Tatort Garten: Die leise Gefahr im Gras – Nachtfahrverbot für Mähroboter

Der gemütliche Gartenhelfer kann für Tiere zum tödlichen Risiko werden. Eine Stadt in Rheinland-Pfalz zieht daraus jetzt Konsequenzen. Folgen weitere Kommunen?
Man hört: nichts. Fast lautlos kürzen Mähroboter Halm um Halm. Die rollenden Maschinen ersparen Menschen viel Arbeit, doch für Igel, Kröten und Eidechsen sind sie ein Alptraum. Die nachtaktiven Tiere können sich gegen die Klingen kaum schützen und werden nicht selten schwer verletzt.
Städte wie Köln haben deswegen bereits ein Nachtfahrverbot für Mähroboter erlassen. Nun folgt Mainz. Bei Zuwiderhandlung ist eine Strafe bis 50.000 Euro möglich. Kommt jetzt ein Stopp in weiteren Kommunen in Rheinland-Pfalz?
Der Einzelfall entscheidet
„2024 hat die Deutsche Wildtierstiftung den Igel zum Wildtier des Jahres gewählt“, betont die Mainzer Umweltdezernentin Janina Steinkrüger. Damit solle darauf aufmerksam gemacht werden, dass Igel immer weniger passenden Lebensraum finden. „Um den Rückgang der Bestände zu stoppen, sind Schutzmaßnahmen unerlässlich.“
Mit einer neuen Allgemeinverfügung untersagt die Landeshauptstadt den Betrieb von Mährobotern während Dämmerung und Nachtzeit. Das Verbot erstreckt sich auf die Zeiträume 30 Minuten vor Sonnenuntergang bis 30 Minuten nach Sonnenaufgang. Tagsüber bleibt die Nutzung erlaubt.
„Ein Vergehen gegen diese Verfügung, ohne dass ein Tier verletzt wird, kann zu einem Bußgeld von etwa 50 Euro und bei Wiederholung von 75 Euro führen“, teilte eine Stadtsprecherin der Deutschen Presse-Agentur mit. Wird jedoch etwa ein Igel von einem Mähroboter verletzt oder getötet, könne dies zu einer Strafe bis zu 50.000 Euro führen. „Es muss aber“, betont sie, „immer der Einzelfall betrachtet werden.“
Auf die Vernunft von Garten- und Rasenbesitzern setzen
Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin dokumentiert Funde von Igeln mit Schnittverletzungen, die auf Mähroboter zurückzuführen sind. Seit Beginn der Datensammlung durch Freiwillige von Igelauffangstationen 2022 sind auf der Plattform nach eigenen Angaben Hunderte Fälle belegt.
Auch die zweitgrößte Stadt in Rheinland-Pfalz hat die Gefahr erkannt. „Ludwigshafen bittet Bürgerinnen und Bürger, Mähroboter nicht in den Abendstunden, während der Nacht oder in der Morgendämmerung einzusetzen“, teilt ein Stadtsprecher mit. „Da Igel sich bei Bedrohung nicht durch Flucht, sondern durch Einrollen schützen, erkennen sie die Gefahr durch den Roboter nicht rechtzeitig und werden häufig schwer verletzt oder getötet.“ Die Maschinen sollten daher nur zwischen 9 und 17 Uhr betrieben werden.
„Gerade in Zeiten des Artenrückgangs ist der Schutz heimischer Wildtiere wichtiger denn je“, unterstreicht der Sprecher. Der Bereich Umwelt und Klima der Stadtverwaltung stehe bei Fragen zur Verfügung.
In Trier gibt es bisher keine Bestrebungen, ein Mähverbot zu erlassen. „Allein schon deshalb, weil ein Verbot nur sinnvoll ist, wenn es auch die Möglichkeit gibt, die Einhaltung zu kontrollieren“, erklärt ein Sprecher. „Uns scheint es hier sinnvoller, auf die Vernunft von Garten- und Rasenbesitzern zu setzen – von denen sicher niemand absichtlich Schaden in der Tierwelt anrichten möchte.“
Bürgerinnen und Bürger sensibilisieren
In Koblenz wurde die Verwaltung im März vom Stadtrat beauftragt, Bürgerinnen und Bürger mit Veröffentlichungen für eine tierfreundliche Gartengestaltung und Pflege zu sensibilisieren, wie ein Sprecher sagt. „Ein zeitliches Verbot von Mährobotern ist derzeit nicht geplant.“
Und wie sieht es in Kaiserslautern aus? „Weder beim Veterinäramt noch bei uns im Haus ist vonseiten des Artenschutzes oder unserer Ordnungsbehörde entsprechendes geplant oder überhaupt im Gespräch“, teilt eine Sprecherin der Stadtverwaltung mit.
Auch beim Ordnungsamt in Idar-Oberstein ist das Problem nach Angaben der Stadtverwaltung noch nicht aufgeschlagen. „Sollte das Thema von Ratsfraktionen in die Diskussion eingebracht werden“, betont ein Sprecher, „kann sich das natürlich jederzeit ändern“.