Gespräche über Zukunft: Niedersachsens Landesregierung will Fischereidialog beginnen

Was für Bauern der Acker ist, ist für Fischer die See. Doch um die Flächen gibt es Streit, da mehr Platz für den Meeresschutz gefordert wird. Die Landesregierung will nun alle Seiten zusammenbringen.
Fischbrötchen und Krabbenkutter gehören fest zur Küste Niedersachsens. Verschwinden sollen sie in den nächsten Jahren nicht – doch wie können die Küstenfischer auskömmlich wirtschaften, wenn Fanggebiete schrumpfen und Anforderungen des Meeresnaturschutzes wachsen? Für diese und weitere grundsätzliche Fragen will die Landesregierung einen Fischereidialog mit Fischern, Naturschützern sowie mit Vertretern aus der Wissenschaft und von Küstenorten beginnen, wie das Landwirtschaftsministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.
Eine Auftaktveranstaltung ist Ende April in Wilhelmshaven geplant. Danach soll es weitere Gesprächsrunden geben. Beteiligt ist an dem Format auch das Umweltministerium. Wer genau von der Seite der Verbände und Behörden teilnehmen wird, war zunächst nicht bekannt.
Fangmengen und Fanggebiete schwinden
In dem Fischereidialog soll es laut dem Ministerium darum gehen, über die Entwicklung einer nachhaltigen Fischerei im niedersächsischen Küstenmeer zu beraten – das Küstenmeer ist ein Meeresstreifen zwischen dem Festland bis hinter die Ostfriesischen Inseln. Das Küstenmeer endet an der sogenannten 12-Seemeilen-Grenze, etwa 22 Kilometer vom Festland entfernt.
Rund 57 Fischereibetriebe, hauptsächlich Krabbenfischer, gibt es noch zwischen Ems und Elbe. Die bunten Kutter in Fischerorten wie Greetsiel und Neuharlingersiel sind für Touristen und Küstenorte ein vertrautes Bild. Doch die wirtschaftlichen Sorgen der Fischer wachsen seit Jahren: Die Fangmengen von Krabben, Muscheln und Frischfisch sind rückläufig, Fanggebiete auf der Nordsee schwinden, etwa durch den Ausbau von Offshore-Windparks. Außerdem gibt es strengere Vorgaben für den Meeresnaturschutz.
Ein Thema des Fischereidialogs soll daher die EU-Biodiversitätsstrategie sein. „Die Branche steht vor großen Veränderungsprozessen – auch wegen der Anforderungen der EU-Biodiversitätsstrategie“, sagt Fischereiministerin Miriam Staudte (Grüne). „Wenn wir den Fischereisektor zukunftsfähig aufstellen wollen, braucht es in erster Linie Planungssicherheit.“ Daher solle es im Dialog darum gehen, gemeinsam Perspektiven für eine nachhaltige Fischerei zu suchen. Gesunde Fischbestände seien die Basis für eine auskömmliche Fischerei.
Was neue EU-Vorgaben vorsehen
Die EU-Biodiversitätsstrategie gibt etwa vor, dass bis 2030 mindestens 30 Prozent der EU-Gewässer unter Schutz gestellt werden. 10 Prozent dieser Meeresfläche sollen zudem streng geschützt werden. Die EU-Mitgliedsstaaten sind aufgefordert, entsprechende Regelungen zu treffen.
Da der Nationalpark Wattenmeer große Teile des niedersächsischen Küstenmeeres umfasst, werde das 30-Prozent-Ziel bereits erfüllt, teilt das Ministerium mit. „Ein Defizit besteht derzeit noch bei der Ausweisung von streng geschützten Gebieten, das heißt, dem 10-Prozent-Ziel.“
Auch darum soll es daher beim Fischereidialog gehen. „Ziel ist es, für die Umwelt und die Fischerei tragfähige Lösungen zu entwickeln und eine zukunftsfähige Küstenfischerei und Anforderungen des Meeresnaturschutzes zu integrieren“, heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium weiter.
Ergebnisse von Zukunftskommission erwartet
Mit dem Fischereidialog knüpft die Landesregierung auch an ein Vorhaben des Koalitionsvertrags von SPD und Grünen an. Darin heißt es: „Wir werden ein Konzept zur Unterstützung einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Küstenfischerei erarbeiten und umsetzen.“
Außerdem soll der neue Fischereidialog in Niedersachsen auf Ergebnisse der Zukunftskommission Fischerei auf Bundesebene folgen. Diese Kommission war 2024 vom Bundeslandwirtschaftsministerium eingesetzt worden, um konkrete Maßnahmen für eine zukunftsfeste Fischerei in Nord- und Ostsee zu entwickeln. Eine Vorstellung der Ergebnisse wird Anfang April erwartet.