Störche in Brandenburg: Nach Dürrejahren: Wieder mehr Jungstörche in Brandenburg

Nach vergangenen Dürrejahren hat sich der Storchenbestand in Brandenburg erholt. Dennoch ist die Mark nicht mehr Storchenland Nr. 1 – und das hat mit veränderten Zugrouten zu tun.

Die Störche kehren in diesen Wochen aus ihren Winterquartieren nach Brandenburg zurück. Am 23. Februar wurde im brandenburgischen Storchendorf Rühstädt (Landkreis Prignitz) der erste Storch der Saison gesichtet. Inzwischen seien bereits zwei Paare in dem kleinen Prignitz-Dorf angekommen, hieß es von der Gemeinde. Das Dorf zählt zu den storchenreichsten Gemeinden Brandenburgs und darf sich seit 1996 „Europäisches Storchendorf“ nennen.

Wieder deutlich mehr Jungtiere

Und wer zuerst kommt, erhält die besten Plätze: So haben sich die ersten Rückkehrer die Horste auf dem ehemaligen Trafoturm und dem Wasserturm ausgesucht. Laut Felix Wolf, Umweltpädagoge beim Naturschutzbund Nabu in Rühstädt, sind es die begehrtesten Orte – freistehend, perfekt zum Abflug.

Der Nabu kümmert sich in dem Ort im Unesco-Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe-Brandenburg“ um die Pflege der Vögel. Zudem unterhält er ein eigenes Besucherzentrum, das einen Einblick in die Tier- und Pflanzenwelt in der Region im Nordwesten Brandenburgs vermitteln soll.

Zu Beginn der Storchensaison gibt es positive Neuigkeiten: 25 Storchenpaare haben demnach im vergangenen Jahr insgesamt 50 Jungtiere großgezogen. Nach mehreren trockenen Jahren mit geringem Bruterfolg sei das ein gutes Zeichen für die Stabilisierung des Bestandes, hieß es vom Nabu.

Das ist zwar immer noch weit entfernt vom Rekordjahr 1996 mit 44 Brutpaaren und 73 Jungen, aber deutlich besser als in den Dürrejahren 2018 und 2019. Da gab es zwar etwas mehr Horstpaare, aber die Zahl der Jungen ging auf rund 30 zurück, sank 2022 sogar auf 19. Zuletzt schlüpften nun wieder deutlich mehr Jungstörche aus den Eiern.

Der Klimawandel macht den Störchen zu schaffen

Die besonders trockenen Sommer schadeten dem Storchennachwuchs. „Der Weißstorch braucht intakte Feuchtwiesen, sonst verhungern die Küken“, betont Wolf. Nur dort finde er die Regenwürmer, die auf seinem Speiseplan und den seines Nachwuchses ganz oben stünden. Feuchtgebiete seien vom Grundwasserspiegel abhängig – und der habe sich nach den heftigen Regenfällen im vergangenen Winter wieder etwas erholt.

Um diesen Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen, müsse mehr Wasser in der Landschaft gehalten werden, etwa durch den Bau von Staustufen. Solche Schwammlandschaften nutzten auch den Landwirten in der Region, betont Wolf. 

Ein Rekordjahr für Brandenburg

2024 war ein Rekord-Storchenjahr – nicht nur in Rühstädt, sondern in ganz Brandenburg, sagt Bernd Ludwig aus Rangsdorf bei Berlin. Seit 1964 hat er die Bestandsentwicklung der Weißstörche mit anderen Naturschützern im Land koordiniert. Mit über 1.400 Horstpaaren landesweit habe man vermutlich sogar den bisherigen Spitzenwert von 1.424 Brutpaaren aus dem Jahr 2014 übertroffen, allerdings fehlten noch die Angaben aus dem Bereich Fürstenwalde. 

Trotz der positiven Entwicklung ist Brandenburg ist nicht mehr das Storchenland Nummer 1. Da es im Westen und Süden Deutschlands öfter regne, sei die Population vor allem in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen deutlich gestiegen. „Viele ziehen überhaupt nicht mehr weg und überwintern in Süd- und Westdeutschland“, erzählt Ludwig.

Die meisten Störche in Brandenburg seien „Ostzieher“. Das heißt, sie fliegen im Herbst Richtung Südosten über den Bosporus Richtung Afrika, vor allem nach Äthiopien oder in den Sudan. Nicht nur durch die weite Flugroute, sondern auch durch Gefahren unterwegs wie ungesicherte Stromleitungen auf Masten, gebe es große Verluste.

Die Störche zieht es nach Westen

Doch viele Vögel, die in West- oder Süddeutschland ihre Brutgebiete haben, begeben sich dem Storchenexperten zufolge stattdessen auf die Westroute: Im Herbst fliegen sie über Frankreich in Richtung Spanien, wo sie mittlerweile auf nicht abgedeckten Müllkippen oder auf Reisfeldern reichlich Nahrung finden würden. Früher seien sie bis nach Marokko oder in den Senegal gezogen, doch das sei heute nicht mehr notwendig.

Durch den kurzen Zugweg seien sie bereits im Februar oder März wieder in ihren Brutgebieten, erläutert Ludwig. Dadurch würden sie früher mit dem Brüten beginnen, seien durch die kurze Flugroute fitter und könnten mehr Junge hochbringen.

So müsse man in Brandenburg verstärkt dafür sorgen, dass die Nahrungsgrundlage der Störche gesichert sei. „Dafür brauchen wir wieder mehr artenreiches, feuchtes Grünland anstatt endlose Mais- und Rapswüsten“, fordert der Weißstorch-Experte.