Filigrane Handarbeit: Kunst aus Schnecken: 64-Jähriger mit außergewöhnlichem Hobby

Andere sammeln Briefmarken – Rudi Wergin sammelt Schneckenhäuser. Und nicht nur das: Aus Tausenden davon erschafft er außergewöhnliche Bilder, die so wohl niemand sonst herstellt.
Rudi Wergin hat ein Hobby, das wohl einzigartig ist. Mit konzentriertem Blick sitzt er an seinem Arbeitsplatz in der Küche, Pinzette in der einen Hand, Klebstoff in der anderen. In akribischer Feinarbeit fügt er winzige Schneckengehäuse zu kunstvollen Bildern zusammen.
Bis zu 2.000 davon, kaum größer als zwei Millimeter, zieren ein einziges Werk von gerade einmal 20 mal 20 Zentimetern. Jedes einzelne Häuschen wird exakt von Hand platziert und ausgerichtet.
Weit über 100.000 Schnecken gesammelt
Die am Stettiner Haff gesammelten Gehäuse sortiert der 64-Jährige in kleine Schubfächer nach Größe und Farbe. Sein Fundus ist beeindruckend: Weit mehr als 100.000 Schnecken umfasst seine Sammlung, in der sich auch einige Muscheln finden, sagt Wergin. Vor 50 Jahren begann der in der Gemeinde Mönkebude im Landkreis Vorpommern-Greifswald lebende Mann erstmals, mit seinem Vater Deko mit Schneckenhäusern zu verzieren. Das Interesse war geweckt.
Seit rund zwei Jahrzehnten widmet sich Wergin der ungewöhnlichen Kunstform nun intensiver. Sein erstes Motiv war das Wappen seines Heimatortes in Vorpommern. Mittlerweile sind mehr als 30 Werke entstanden, darunter Mosaike, Blumenmotive und maritime Bilder.
Etwa 60 Stunden Arbeit stecken in jedem einzelnen Bild. Für mindestens eine Stunde am Tag zieht sich der gelernte Funkmechaniker an seinen Schreibtisch zurück und bastelt – nach etwa ein bis zwei Monaten stellt er ein Bild fertig. „Da geht schon Zeit ins Land“, bilanziert Wergin.
Werke erstmals öffentlich
Seit Anfang März sind seine Werke erstmals öffentlich zu sehen – im Bürgersaal seiner Gemeinde. „Ich möchte gerne inspirieren, animieren und interessierte Menschen dazu bringen, sich vielleicht auch damit zu beschäftigten“, sagt er. Dass seine Bilder jemals in einer Ausstellung hängen würden, hätte er früher nicht gedacht, wie er sagt.
Besucherin Gabi Kremkow ist fasziniert von der Kunst: „Das ist eine so kleine filigrane Arbeit, in der so viel Zeit und Liebe steckt.“ Für solche Kunst, meint sie schmunzelnd, müsse man allerdings eine gewisse Besessenheit haben.