Das Wegbier und seine Freunde: Lust und Last beim Feiern im Freien

Es wird wärmer und das Partyvolk zieht es nach draußen. Auf Plätzen in ganz Hessen treffen sich Menschen spontan auf ein Bier oder ein Glas Wein. Das ist schön – aber nicht für jeden.
Freitagabend im Frankfurter Nordend: Hunderte junge Menschen belagern den Friedberger Platz. Wenn am Abend die Marktbuden geschlossen werden, die der Anlass für die all-freitägliche Party sind, werden die Getränke eben mitgebracht oder am Büdchen besorgt. Mit den steigenden Temperaturen finden überall in Hessen wieder Freiluft-Partys statt – und die sorgen bisweilen auch für Ärger – zum Beispiel in den Gassen von Alt-Sachsenhausen.
Je später der Abend, desto mehr Altglas sammelt sich am Friedberger Platz rund um die Müllcontainer. Pfandsammler mischen sich unter das Partyvolk. Die Stadtpolizei fährt mit zwei Bussen vor. Später kommt die Müllabfuhr, um die Reste der Party zu beseitigen. Erst in der Nacht verläuft sich die Menge.
Grünanlagen und Mainufer als Treffpunkte
Neben dem Friedberger Platz haben sich in Frankfurt zahlreiche weitere Orte als Feier-Treffs etabliert, etwa an der Kleinmarkthalle und entlang des Mainufers. Das städtische Ordnungsamt berichtet zudem von sporadisch auftretenden Partys im Innenstadtbereich, „die im unmittelbaren Zusammenhang mit in der Nähe befindlichen Lokalen stehen“, wie ein Sprecher sagt. Auch in den Grünanlagen gebe es regelmäßig Zusammenkünfte.
Solche Zusammenkünfte sind nicht genehmigungspflichtig. Erst, wenn mal die Musik zu laut wird oder es zu anderen Beeinträchtigungen kommt, greift die Stadtpolizei ein. Auch ein Alkoholverbot gibt es nicht – und ist laut Ordnungsamt auch nicht geplant.
Nur bei „Verunreinigung“ könne es auch mal böse Konsequenzen geben, warnt das Ordnungsamt. Insbesondere Wildpinkeln und Vermüllung seien ein Problem. Wildpinkeln wird mit einem Bußgeld von 70 Euro geahndet, das unzulässige Ablegen von Kleinabfällen mit 55 Euro. In gravierenderen Fällen oder bei wiederholten Verstößen können auch höhere Bußgelder verhängt werden.
„Dramatische“ Zustände in Alt-Sachsenhausen
Massive Klagen gibt es derzeit über den Party-Stadtteil Alt-Sachsenhausen. „Wo einst das harmonische Zusammenspiel von Tradition und urbanem Leben das Viertel prägte, dominieren heute Lärm, Vandalismus und zunehmende Kriminalität“, beklagt sich eine Anwohner-Initiative. Sie wehren sich gegen „systematische Vermüllung“, „hemmungsloses Urinieren“ und „kotzende Idioten“.
Die Situation habe sich in den vergangenen drei Jahren zugespitzt, sagt Anwohner Oliver Tamagnini. „Die Zustände sind dramatisch.“ Der Fotograf schläft inzwischen am Wochenende bei Freunden auf dem Sofa. In Alt-Sachs gebe es keine Sperrstunde und das sei auch ok, meint Tamagnini. Das Problem seien einzelne Wirte, „die die Straße zu ihrem Geschäftsraum deklarieren und die Musik so laut aufdrehen, dass die Wände wackeln“.
In Wiesbaden geht es beschaulich zu
In Hessens Landeshauptstadt – von der es ironisch mitunter heißt, sie sei wie ein nie endender Sonntagnachmittag – gibt es vergleichsweise wenig Probleme. „Wiesbaden ist tatsächlich in Hinblick auf seine Feste ein relativ ruhiger und friedlicher Ort“, heißt es beim Amt für Straßenverkehr und Stadtpolizei. „Viele Feste sind vom Publikum her eher beschaulicher Art.“ Weder beim Weinfest noch beim Pfingstreitturnier gebe es größere Probleme.
Dem „Bedarf an sozialen Begegnungsräumen“ komme die Stadt Wiesbaden mit „Aktivitäts- und Begegnungsräumen“ für junge Menschen nach – etwa am Kulturzentrum Schlachthof oder einem Graffiti-Event. Die Kommune verweist aber auch auf „ordnungsrechtliche Maßnahmen“ wie den Erlass einer Alkoholverbotszone vor etlichen Jahren.
Auch die Polizei resümiert: „Grundsätzlich gibt es in Wiesbaden aus polizeilicher Sicht keine „Feierzone/Partymeile“ wie in anderen deutschen Großstädten.“ In den Sommermonaten sei zwar beispielsweise am Rheinufer in Biebrich oder am Schlachthofgelände viel los. Grundsätzlich laufe dort aus polizeilicher Sicht alles weitestgehend friedlich ab.
In Gießen gibt es nach Angaben der Stadt derzeit keine Probleme mit Ruhestörungen, Partymüll oder Wildpinklern. Selbst an den hoch-frequentierten Plätzen an der Lahn bleibe es meist ruhig. Auch in Fulda sind laut Stadtverwaltung keine Probleme mit wilden Partys bekannt.
Verstärkte Präsenz in Darmstadt und Hanau
In Darmstadt trifft sich das Party-Publikum an wärmeren Tagen beispielsweise im Herrngarten und der Orangerie. Es gebe regelmäßig Kontrollen der Stadtpolizei und des Ordnungsamts, teilt die Stadt mit.
In Hanau gibt es Bereiche im Schlossgarten, in denen sich immer wieder Jugendliche und andere Personen treffen, Alkohol trinken und Müll hinterlassen. Es habe auch immer wieder Anrufe von Anwohnerinnen und Anwohnern gegeben, die sich über die Lautstärke beschwerten. „Stadtpolizei sowie die Landespolizei haben deshalb ihre Präsenz in diesem Bereich verstärkt“, teilt ein Sprecher mit. „Die Stadt Hanau prüft weiterhin perspektivisch, ob man den Bereich des Schlossgartens um die Videoschutzanlage erweitern kann.“