man fit wird.“ Er selbst müsse noch ein paar Kilo verlieren, „dass ich leichter auf der Bühne herumhüpfe“. Er gehe viel spazieren und arbeite auf seinem landwirtschaftlichen Hof. „Dann passiert das von selbst, wenn man den ganzen Tag aktiv ist und am Abend völlig erledigt ins Bett fällt, ist das das beste Training für mich. Momentan trinke ich auch gar kein Bier, ich will einen klaren Kopf haben.“
Dass es die Band mittlerweile seit 18 Jahren und trotz einiger Neubesetzungen immer noch gibt, weiß Dettl sehr zu schätzen und erklärt: „Das ist schon ein bisschen wie eine Droge. Dass du eigene komponierte Lieder auf die Bühne bringen kannst, singst, tanzt und die Leute dich nach dem Konzert umarmen und alles rauslassen konnten, gibt dir einen wahnsinnigen Kick. Wenn wir zwei Stunden auf der Bühne Vollgas geben und fix und fertig sind, ist das so ein schönes Gefühl. Wir laufen Tage danach noch grinsend durch die Gegend.“