Rechtsextremismus: Neonazi-Aufmarsch in Berlin nach Protesten aufgelöst

Rechtsextremisten wollen gezielt provozieren und durch den links-alternativen Stadtteil Friedrichshain laufen. Doch sie kommen nicht weit. Es gibt viele Gegenproteste.

Eine rechtsextremistische Demonstration in Berlin-Friedrichshain ist nach rund vier Stunden vorzeitig beendet worden. Angesichts zahlreicher Gegenproteste kamen die Neonazis am Ostkreuz kaum vom Fleck. Der Versammlungsleiter habe die Versammlung vorzeitig beendet, teilte die Polizei auf der Plattform X mit. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit rund 1.500 Kräften im Einsatz, um beide Lager zu trennen.

Rund 850 Menschen und damit deutlich mehr als zuletzt bei diesen Demos beteiligten sich laut Polizei an dem Aufmarsch. Unter dem Titel „Für Recht und Ordnung. Gegen Linksextremismus und politisch motivierte Gewalt“ war bundesweit mobilisiert worden. Der Veranstalter hatte im Vorfeld von 1.200 Teilnehmern gesprochen. 

Mindestens 2.000 Menschen protestierten nach Polizeiangaben lautstark gegen die Neonazi-Demo. Auf der geplanten Strecke des Aufzuges in Friedrichshain gab es laut Polizei 15 Gegenproteste, teils blockierten Hunderte Menschen die Straße. 

Zahlreiche Festnahmen 

Immer wieder kam es zu Rangeleien, die Stimmung war teils aufgeheizt. Demonstranten aus dem linken Lager versuchten nach Angaben einer Polizeisprecherin eine Absperrung zu durchbrechen. Polizisten hätten deshalb auch Pfefferspray eingesetzt. Einige Menschen seien vorübergehend festgenommen worden. 

Nach ersten Zahlen vom Nachmittag (16.30 Uhr) gab es mehr als 40 Festnahmen, mehr als 30 davon im rechten Lager, wie Polizeisprecherin Anja Dierschke sagte. Mehrere Menschen hätten sich nicht an das Vermummungsverbot hielten, hieß es. 

Drei Teilnehmer wurden von dem Neonazi-Marsch ausgeschlossen, wie Polizeisprecher Florian Nath auf der Plattform X mitteilte. Ein Richter habe einen sogenannten Unterbindungsgewahrsam bestätigt. Die Betroffenen waren zuvor wegen des Zeigens von Symbolen verfassungswidriger Organisationen festgenommen worden. Ein Mann habe beispielsweise einen Hitlergruß gezeigt.

Wegen der Demonstrationen kam es in Berlin-Friedrichshain und Mitte zu Verkehrsbehinderungen. Laut Verkehrsinformationszentrale waren zahlreiche Straßen gesperrt. Der Marsch sollte vom Ostkreuz unter anderem am Frankfurter Tor vorbei über die Frankfurter Allee zur Rigaer Straße führen, wo die linke Szene aktiv ist. Dazu kam es jedoch nicht. 

Nach dem vorzeitigen Ende des Neonazi-Aufmarsches wollten Polizisten dafür sorgen, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ohne Probleme abreisen. In kleinen Gruppen wurden zahlreiche Demonstranten zur Bahn geführt.

Dritte Demonstration innerhalb weniger Monate 

Es war bereits die dritte Demonstration der Rechtsextremisten seit Dezember 2024 unter dem gleichlautenden Titel „Für Recht und Ordnung. Gegen Linksextremismus und politisch motivierte Gewalt“. 

Vor einem Monat beteiligten sich etwa 150 Neonazis an dem Aufzug. Im Dezember waren es nach Polizeiangaben um die 60 Teilnehmer. Bei beiden Terminen versuchten viele linke Gruppen die Demonstrationen zu blockieren. Es kam zu Rangeleien mit der Polizei, die Stimmung war aggressiv.