Kriminalität: Viel mehr Missbrauchsabbildungen von Minderjährigen

Sexualisierte Gewalt ist ein abscheuliches Verbrechen – vor allem, wenn Kinder und Jugendliche die Opfer sind. Allerdings sind sie oft auch Tatverdächtige, wie die Kriminalstatistik zeigt.

Die Zahl der polizeilich bekanntgewordenen Missbrauchsabbildungen von Kindern und Jugendlichen hat sich in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen zehn Jahren vervielfacht. Das geht aus einer Antwort des Innenministers auf eine Anfrage aus der AfD-Landtagsfraktion hervor.

Die im Strafgesetzbuch sogenannten Fälle von Kinderpornographie haben sich laut NRW-Kriminalstatistik seit 2015 auf gut 9.000 im vergangenen Jahr fast versechsfacht. Allerdings sinken die Zahlen hier seit einem Spitzenwert von 11.328 Fällen im Jahr 2021 kontinuierlich. Weitere 1.755 Fälle von „Jugendpornographie“ lagen 2024 fast um das Elffache über dem Statistikwert von 2015, aber um 362 unter den Fallzahlen von 2023.

Minderjährige sind auch unter den Tatverdächtigen

Bei Verbreitung, Erwerb, Besitz oder Herstellung von „Kinderpornographie“ stellten in allen Jahren Erwachsene den größten Anteil der Tatverdächtigen (2024: 3.447). Erschreckend: Die zweitgrößte Gruppe waren Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren (1.664), gefolgt von tatverdächtigen Kindern (1.399) und Heranwachsenden im Alter von 18 bis 21 Jahren (527).

Im Bereich „Jugendpornographie“ machten im vergangenen Jahr Jugendliche (737) den größten Anteil aller Tatverdächtigen aus, gefolgt von Erwachsenen (527), Heranwachsenden (188) und Kindern (109).

Deutsche Tatverdächtige in der Mehrheit

Der Anteil der nicht deutschen Tatverdächtigen sei in beiden Deliktsbereichen „unterrepräsentiert“, antwortete NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) dem AfD-Abgeordneten Zacharias Schalley. „Der durchschnittliche prozentuale Anteil der nicht deutschen Tatverdächtigen im Zehn-Jahres-Überblick liegt bei kinderpornografischen Inhalten bei 19,2 Prozent und bei jugendpornografischen Inhalten bei 13,1 Prozent an allen Tatverdächtigen.“

Die Aufklärungsquote ist laut Kriminalstatistik mit 81,7 Prozent bei der „Kinderpornographie“ (2023: 84,8) und 88,1 Prozent bei der „Jugendpornographie“ (2023: 87,8) relativ hoch.

Künstliche Intelligenz verwandelt harmlose Bilder in Pornografie

Weltweit sei eine Verbreitung künstlich generierter Missbrauchsdarstellungen festzustellen, teilte der Innenminister weiter mit. Künstliche Intelligenz (KI) erleichtere es Tätern, nicht pornografische Kinderbilder in pornografische Aufnahmen zu verändern.

„Immer mehr Kinder und Jugendliche kommen darüber hinaus selbst mit Deepfake-Techniken im Kontext von künstlichen Missbrauchsabbildungen in Kontakt.“ Für eine effiziente Strafverfolgung sei eine ständige Fortentwicklung der KI-Detektionstechniken unerlässlich, mahnte Reul.