Sport und Gleichstellung: Englischer Fußballverband schließt Transfrauen vom Frauenfußball aus

Der Verband FA beschließt, dass Transfrauen in England künftig nicht mehr am Frauenfußball teilnehmen dürfen. Die Entscheidung kommt nach einem Urteil des Obersten Gerichts.
Es war ein wegweisendes Urteil des britischen Supreme Court: Mitte April entschied das höchste britische Gericht, dass Frauen im Sinne des britischen Gleichstellungsgesetzes nur biologische Frauen sind. Transfrauen können sich demnach nicht auf Gleichberechtigung berufen.
Wenige Wochen nach dem Richterspruch entschied der englische Fußballverband FA, dass Transfrauen künftig nicht mehr am Frauenfußball in England teilnehmen dürfen.
In einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung des Verbandes heißt es: „Das Urteil des Obersten Gerichtshofes vom 16. April bedeutet, dass wir unsere Richtlinien ändern werden.“ Ab dem 1. Juni dieses Jahres werden Transfrauen demnach von Frauenmannschaften ausgeschlossen.
Transfrauen im Sport: ähnliche Entscheidungen in anderen Sportarten
„Wir verstehen, dass dies für Menschen, die einfach den Sport ausüben wollen, den sie lieben, in dem Geschlecht, mit dem sie sich identifizieren, schwierig sein wird. Wir werden uns mit den derzeit registrierten Transgender-Frauen in Verbindung setzen, um ihnen die Änderungen zu erklären und Wege aufzuzeigen, wie sie weiterhin am Sport teilnehmen können“, heißt es in der FA-Mitteilung weiter.
Es handele sich um ein komplexes Thema, und die FA habe stets die Position vertreten, dass die bestehende Richtlinie überprüft und gegebenenfalls geändert werde, wenn sich die Rechtslage, die wissenschaftlichen Erkenntnisse oder die Umsetzung der Richtlinie im Breitensport wesentlich ändern sollten.
Zuvor hatte bereits der schottische Fußballverband entschieden, dass nur Spielerinnen, die bei ihrer Geburt weiblich waren, ab einem Alter von 13 Jahren im Frauenfußball spielen dürfen, wie der Fernsehsender Sky News berichtete. Auch in anderen Sportarten wie Leichtathletik, Cricket und Rugby seien solche Verbote ausgesprochen worden.
Gemischte Reaktionen auf Entscheidungen in England
Wie der Sender weiter berichtet, gibt es derzeit weder in England noch in Schottland Transfrauen, die professionell Frauenfußball spielen. In dieser Saison hätten etwa 20 Transfrauen im Breitensport gespielt.
Die Reaktionen auf die Entscheidung der FA waren unterschiedlich. Fiona McAnena, Kampagnenleiterin der Organisation Sex Matters, bezeichnete die Entscheidung laut BBC als „überfällig“ und die bisherige Regelung als „unsinnig“.
Natalie Washington, Kampagnenleiterin von „Football vs Transphobia“, sagte BBC Sport hingegen: „Ich bin mir sicher, dass Transgender-Personen nun noch mehr zögern werden, Sport zu treiben und sich körperlich zu betätigen. Immer wenn es eine gesetzliche oder behördliche Entscheidung zu diesem Thema gibt oder eine Organisation Stellung bezieht, kommt es zu einem Anstieg von Übergriffen.“
Gericht betont Schutz vor Diskriminierung von Transmenschen
Das Urteil des Obersten Gerichtshofs vom 16. April ist das Ergebnis eines jahrelangen Rechtsstreits. Die Richter mussten entscheiden, was das Gleichstellungsgesetz unter „Geschlecht“ versteht – das biologische Geschlecht oder das „eingetragene“ Geschlecht.
Trotz des Urteils betonten die Richter, dass Transmenschen weiterhin vor Diskriminierung geschützt seien. Bei der Urteilsverkündung warnte Richter Lord Hodge jedoch: „Wir raten davon ab, dieses Urteil als Triumph einer oder mehrerer Gruppen in unserer Gesellschaft auf Kosten einer anderen zu interpretieren. Das ist es nicht.“ Aktivistinnen und Aktivisten zeigten sich dennoch besorgt.
Die britische Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission hatte nach dem Urteil eine vorläufige Richtlinie erlassen, nach der Transmenschen in Großbritannien künftig die Toiletten, Duschen und Umkleideräume ihres Geburtsgeschlechts benutzen müssen.
Ein Regierungssprecher sagte zu der Entscheidung: „Wir haben deutlich gemacht, dass die Biologie zählt, wenn es um Frauensport geht, und dass sich alle an das Gesetz halten sollten“. Es sei jedoch Sache der einzelnen Sportverbände, ihre Regeln festzulegen.
Quellen: Fußballverband FA, Nachrichtenagentur DPA, Sky News, BBC