„The White Lotus“-Star: Natürlich weird – warum Aimee Lou Wood so gefeiert wird

Kein gebleachtes Lächeln, kein gebotoxtes Gesicht: Aimee Lou Wood wird gerade zur Ikone der neuen Natürlichkeit. Was der Jubel über ihre Zähne über unseren Zeitgeist verrät.
Manchmal ist es das leise Aufbegehren, das am lautesten widerhallt. Aimee Lou Wood hat etwas nicht getan – und genau deswegen wird sie gerade gefeiert. Die britische Schauspielerin hat ihre Zähne nicht richten lassen. Und das Internet? Rastet aus.
„The White Lotus“-Star Aimee Lou Wood wurde durch „Sex Education“ bekannt
In ihrer neuesten Rolle wird Wood direkt auf ihr Gebiss angesprochen: „Ich liebe deine Zähne. Du bist aus England, oder?“, heißt es in der dritten Staffel von „The White Lotus“. Eine Szene, die mehr über unsere Zeit verrät, als man zunächst denken mag. Wood, die schon in „Sex Education“ als liebenswert-schräge Aimee Gibbs begeisterte, hat ein Talent dafür, Figuren zu spielen, die ebenso verletzlich wie warmherzig sind. Nun perfektioniert sie dieses Spiel: aufrichtig, lebensfroh, wunderbar weird. Und das Publikum ist entzückt.
Doch was macht Woods Hype aus? Ihre Zähne, finden einige. Sie sind nicht gebleacht, nicht durch Veneers geglättet. Stattdessen stehen sie auffällig hervor – mit Lücken, mit Charakter. Ihren Rollen verleiht Wood damit immer etwas Eigenes. Online loben Leute: „Es ist wirklich schön, eine junge Schauspielerin zu sehen, die ihre natürlichen Gesichtszüge und ihre Schönheit zur Geltung bringt. Ich habe es satt, überall die gleichen Veneers, Nasenkorrekturen, Brustvergrößerungen und Lippenauffüllungen zu sehen.“ Ein anderer Kommentar: „Ich fühle mich zu Menschen hingezogen, die wirklich interessant anzusehen sind (…). Die Schönheit liegt in der Andersartigkeit.“
Gerade in den USA, wo ein arztkittelweißes Lächeln fast als nationales Kulturgut gilt, wirkt Woods Natürlichkeit wie eine stille Revolution. Vor allem das amerikanische Publikum sei fasziniert von ihren Zähnen, sagte Wood vor ein paar Tagen in einer Talkshow. „Ich kann kaum glauben, welche Wirkung meine Zähne haben.“ Diese neue Begeisterung fühle sich wie ein „full circle moment“ an, so Wood. „Früher wurde ich wegen meiner Zähne immer gehänselt. Heute werde ich dafür beklatscht.“ Aus Stigma wird Stolz.
Woods Gebiss: früher Mobbinggrund, heute Markenzeichen
Doch es geht hier um mehr als nur Zähne. Es geht um, und so groß muss man es schon hängen, die Erinnerung ans Menschsein-Dürfen. Aimee Lou Wood wirkt wie ein Statement, fast wider Willen. „Die Art und Weise, wie [White Lotus-Fans] über mich und meine Zähne sprechen – dass ich keine Veneers oder Botox verwende – das fühlt sich ein bisschen rebellisch an“, sagte sie dem „Hollywood Reporter“. In einer Welt, in der Filter und Chirurgie immer mehr Gesichter gleichmachen, wirkt Wood umso interessanter. Weil ihre Zähne iconic sind – raumgreifend, statt uniform verschwindend.
Der Online-Jubel so vieler Menschen zeugt von einer tiefen Sehnsucht nach Echtheit. Die Zahl minimalinvasiver Schönheitseingriffe nimmt seit Jahren zu, Lipfiller und Botox sind längst mehr als nur Hollywoodtrend unter Stars. Man muss Schönheitseingriffe nicht pauschal verurteilen – und Natürlichkeit nicht pauschal romantisieren. Aber man darf beklagen: Echtheit wird immer seltener. Porenfreie Influencer-Selfies, KI-generierte Seelenlosigkeit, der endlose Strom operierter Uniformgesichter im Trash-TV – es langweilt, macht müde. Und perfektionssatt. Woods Unangepasstheit wirkt da erfrischend. Vielleicht ist Aimee Lou Wood genau das: die Queen der neuen Natürlichkeit. Einer selten gewordenen Natürlichkeit. Nicht künstlich erzeugt, sondern menschlich geblieben.