Landwirtschaft: Hessens Kirschbauern zunehmend unter Druck

Frost im Frühling, Starkregen in der Reifezeit, steigende Lohn- und Energiekosten: Hessens Kirschbauern machen vielfältige Probleme zu schaffen. Hat der Anbau trotzdem eine Zukunft?
Klimawandel, invasive Schädlinge, steigender Kostendruck – die Kirschbauern in Hessen sind nach Einschätzung des Hessischen Bauernverbands mit vielerlei Herausforderungen konfrontiert. Das betreffe sowohl klimatische als auch wirtschaftliche und strukturelle Aspekte, erklärte der Verband.
„Hessische Kirschbauern sind zunehmend von Wetterextremen betroffen. Spätfröste im Frühjahr können die Blüte und damit die Ernte erheblich schädigen“, erläuterte Sprecherin Marie-Claire von Spee. Zudem führten starke Regenfälle während der Reifezeit dazu, dass Kirschen aufplatzen und unbrauchbar werden. „Im Jahr 2024 waren bis zu 95 Prozent der Kirschen in einigen Regionen betroffen, was zu erheblichen Ernteausfällen führte.“
Bedrohung durch invasive Schädlinge
Steigende Kosten für Dünger, Energie und der gesetzliche Mindestlohn für Erntehelfer setzten die Betriebe finanziell unter Druck. Viele kleinere Höfe könnten diese Kosten nicht tragen, was zu einem Rückgang der Anzahl obstanbauender Betriebe führe.
Ein weiteres Problem seien invasive Schädlinge und Krankheiten, die eine zunehmende Bedrohung darstellten. „Gleichzeitig erschweren strengere gesetzliche Auflagen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, was den Schutz der Ernte zusätzlich verkompliziert.“
Anpassung an Klimawandel
Trotz erheblicher Herausforderungen bietet der Kirschanbau in Hessen dem Bauernverband zufolge aber weiter auch Chancen für eine nachhaltige und regionale Landwirtschaft. „Durch gezielte Förderung, Anpassung an klimatische Veränderungen und innovative Ansätze kann der Bereich revitalisiert werden“, so von Spee. Vor allem durch Qualität und Regionalität bestehe die Möglichkeit, neue Märkte zu erschließen. „Hier ist insbesondere die Direktvermarktung interessant.“
In Hessen spielen vor allem drei Anbaugebiete eine große Rolle: das selbst ernannte „Kirschenland“ rund um Witzenhausen im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis, außerdem Wiesbaden-Frauenstein und Friedberg-Ockstadt, das „Kirschendorf“ in der Wetterau. Laut Statistischem Landesamt wachsen die Kirschen im Bundesland auf insgesamt rund 238 Hektar (Stand 2022). Der Großteil davon sind Süßkirschen.