Stadtentwicklung: 100 Jahre Badeverbot – Demonstranten gehen ins Wasser

Seit 100 Jahren darf in Berlins Innenstadt in der Spree nicht mehr gebadet werden. Gegen das Verbot regt sich seit langem Protest. Jetzt gehen die Demonstranten ins Wasser.
Mit einer Demonstration im Wasser will der Verein Flussbad Berlin am 20. Mai ein Zeichen für die Aufhebung des Badeverbots in der Spree setzen. Hintergrund ist der 100. Jahrestag des Badeverbots in der innerstädtischen Spree, wie es auf der Website des Vereins heißt. „Call it a Demo, we call it Badespaß.“Der Verein weist auf Städte wie Amsterdam, Basel, Bochum, Halle an der Saale, Hamburg, Kopenhagen, München oder Wien hin, in denen das Baden in Flüssen mitten in der Stadt erlaubt sei. In Berlin sei das nach wie vor verboten.
Und das seit dem 20. Mai vor 100 Jahren, als der Berliner Magistrat die Schließung aller Flussbadeanstalten in Alt-Berlin beschloss. Grund war damals die unter hygienischen Gesichtspunkten fragwürdige Qualität des Spreewassers.
Verein setzt auf regelmäßige Wasseruntersuchungen
Der gemeinnützige Verein setzt sich seit Jahren dafür ein, auch mitten in der Stadt in der Spree wieder baden zu dürfen und hat sich für ein Flussbad am Spreekanal neben dem Humboldt Forum starkgemacht. „Tatsächlich sind die sachlichen Probleme zum Glück viel geringer als ursprünglich gedacht“, sagte Gründungsmitglied Jan Edler der Deutschen Presse-Agentur.
Das Wasser sei besser als zunächst gedacht. Es sei möglich, in der Spree zu schwimmen, ohne dass es filtriert werden müsse. „Das geht mit einem Wasserqualitäts-Monitoringsystem, das den Nutzerinnen und Nutzern signalisiert, wann man es riskieren kann, schwimmen zu gehen.“
„Wir müssen also – abgesehen von Badeleitern – nicht bauen, sondern den legalen Rahmen dafür schaffen, dass wir anfangen dürfen zu schwimmen“, sagte Edler.
Umweltverwaltung sieht Baden in der Spree kritisch
„Die Umweltverwaltung kann die Badegewässerverordnung ändern. Das würde erlauben, in Zeiten ausreichender Wasserqualität nicht nur im Spreekanal zu schwimmen, sondern perspektivisch auch an anderen Stellen in der innerstädtischen Spree“, so Edler.
Die Senatsverwaltung für Verkehr und Umwelt ist eher skeptisch: Spreekanal und Spree seien Bundesschifffahrtsstraßen für den Schiffsverkehr. Für den gesamten Spreekanal seien außerdem Denkmalschutzregeln zu beachten.
Der Spreekanal sei von zehn Brücken überspannt und das Baden laut der Badegewässerverordnung grundsätzlich 100 Meter oberhalb und unterhalb von Brücken aus Sicherheitsgründen verboten. Änderungen an dieser Stelle seien in der Verordnung nicht vorgesehen, teilte ein Sprecher der Umweltverwaltung mit.
Offene Fragen zur Wasserqualität
Auch was die Wasserqualität angeht, weist er auf mögliche Probleme hin. Die Stadtspree werde insbesondere nach Starkregenereignissen durch die Mischkanalisation durch eine Vielzahl unterschiedlicher Fäkalkeime kontaminiert.
Wissenschaftliche Untersuchungen dazu liefen noch. „Die Auswertung und Bewertung dieser Ergebnisse stehen noch aus“, so die Umweltverwaltung. „Ob und inwiefern der Spreekanal sich auf Basis dieser Ergebnisse aus hygienischer Sicht zum Baden eignet, ist derzeit noch unklar und völlig offen.“