Schauspieler: Blackfacing, Antisemitismus, Provokationen: Die Akte Dieter Hallervorden

Bei einer Jubiläumsshow der ARD führte Dieter Hallervorden seinen alten „Palim Palim“-Sketch erneut auf – und sagte das N-Wort. Überraschend ist das eigentlich nicht. 

Schon wieder ein älterer Herr, der sich vor einem Millionenpublikum beklagt, er dürfte nicht mehr alles sagen, dies dann aber dennoch tut. Nein, die Rede ist in diesem Fall nicht von Thomas Gottschalk, sondern von Schauspieler Dieter Hallervorden

Dieter Hallervorden sagt diskriminierende Wörter

In einer ARD-Jubiläums-Show am Samstagabend hatte der Schauspieler seinen legendären „Palim, Palim!“-Sketch vorgeführt – allerdings in einer leicht abgewandelten Version, worin er das „N-Wort“ und das „Z-Wort“ verwendete. Mit dem Begriff „N-Wort“ wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben. Das „Z-Wort“ steht für eine ebenfalls früher in Deutschland gebräuchliche Bezeichnung für Sinti und Roma.

Auch die Inszenierung des Sketchs selbst ist vielsagend. In der von Kai Pflaume präsentierten Sendung führten Hallervorden und Schauspieler Harald Effenberg den Sketch in einer Bühnenversion einer Gefängniszelle auf. Im Etagenbett sitzend, erzählt Hallervordens Figur dem anderen Insassen, warum er einsitzt: Weil er die heute nicht mehr verwendeten Bezeichnungen für Schokokuss und Sauce ungarischer Art nutzte. Die Intention und Interpretation dahinter sind klar: Hallervorden, das Opfer einer angeblichen Woke-Kultur. 

Wirklich überraschend ist der Fehltritt des 89-Jährigen in Wahrheit aber nicht. Schon 2012 wurde Hallervorden Rassismus vorgeworfen. In seinem Theaterstück „Ich bin nicht Rappaport“ spielte ein Weißer die Rolle eines Schwarzen. Sogenanntes „Blackfacing“ im Berliner Schlosspark Theater. Beim „Blackfacing“ stellen sich weiße Menschen mit Schminke als schwarze Menschen dar. Die Empörung damals war groß. „In meiner Gedankenwelt ist absolut kein Platz für Rassismus“, ließ Hallervorden damals wissen. Man habe beim Casting schlicht keinen schwarzen Darsteller gefunden, so Hallervorden. „Wir haben nicht etwa mutwillig nach einem Weißen für die Rolle des 80-jährigen Midge gesucht, sondern wir haben vom schauspielerischen Standpunkt aus nach der bestmöglichen Lösung gefahndet. Ein Schwarzer stand seinerzeit nach unseren Recherchen nicht zur Verfügung“, sagte er. 

Er sagte die „Mohrenstraße“ an

Wenige Jahre später stand der „Honig im Kopf“-Star erneut im Zentrum einer Diskussion. Er war 2015 Teil einer Aktion, bei der Prominente diverse U-Bahn-Stationen in Berlin ansagten. Ausgerechnet Hallervorden war für die Station „Mohrenstraße“ engagiert worden. Damals äußerte sich Christian Kopp vom Verein „Berlin Postkolonial“ im „Tagesspiegel“ mit Bezug auf den Vorfall von 2012: „Soll die Black Community Berlins provoziert werden, oder warum wählt man ausgerechnet diesen fragwürdigen Komiker aus, um den kolonialrassistischen Stationsnamen einzusprechen?“

Aber nicht nur mit der Black Community verscherzte es sich Hallervorden. Im April vergangenen Jahres trug er ein Gedicht vor, das er mit dem Linken-Politiker Dieter Dehm geschrieben hatte. In „Gaza Gaza“ bediente er sich antisemitischer Narrative, erwähnte unter anderem die „Macht, die die Bestien schafft, aus kaltem Kalkül“. Im Video zum Song zeigte er unter anderem Propagandavideos der Hamas und Ausschnitte des katarischen Nachrichtensenders al-Jazeera. 

Mittlerweile hat sich Hallervorden zu seinem umstrittenen Auftritt in der ARD geäußert. „Woke Menschen von heute versuchen ängstlich, nicht aus der Reihe zu tanzen, befolgen akribisch alle Social-Media-Gebote, um keine Likes aufs Spiel zu setzen und verstehen keine Satire mehr, weil Satire aus Angst vor Missverständnissen nicht mehr vorkommt“, sagte er. Hallervorden bleibt uneinsichtig.