2. Fußball-Bundesliga: HSV reif für die Insel: Trainingslager auf Mallorca

Der Hamburger SV hat die Zweitliga-Spitze verloren, ist im Aufstiegsrennen aber weiter gut dabei. Vor dem Nürnberg-Gastspiel soll in Spanien Kraft getankt werden.

Die Tabellenführung ist futsch. Doch der Hamburger SV lässt sich davon nicht beirren und will mit aller Macht zurück in die Fußball-Bundesliga. Deshalb setzt er auf eine „besondere Maßnahme“. Zwei Tage nach der Nullnummer gegen die SV Elversberg brach der Zweitliga-Zweite zur Ferieninsel Mallorca auf. Bis Mittwoch wollen sich die Profis in einem Kurz-Trainingscamp auf die Zielgerade der Saison vorbereiten.“Wir wollen bewusst aus dem Trainingsalltag in Hamburg raus und uns mit intensiven und fokussierten Einheiten auf den Endspurt einstimmen sowie an zahlreichen Details arbeiten. Dazu werden wir auch bewusst viel Zeit miteinander verbringen, um als Team noch enger zusammenzurücken“, sagte Cheftrainer Merlin Polzin. 

Das Aufstiegsrennen wird immer dramatischer. Nach dem 2:1-Sieg des 1. FC Köln beim letzten HSV-Bezwinger SC Paderborn liegen die Hamburger mit 49 Zählern einen Punkt hinter den Rheinländern. Auf Rang drei lauert der drei Punkte entfernte 1. FC Kaiserslautern.Vor dem Gastspiel beim 1. FC Nürnberg am Samstag (13.00 Uhr) wird das Team nach Hause zurückkehren und die weitere Vorbereitung auf den Endspurt in der Hansestadt absolvieren. „Sieben Spieltage vor Schluss der Saison ist ein idealer Zeitpunkt, um noch einmal gezielt an Details zu arbeiten und die Sinne zu schärfen“, sagte Sportdirektor Claus Costa.

Ohne Öffentlichkeit

Die Reise nach Spanien ist kein Schnellschuss – auch wenn es so aussieht. „Das Trainerteam hat uns die Idee für den Zeitraum Mitte der Rückrunde schon im Dezember vorgestellt und diese entsprechend weiterentwickelt. Mit Blick auf die bestmöglichen Bedingungen vor Ort und unter Beachtung von der Erreichbarkeit des Ziels und der Verfügbarkeit, hat sich jetzt die Möglichkeit ergeben, dies kurzfristig umzusetzen“, sagte Costa.

Die Hamburger trainieren auf der Anlage des spanischen Erstligisten RCD Mallorca, übernachtet wird im Stadt-Zentrum von Palma. Die täglichen Trainingseinheiten sollen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Auch Innenverteidiger Dennis Hadzikadunic ist trotz seiner Schulterverletzung aus dem Elversberg-Spiel mit nach Spanien gereist. 

Zwei Punkte gegen Elversberg verloren?

Nach dem 0:0 der besseren Sorte am Freitag im Volksparkstadion gegen die SV Elversberg sagte Polzin: „Es war unter meiner Regie die bis dato schwierigste Aufgabe, die wir hier daheim zu lösen hatten“, sagte Polzin. Seit Ende November ist der 34-Jährige Cheftrainer.

Schlechte Stimmung wollten die Hamburger nicht aufkommen lassen. „Wir bleiben positiv“, sagte Torhüter Daniel Heuer Fernandes. „Es war vielleicht nicht unsere beste Leistung, aber wir haben auch nicht verloren, sondern unentschieden gespielt“, meinte Mittelfeld-Antreiber Ludovit Reis.

„Es war kein schlechter, aber auch kein richtig guter Auftritt“, meinte Stürmer Davie Selke zum 0:0 gegen die Elversberger. 

Selkes Vertragssituation im Fokus

Der Top-Angreifer der Hanseaten stand ohnehin im Fokus. Die Verlängerung des zum Saisonende auslaufenden Vertrages ist alles andere als sicher. „Ich habe mich schon so oft geäußert zu dem Thema, auch in der Klarheit, wie ich es zuvor nicht gemacht habe. Ich kann nichts versprechen, wir werden sehen, wie die Gespräche weiter laufen. Es ist in beide Richtungen offen – leider“, sagte Selke

Er machte klar: „Ich habe mir schon auch ein Zeitfenster gesetzt und irgendwann wird es von mir eine Entscheidung geben.“ Genau definieren wollte der 30-Jährige seinen Zeithorizont allerdings nicht.

Vor dem Anpfiff hatte HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz (62) Einblick in die Verhandlungen gegeben. „Es ist manchmal nicht so einfach. Beide Seiten haben ihre Standpunkte. Der eine erzählt ein bisschen mehr in der Öffentlichkeit, wir sind da garantiert nicht dabei, sodass vermeintlich Druck aufgebaut wird.“ 

Trainer Polzin hofft auf eine schnelle Einigung. „Davie gibt jeden Tag alles für den HSV. Wenn man ihn nach dem Spiel mit einem Puls von gefühlt 250 fragt, ist das wahrscheinlich nicht der beste Moment.“Polzin hat ein Luxusproblem im Angriff. In Selke (30/17 Tore), Ransford Königsdörffer (23/11 Tore) und dem nach seiner langen Verletzungspause wieder fitten Robert Glatzel (31/7 Tore) hat Polzin gleich drei Top-Stürmer zur Verfügung. Ein Problem sieht er darin nicht: „Das ist ein Riesen-Glück für einen Trainer.“