Energiewende: 23 Prozent Gewinnrückgang bei EnBW

Die Energiekrise hat sich entspannt – und damit auch das Preisniveau für Strom und Gas. Das spiegelt sich in der Bilanz des drittgrößten deutschen Versorgers wider. Der hat Forderungen an die Politik.

Wie erwartet hat der Karlsruher Energiekonzern EnBW im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch von fast einem Viertel im Vergleich zu 2023 verbucht. Da sich die damals außergewöhnlichen Preisniveaus für Strom und Gas an den Großhandelsmärkten normalisiert haben, sank der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) den Angaben nach um 23 Prozent von 6,4 auf 4,9 Milliarden Euro. 

Der drittgrößte Energieversorger in Deutschland hatte mit dieser Entwicklung gerechnet. Auch Eon und RWE vermeldeten in den vergangenen Wochen Gewinnrückgänge. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die EnBW der Prognose zufolge ein Ergebnis zwischen 4,8 und 5,3 Milliarden Euro. 

Neue Bundesregierung in der Pflicht

Konzernchef Georg Stamatelopoulos sprach laut Mitteilung für 2024 von einem soliden Ergebnis, „das uns ermöglicht, unser Investitionsprogramm weiterzuführen“. Allerdings hoffe er auf Anpassungen der Energiepolitik. „Der Umbau des Energiesystems kann nur erfolgreich sein, wenn er bedarfsgerecht dimensioniert und effizient umgesetzt wird.“ 

Unter anderem geht es um den Bau neuer, wasserstofffähiger Gaskraftwerke. Die gesamte Branche warte momentan darauf, dass das Kraftwerkssicherungsgesetz konkretisiert werde, sagte Stamatelopoulos. „Wir fordern hier schnell Klarheit von einer neuen Bundesregierung.“ 

Ziel bei erneuerbaren Energien früher erreicht

Der Konzern versorgt mehr als 5,5 Millionen Kundinnen und Kunden. Ende vergangenen Jahres beschäftigte er rund 30.400 Menschen – gut sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der bereinigte Konzernüberschuss sank den Angaben nach um fast 46 Prozent auf etwa 1,5 Milliarden Euro. 

Erneuerbare Energien machten mittlerweile rund 59 Prozent der installierten Erzeugungskapazität aus, hieß es. Damit sei das selbst gesteckte Ziel von über 50 Prozent bis 2025 schon ein Jahr früher erreicht worden. Der CO2-Ausstoß bei der Stromerzeugung sei um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. 

Mit rund 6,2 Milliarden Euro investierte EnBW den Angaben nach fast 30 Prozent mehr als 2023. Das Geld sei unter anderem in einen großen Offshore-Windpark in der Nordsee und den Ausbau der Stromnetze geflossen. 

Milliarden-Kapitalerhöhung in Sicht

Aktuell prüfe man Optionen, wie die Finanzierung auch in Zukunft gesichert werden könne, erläuterte der EnBW-Chef. Dabei geht es zum Beispiel um eine mögliche Kapitalerhöhung im Umfang von etwa drei Milliarden Euro. 

„Die Entscheidung steht noch aus, es wurden jedoch inzwischen von beiden Hauptanteilseignern die grundsätzlichen Voraussetzungen dafür geschaffen“, so Stamatelopoulos. Das Land Baden-Württemberg und der Zusammenschluss OEW von neun oberschwäbischen Landkreisen halten je fast 47 Prozent.