Ostfriesland-Krimiautor Klaus-Peter Wolf: Die „Liebe zu Landschaft und Menschen“ prägt

Vom Ruhrgebiet nach Ostfriesland: Zur TV-Premiere von „Ostfriesenhölle“ erklärt Klaus-Peter Wolf, wie seine Wahlheimat seine Krimis prägt.

Am Karfreitag (18. April) können sich Krimifans auf einen besonderen Fernsehgenuss freuen: Die Verfilmung von Klaus-Peter Wolfs (71, „Ein mörderisches Paar – Der Sturz“) Roman „Ostfriesenhölle“ wird um 20:15 Uhr auf Arte in deutscher und französischer Sprache ausgestrahlt. Im Interview mit spot on news gewährt der meistverfilmte, in Gelsenkirchen geborene Romanautor Einblicke in die besondere Verbindung zu seiner Wahlheimat Ostfriesland.

Sie leben seit über 20 Jahren im ostfriesischen Städtchen Norden. Wie hat diese Region Ihr Schreiben geprägt – insbesondere Ihre Ostfriesenkrimis?

Klaus-Peter Wolf: Meine Bücher atmen den ostfriesischen Nordwestwind. Die Landschaft ist wie ein Protagonist der Handlung. Aber auch die Menschen beeinflussen mein Schreiben. Zahlreiche literarische Figuren meiner Bücher gibt es wirklich. Sie heißen so, sie sprechen so, sie sind so. Es handelt sich natürlich um Freunde, die ich gut kenne. Zum Beispiel den Konditor Jörg Tapper und seine Frau Monika. Den Maurermeister Peter Grendel und seine Frau Rita. Außerdem den Journalisten Holger Bloem und viele andere … Warum soll ich für meine Romane Personen erfinden, wenn ich von so originellen Gestalten umgeben bin?

Ihre Geschichten sind tief in Ostfriesland verwurzelt. Spüren Sie eine besondere Verantwortung, die Region authentisch und respektvoll darzustellen?

Wolf: Viele kannten Ostfriesland nur aus den Ostfriesenwitzen. Ich zeige ein ganz anderes Ostfriesland. Meine Bücher sind geprägt von der Liebe zur Landschaft und zu den Menschen. Ich selbst komme aus Gelsenkirchen und wie für viele Menschen aus dem Ruhrgebiet war für mich Ostfriesland immer ein Sehnsuchtsort.

Was macht Ostfriesland für Sie zum idealen Schauplatz für Krimis?

Wolf: Viele Kriminalromane und -filme leben von der Anonymität der Großstadt. Dies ist bei mir ganz anders. Hier kennt noch jeder jeden. Oder glaubt es zumindest … Ebbe und Flut, der Wechsel der Gezeiten, prägen nicht nur die Landschaft, sondern auch die Menschen. Es gibt auch eine Touristenflut und dann wieder eine Leere. An manchen Tagen bekomme ich im Supermarkt keinen Einkaufswagen mehr, und an anderen gehe ich als Lonesome Cowboy durch die Regalreihen. Ich mag diesen Wechsel. Wenn ich ein Serienkiller wäre, würde ich mich in Ostfriesland verstecken, denn an solchen Touristenorten wird jeder erstmal freundlich aufgenommen …

Welche realen Orte oder Menschen in Ihrer Stadt Norden, sind direkt in Ihre Bücher eingeflossen – vielleicht sogar in den Krimi „Ostfriesenhölle“?

Wolf: Natürlich ist das Café ten Cate ein wichtiger Handlungsort und ihre Inhaber spielen eine Rolle. Und ohne die Hotels Reichshof, Smutje, Deichkrone oder Regina Maris geht es sowieso nicht.

Wie reagieren Ihre ostfriesischen Nachbarinnen und Nachbarn auf die düsteren Geschichten, die direkt vor ihrer Haustür spielen?

Wolf: Viele wollen gerne mitspielen. Wenn wir für die Verfilmungen Statisten suchen, melden sich Hunderte. Immer wieder sprechen mich Menschen an, die mir ihre Geschichten erzählen, mich auf Geschehnisse aufmerksam machen und mir erzählen, was sie gerne noch lesen würden. So mancher bietet mir seinen Vorgarten an, damit ich eine Leiche reinlege und Inseln bewerben sich darum, dass ich dort literarische Verbrechen begehe, denn sie wissen natürlich, dass der Tourismus dadurch angekurbelt wird. Viele Menschen kommen von weither, um die Schauplätze zu besichtigen. Die Filme laufen in 32 Ländern …

Was bedeutet es Ihnen persönlich, dass Norden durch Ihre Bücher und die Verfilmungen ein Stück weit Krimi-Kult-Ort geworden ist?

Wolf: Ich bin sehr stolz darauf. Als ich im Café ten Cate saß und begann, den ersten Roman zu schreiben, habe ich mir diesen Erfolg weder erträumt noch vorstellen können. Er ist durch Flüsterpropaganda der Fans entstanden. Inzwischen hat die Stadt Norden sogar ein Krimimuseum mit 900 Quadratmetern Ausstellungsfläche.

Würden Sie sagen, dass Sie als „Zugezogener“ inzwischen ein echter Ostfriese geworden sind?

Wolf: Ich fühle mich dort sehr wohl und gut aufgenommen. Inzwischen wurde ich zum Schirmherrn für das „Hospiz am Meer“ und zum Botschafter der Seenotretter. Ich erlebe das auch als Anerkennung.