Polizei: Kampf gegen Missbrauch: LKA-Chef will „vor die Lage kommen“

Der bisherige Landeskriminalamt-Chef Friedo de Vries kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück und wechselt zur Polizeidirektion Osnabrück. Für die Arbeit des LKA hat er einen Wunsch.
Das Landeskriminalamt Niedersachsen will im Kampf gegen kinder- und jugendpornografische Darstellungen im Netz künftig aktuellen sexuellen Missbrauch möglichst besser verhindern. „Ich wünsche mir, dass es noch mehr gelingt, vor die Lage zu kommen“, sagte der Präsident des Landeskriminalamts (LKA) Friedo de Vries vor seinem Abschied aus der Behörde der Deutschen Presse-Agentur. Ziel sei, tagesaktuell aktiver und präsenter zu werden, um auf „aktuelle Missbrauchshandlungen zu reagieren – und nicht im Nachhinein“.
In den vergangenen drei bis fünf Jahren habe sich die Behörde in dem Segment personell verstärken müssen – teils sei das Personal mehr als verdoppelt worden, sagte de Vries. Genaue Zahlen nannte er nicht. Er kündigte an, die Zahl werde sich stabilisieren, auch wenn derzeit „nicht mit so vielen Absolventen der Polizeiakademie gerechnet“ werde.
Wechsel nach Osnabrück
De Vries wechselt zum 1. Mai nach Osnabrück, am 1. Juni wird er dort Polizeipräsident. Der bisherige Osnabrücker Amtsinhaber Michael Maßmann geht zum 31. Mai in den Ruhestand. Die Nachbesetzung des Präsidentenamtes des LKA soll nach Angaben des Innenministeriums kurzfristig ausgeschrieben werden. Vom 1. Mai an übernimmt zunächst der Vizepräsident der Polizeidirektion Hannover, Thorsten Massinger, die Aufgaben des LKA-Präsidenten.
De Vries war im Mai 2018 von der Polizeidirektion Osnabrück an die LKA-Spitze in Hannover gewechselt. Der Wechsel zurück nach Osnabrück erfolge aus persönlichen Gründen, sagte er. Der 60-Jährige wohnt in Osnabrück. In seine Zeit an der Spitze des LKA fielen „einige krisenhafte Momente“, wie er sagte. Darunter der Zugriff auf den Rekordfund von 16 Tonnen Kokain im Hamburger Hafen, außerdem die Festnahme der Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette im Februar 2024 in Berlin.
Unterstützung von KI-Systemen
Um die kinder- und jugendpornografischen Bilder und Videos in dem Datenwust des Internets schneller ausfindig zu machen, erhalten die Polizistinnen und Polizisten seit Jahren Unterstützung von Künstlicher Intelligenz (KI). Seit 2020 nutzt die Polizei dafür vom niedersächsischen LKA entwickelte Programme. Darauf sei er stolz, sagte de Vries.
Digitalisierung und KI helfen seinen Worten zufolge dabei, Daten zusammenzutragen und auszuwerten. Mit KI und Automatisierung ließen sich „noch große Effekte erzielen. Wir sind am Beginn einer Reise.“ Dabei stelle sich nicht mehr die Frage der Ressourcen, betonte er. „Sondern: Wie gut gelingt es uns, mit Daten, die Kriminelle hinterlassen, zu arbeiten?“
Entscheidend ist Vertrauen der Menschen
Eine Schlüsselaufgabe in den nächsten Jahren sei, Zusammenhänge herzustellen und kriminelle Netzwerke zu erkennen. Die Frage sei auch, inwieweit es der Behörde gelingen werde, digital Schritt zu halten beim Zugriff auf Gelder und Kommunikation: „Das ist eine der großen Herausforderungen.“ Auch sei geplant, Tatorte als digitalen Zwilling nachzubauen, zu rekonstruieren und visuell sichtbar zu machen. Das gebe es bereits in Bayern und Hessen, sagte er. „Die Digitalisierung verändert auch die Welt der Forensik.“
Entscheidend ist für de Vries das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizei: „Ohne Vertrauen der Bevölkerung kann Sicherheit nicht funktionieren. Den Vertrauensvorschuss müssen wir uns immer wieder erarbeiten.“