2. Fußball-Bundesliga: Mehr als ein gerettetes Remis: Herthas Charaktertest

Aus dem vierten Sieg in Serie wurde nichts. Es lief auch nicht alles nach Plan. Das Remis gegen Darmstadt lieferte aber Gründe für die Hertha, mit Zuversicht in den Saisonendspurt zu gehen.

Die Zehn-Punkte-Wochen haben Hertha BSC für den Schlussspurt in der zweiten Fußball-Bundesliga gestärkt. Daran ändert auch der verpasste vierte Sieg in Serie nichts. „Wir haben uns so einen kleinen Puffer verschafft und man sieht ja auch, wir treten anders auf, viel selbstbewusster“, betonte Mittelfeldmann Diego Demme. 

Dass das beim Spiel vor heimischer Kulisse gegen den SV Darmstadt 98 aber nicht die gesamte Spielzeit der Fall war, sondern erst in der zweiten Halbzeit, war der Makel der Berliner an diesem Spieltag. 

Demme mit deftigen Worten 

Dass sich die Mannschaft von Trainer Stefan Leitl aber erst recht nach dem unglücklichen Rückstand kurz nach dem Wiederanpfiff mit der nötigen Intensität gegen die drohende Niederlage wehrte, wurde zum Mutmacher für die Restwochen der schweren Hertha-Saison. Oder wie es Demme formuliere: „Weil wir aus einer scheiß Situation kamen.“

Kampf gegen den Abstieg, Trainerwechsel – Ungewissheit. Aber seit Leitl da ist, wird es besser. Das erkannte auch Darmstadts Trainer Florian Kohfeldt an: Die Berliner Mannschaft habe in den vergangenen Wochen deutlich Struktur gewonnen und ein klares System: „Und deshalb ist es sicher eines der schwersten Auswärtsspiele.“ 

Gegen Ulm den Ligaverbleib klarmachen?

Dass es nicht mit einer Niederlage für die einen Punkt und einen Platz schlechteren Lilien endete, hatten die Gäste auch dem Pfosten zu verdanken, als Kapitän Toni Leistner in der Nachspielzeit an eben diesem scheiterte. Damit wollte sich der Routinier aber nicht allzu langen aufhalten. „Es sind wichtige Spiele, die wir vor der Brust haben. Nächste Woche können wir das Ding dann fast fix machen“, sagte er stattdessen. 

Am Sonntag kommender Woche muss die Hertha beim SSV Ulm ran, Tabellenvorletzter. Aber: Die Ulmer gewannen parallel zum Berliner Remis mit 1:0 gegen den Aufstiegskandidaten 1. FC Magdeburg. „Man sieht, wie eng diese Liga ist“, betonte Herthas Sportdirektor Benjamin Weber. „Es ist wichtig, dass wir hungrig bleiben, gierig bleiben, den Fuß auf dem Gaspedal lassen und uns nicht von den drei gewonnenen Spielen in Folge oder jetzt auf vier Spielen ohne Niederlage blenden lassen.“

Was möglich ist, „wenn die Gier stimmt“

Doch das Gefühl, die Lage zu euphorisch nach den vier ungeschlagenen Spielen mit drei Siegen einzuschätzen, ließen auch die Spieler nach dem durchaus gerechten Unentschieden, das letztlich ja auch nur aus Berliner Sicht durch ein Eigentor von Aleksandar Vukotic (62.) zustande gekommen war, nicht aufkommen. „Wir sollten nicht sagen, die Saison ist schon vorbei“, sagte Leistner. „Es ist noch nichts geschafft“, pflichtete Ernst bei: „Wir sind noch nicht sicher.“ 

Auch er dürfte sinnbildlich für die Entwicklung der Hertha stehen, die sich von Rückschlägen vorerst nicht mehr komplett aus dem Konzept bringen lässt. Beim Tor der Darmstädter ließ er den Ball nach einem Distanzschuss nach vorn abprallen, leichtes Spiel für Isac Lidberg. Davor und vor allem auch danach zeigte Ernst aber seine Klasse. So wie die gesamte Mannschaft nach einer schwachen ersten Halbzeit und dem Gegentor wieder zu sich fand. 

„Anschließend hat man unseren Charakter gesehen, als wir nach dem 0:1 zurückgekommen sind“, sagte Marten Winkler. „In der zweiten Halbzeit hat man gesehen, was möglich ist, wenn die Intensität stimmt, wenn die Gier stimmt, wenn der Zug nach vorne drin ist“, meinte Ernst: „Und das muss der Maßstab jetzt auch für die nächsten Wochen sein. In jeder Halbzeit, in jedem Spiel.“ Dann werde es für jede Mannschaft schwer gegen Hertha BSC.