Rassistischer Angriff: „Ein Ort der Vergebung“: Frau umarmt Mörder ihres Bruders vor Gericht

Patrick Crusius erschoss 2019 bei einem rassistisch motivierten Angriff 23 Menschen in Texas. Nun wurde er erneut verurteilt. Vor Gericht kam es zu einer emotionalen Szene.

Für die Angehörigen der 23 Menschen, die bei einem rechtsextremistischen Anschlag in El Paso (Texas) 2019 getötet wurden, war der Prozess gegen den Täter eine nervenzehrende Angelegenheit. Es war bereits das zweite Verfahren gegen Patrick Crusius, der in einem Supermarkt um sich geschossen hatte.

Nach dem Urteil kam es zu einer berührenden Szene im Gerichtssaal: Yolanda Tinajero, die Schwester eines der Todesopfer, sprach dem Täter ihre Vergebung zu. „Ich möchte Sie von ganzem Herzen umarmen, damit Sie meine Vergebung und besonders meinen Verlust spüren können“, sagte sie an Crusius gerichtet. „Aber ich weiß, dass es nicht erlaubt ist.“

Später ging der Richter auf Tinajeros Worte ein, berichtet die Nachrichtenagentur AP, und fragte sie: „Würde es Ihnen wirklich Frieden und Trost spenden, wenn Sie ihn umarmen könnten?“ Tinajero bejahte – und schloss den Mörder ihres Bruders in ihre Arme. Dabei flüsterte sie ihm einige Worte ins Ohr. Ihr Bruder Arturo Benavides war 60 Jahre alt geworden.

Täter in Texas erneut zu lebenslanger Haft verurteilt

„Ich weiß nicht, wie sie das geschafft hat. Ich hätte das nicht geschafft“, sagte ihre Tochter nach dem Ende des Prozesses gegenüber Journalisten. „Aber sie hat ihm etwas gezeigt, was er seinen Opfern nicht zeigen konnte.“ Sie habe zeigen wollen, dass die Stadt El Paso ein Ort der Vergebung sei und dass die Tat von Crusius sie näher zu Gottes Liebe gebracht hätten, begründete Tinajero ihre ungewöhnliche Umarmung.

Patrick Crusius wurde in dem Prozess erneut zu lebenslanger Haft verurteilt. Der 26-Jährige war bereits im Juli 2023 von einem Bundesgericht zu 90 Mal lebenslänglich verurteilt worden. Das jetzige Verfahren fand vor einem Gericht auf Ebene des Bundesstaates Texas statt. 

Crusius hatte sich des Mordes für schuldig bekannt und entging damit der drohenden Todesstrafe. In einem Online-Manifest hatte er von einer „Antwort auf die hispanische Invasion von Texas“ gesprochen. Seine Tat mit 23 Todesopfern und 22 Verletzten war einer der tödlichsten Schusswaffenangriffe der US-Geschichte.

Quellen: AP, „El Paso Times“, Nachrichtenagentur AFP