Tor gegen Italien: Spielmacher an der Seitenlinie: Diese Balljungen haben Fußballspiele beeinflusst

Beim Länderspiel gegen Italien hat ein Balljunge ein Tor mit vorbereitet. Immer wieder nehmen Ballkinder Einfluss auf Spiele – nicht immer zur Freude der Stars.

Noel Urbaniak hätte sich wohl nicht träumen lassen, entscheidend an einem Tor der deutschen Nationalmannschaft beteiligt zu sein. Eigentlich war der 15-Jährige beim Länderspiel gegen Italien (3:3) als Balljunge nur dafür zuständig, den Nationalspielern die Bälle zurückzuwerfen – und damit für einen reibungslosen Ablauf der Partie zu sorgen.

Es kam ganz anders: Urbaniak versorgte Joshua Kimmich vor einem Eckball geistesgegenwärtig mit dem Spielgerät, Kimmich führte den Standard aus, noch bevor sich die italienische Abwehr organisiert hatte. Jamal Musiala vollendete zum zwischenzeitlichen 2:0. Schüler Urbaniak wurde anschließend als Vorbereiter gefeiert, auch von Bundestrainer Nagelsmann.

Es war allerdings nicht das erste Mal, dass Ballkinder maßgeblich ins Spiel eingreifen. Manchmal erweisen sie sich als zwölfter Mitspieler, dann wieder bringen sie die Stars zur Weißglut. Ein kleiner Überblick über Vorfälle in der Vergangenheit.

Balljunge als Spielmacher

Callum Hynes hatte 2019 einen ähnlich großen Auftritt wie Noel Urbaniak. Auch Hynes war damals 15 Jahre alt und wurde beim Champions-League-Spiel von Tottenham Hotspur gegen Olympiakos Piräus zum Vorbereiter. Er warf die Kugel schnell ins Spiel zurück, sodass Harry Kane zwei Ballkontakte später für die Spurs zum 2:2 ausgleichen konnte – Tottenham gewann am Ende 4:2 nach 0:2-Rückstand. 

Von Spurs-Trainer José Mourinho bekam Hynes nach dem Spiel eine Umarmung und ein Extra-Lob: „Er versteht das Spiel, er liest das Spiel. Er ist Teil des Spiels und spielt es sehr gut.“ Der Coach wollte den Balljungen nach Abpfiff sogar noch in die Kabine einladen, das klappte aber nicht – Hynes musste am nächsten Tag eine Mathearbeit schreiben. Balljunge Mourinho

Ärger mit José Mourinho

Mourinho kann aber auch ganz anders, wenn ihm der Einsatz eines Ballkindes missfällt. Während seiner Zeit beim FC Chelsea nahm sich der Trainer einen Balljungen zur Brust, weil dieser seiner Meinung nach nicht schnell genug den Ball herausrückte und damit das Spiel verzögerte. 

Mourinho vergriff sich gegenüber dem Teenager im Ton, wie er selbst erzählte: „Ich mag es nicht, wenn Balljungen die Spieler provozieren. Ich habe ihm gesagt, dass er dies nicht tun soll, weil er sonst Gefahr laufe, von einem meiner Spieler geschlagen zu werden.“ Nachdem er etwas Dampf abgelassen hatte, umarmte der Portugiese den Balljungen aber dann doch.

Ausraster von Eden Hazard

Tatsächlich war etwa ein Jahr zuvor ein Chelsea-Spieler gegenüber einem Balljungen ausgerastet. Die Blues spielten 2013 gegen Swansea City und lagen als Favorit 0:2 zurück. Der Balljunge Charlie Morgan wollte einen Ball nicht herausrücken, legte sich stattdessen auf das Spielgerät. Daraufhin brannten bei Chelseas Eden Hazard die Sicherungen durch, der Belgier trat Morgan in den Bauch – und sah dafür die Rote Karte. Sogar die Polizei nahm Ermittlungen auf.

Kein Ruhmesblatt für beide, doch Morgan wurde dadurch zu einer kleinen Berühmtheit. Elf Jahre nach dem Vorfall trafen sich Balljunge und Fußball-Star wieder und sprachen sich aus.Balljunge Hazard

Platzverweise für Ballkinder

Zeitspiel gehört zur inoffiziellen Aufgabe von Ballkindern, drei Balljungen aus Tansania übertrieben es aber etwas. In der Afrika-Cup-Qualifikation gegen Niger warfen sie zusätzliche Bälle auf das Spielfeld, damit die Gastgeber ihre Führung über die Zeit bringen konnten. Der Schiedsrichter verwies sie daraufhin von der Seitenlinie.

Balljunge schuld an Manuel Neuers Verletzung?

Der Einsatz von Ballkindern kann schon mal gesundheitsgefährdend sein, zumindest wenn man Manuel Neuer glaubt. Der Bayern-Torwart verletzte sich 2014, kurz vor der WM, beim Pokalfinale an der Schulter. Die Schuld dafür sah er beim Balljungen: Dieser habe einen Ball zu schnell zurückgeworfen, so war Neuer zu einer Rettungsaktion an der Seitenlinie gezwungen, rutschte dabei aus und fiel auf die Schulter.

„Ich hatte ein bisschen Pech, aber der Balljunge hatte auch seinen Anteil. Ich habe ihn danach auch kurz zur Rede gestellt“, erklärte Neuer später. Am Ende ging alles gut: Neuer war rechtzeitig zur WM in Brasilien wieder fit und wurde mit dem DFB-Team Weltmeister. Nicht auszudenken, wenn das während eines Balljungen nicht passiert wäre.

Jens Lehmann hatte öfter Balljungen-Ärger

Jens Lehmann geriet in seiner Zeit beim VfB Stuttgart mehrmals mit Balljungen aneinander. Legendär ist die Szene aus einem Spiel bei Hannover 96: Lehmann wollte einen Ball schnell wiederhaben, der Balljunge warf die Kugel über den Torwart hinweg. Der Ball touchierte Lehmann sogar noch leicht am Kopf. Der frühere Nationalkeeper regte sich anschließend mächtig auf. 

„Ich habe nur meinen Job gemacht. Ich habe ihm den Ball hoch zugeworfen und er kam dann auf seinem Kopf runter. Lehmann hat mich dann gefragt: ‚Was soll der Scheiß?’“, berichtete der 14-jährige Balljunge. Der Torwart meckerte anschließend: „Selbst die Balljungen sind Betrüger.“ 

Balljunge Lehmann

Auch mit einem Balljungen des FC Barcelona hatte Lehmann Ärger. Dieser hatte einen Ball nicht schnell genug herausgerückt, der Keeper riss ihm die Kugel aus den Händen und berührte ihn dabei auch mit der Schulter im Gesicht. Später kratzte er sich noch (wenig unauffällig) mit dem Mittelfinger am Kopf.