Tierschutz: Schlachthof im Verdacht – Staatsanwaltschaft ermittelt

Gewürgt, geschlagen, getreten: Videoaufnahmen von misshandelten Hühnern alarmieren die Behörden. Die Suche nach den Verantwortlichen läuft.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen der möglichen Tierschutzverstöße in einem der größten deutschen Legehennen-Schlachthöfe in Mittelfranken. Zuvor hatte eine Tierrechtsgruppe Videoaufnahmen aus dem Betrieb in Wassertrüdingen veröffentlicht, die Mitarbeitende dabei zeigen sollen, wie sie Hühner misshandeln.
Die Ermittlungen richteten sich zunächst gegen die Verantwortlichen des Unternehmens, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Ansbach, Jonas Heinzlmeier. Welche Personen mögliche Tierschutzverstöße begangen haben könnten, müsse sich noch zeigen. Dazu müssten die Ermittler jetzt das Videomaterial sichten, das laut der Tierrechtsorganisation Aninova im März und April 2025 in dem Betrieb entstanden ist.
Mitarbeiter freigestellt
Die Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) hat den Schlachtbetrieb zunächst untersagt und zahlreiche Auflagen erteilt. Das betroffene Unternehmen im Landkreis Ansbach bestätigte, dass die Videoaufnahmen in dem Betrieb entstanden sind. Vier Mitarbeiter seien umgehend freigestellt worden, teilte der Anwalt mit. In der Schlachtabteilung seien insgesamt 16 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen unterstütze Staatsanwaltschaft und KBLV bei der Aufklärung.
Nach Angaben der KBLV ist man noch dabei, die im Verdacht stehenden Personen zweifelsfrei zu identifizieren. „Wir gehen von mehreren Personen aus, die teils schwerste Tiermisshandlungen begangen haben oder im Verdacht stehen, dies geduldet zu haben“, erläuterte ein Sprecher. Aktuell gebe es keine Erkenntnisse dazu, ob auch Betriebsverantwortliche von den Verstößen wussten.
Millionen Legehennen werden pro Jahr geschlachtet
Bei dem Betrieb handelt es sich der KBLV zufolge um den größten Schlachthof dieser Art in Bayern. In Deutschland gebe es nur einen anderen vergleichbar großen im Norden. Jährlich werden in Wassertrüdingen demnach etwa 11 Millionen Legehennen und eine Million Mastelterntiere geschlachtet. Pro Tag seien es bis zu 60.000 Legehennen, die zu Suppenhühnern weiterverarbeitet würden.
Nach Angaben der KBLV wurde der Betrieb regelmäßig kontrolliert, zuletzt am vergangenen Donnerstag. Dabei waren demnach Tierschutzverstöße bei der Anlieferung von Tieren und beim Abladen registriert worden, aber keine schweren Tiermisshandlungen, wie die der KBLV am Donnerstagabend zugespielten Videos zeigten. In den heimlich angefertigten Aufnahmen sind laut Aninova unter anderem Mitarbeiter zu sehen, die Hühner würgen, in Transportboxen einklemmen, schlagen und treten.