Museen: Ostpreußisches Landesmuseum hofft auf „Kant-Bau“ im Dezember

Am Ostpreußischen Landesmuseum soll bis zum Jahresende ein Anbau fertiggestellt werden, der sich dem Schaffen von Immanuel Kant widmet. Die Fragen des Philosophen sind nach wie vor aktuell.

Die nach eigenen Angaben weltgrößte Sammlung zu Immanuel Kant (1724-1804) soll im Dezember dauerhaft in einem Anbau des Ostpreußischen Landesmuseums untergebracht werden. Wegen Baukostensteigerungen und Verzögerungen aufgrund der Corona-Pandemie und des Ukrainekriegs wurde der Bau in der Lüneburger Altstadt nicht zum 300. Geburtstag Kants im April vergangenen Jahres fertig. 

„Das ist ein Geschenk für Lüneburg, es wird kostenfrei Kultur hereingebracht“, sagt Museumsdirektor Joachim Mähnert. Von den acht Millionen Euro Baukosten trägt der Bund 5,7 und das Land Niedersachsen 2,3 Millionen Euro. Und weil es nicht teurer werden durfte, wurde die Fläche der Dauerausstellung von 700 Quadratmetern auf 640 verkleinert. 

Der Philosoph Tim Kunze wurde als Kurator der Ausstellung eingestellt. Der Anbau ist als fünfgeschossiger Museumsspezialbau mit einem Innenhof konzipiert. Bei der Aushebung der Baugrube kamen archäologische Funde zum Vorschein, die darauf hinwiesen, dass die Siedlung Lüneburg um Kloster und Saline nicht erst im 13. Jahrhundert entstand. „Da hat man sich um hundert Jahre geirrt“, erklärt Mähnert. 

Themen des Königsbergers nach wie vor aktuell

Die Ausstellung soll neugierig machen. „Kants Texte kann man nicht gut lesen, sie sind im Satzbau kompliziert und inhaltlich anspruchsvoll, trotzdem ist er der wichtigste Philosoph der Moderne“, sagt der Historiker, der das Thema runterbrechen möchte, damit nicht nur Wissenschaftler anreisen. 

Denn die Themen des Königsbergers seien nach wie vor aktuell: „Er ist ein Demokratieverfechter und sein politisches Konzept verbietet es, ein anderes Land anzugreifen.“ 

Champagnerglas als ältestes persönliches Objekt 

Das Museum in der Hansestadt hatte 2016 die umfangreiche Sammlung aus Duisburg mit Objekten des Philosophen übernommen, auch Gegenstände aus seinem Haushalt wie Geschirr und Münzen, ein Büschel Haare sowie Porträts. „Er war nie verheiratet, hatte keine Kinder oder Erben“, erzählt Mähnert. Das älteste Objekt sei ein Champagnerglas, das man aus Privatbesitz erstanden habe. Damit habe er mit Freunden auf das Kriegsende 1763 angestoßen. 

Das von der Ostpreußischen Kulturstiftung getragene Museum wird vom Bund und vom Land Niedersachsen institutionell finanziert. Ostpreußen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen der damaligen Sowjetunion und Polen aufgeteilt, seine frühere Hauptstadt Königsberg in Kaliningrad umbenannt. Bis zu 14 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene kamen 1945 aus den deutschen Ostgebieten und weiteren Regionen im östlichen Europa.

Nach dem Krieg siedelten sich viele Vertriebene in Lüneburg an, die Bevölkerung wuchs damals um mehr als die Hälfte. Das 1987 eröffnete Haus auf altem Brauereigelände beschäftigt sich mit Geschichte, Kultur und Landschaft in den früheren deutschen Ostgebieten. Nach eigenen Angaben ist es das weltweit einzige Museum, das sich umfassend der Gesamtregion widmet.