Massiver Ausbruch: US-Wissenschaftler warnt: Herdenschutz gegen Masern ist verloren

Nach dem größten Masern-Ausbruch in den USA seit 25 Jahren warnt ein führender US-Infektionsmediziner: Die sicheren Zeiten der Herdenimmunität sind vorbei.
Die USA erleben den größten Masernausbruch seit 25 Jahren. Gemeldet sind 935 Fälle, 285 Kinder mussten in einer Klinik behandelt werden, zwei sind verstorben (Stand: 1. Mai 2025).
Eigentlich gelten die Masern seit dem Jahr 2000 in den USA als ausgerottet. Würde es ein Jahr lang immer wieder zu Übertragungen des Virus kommen, wäre dieser Status verloren.
„Wir leben in einer Welt der Post-Herdenimmunität“, sagt Dr. Paul Offit, Experte für Infektionskrankheiten und Immunologie und Direktor des Zentrums für Impfaufklärung an der Kinderklinik von Philadelphia. Die Ausbrüche seien der Beweis. Masern seien eine hochansteckende, aber durch Impfungen vermeidbare Krankheit, bei sinkenden Impfquoten sei sie aber auch als erste wieder zurück, so der Mediziner. Neun von zehn ungeimpften Menschen infizieren sich, wenn sie mit einer infizierten Person in Kontakt kommen.
Der beste Schutz vor Masern
Dabei reicht es schon, wenn jemand einfach nur die Raumluft im Wartezimmer einatmet, wenn dort eine infizierte Person gehustet oder geniest hat. Denn anders als viele andere Viren bleiben Masernviren bis zu zwei Stunden in der Luft. Kein Klassenzimmer, kein Supermarkt, kein Bus sind dann mehr sicher. Da das Immunsystem von kleinen Kindern noch nicht ausgebildet ist, haben sie ein höheres Risiko für schwere Komplikationen und auch den Tod. Laut der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC erkrankt eines von 20 mit Masern infizierten Kindern an einer Lungenentzündung. Etwa eines von 1.000 entwickelt eine gefährliche Hirnschwellung.
Den besten Schutz gegen die Erkrankung ist der Herdenschutz. Krankheitserreger haben kaum eine Chance, sich zu verbreiten, wenn ein großer Teil einer Gruppe immun gegen diese Erreger ist. Im Fall von Masern müssten dafür flächendeckend 95 Prozent der Menschen geimpft sein. Doch seit der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Impfskepsis sinken die Impfquoten in einigen Ländern.
Auch in der EU vermehrt Fälle
In Deutschland schwankt die Zahl der registrierten Masernfälle laut Robert Koch-Institut (RKI) von Jahr zu Jahr. Von 2012 bis 2023 lag die Zahl im Pandemiejahr 2021 mit nur 8 Fällen auf einem Minimum. Im Jahr 2015 mit den meisten Fällen dieses Zeitraums waren es 2.466.
Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC registrierte 2024 rund 35.000 Masernerkrankungen, 87 Prozent der Fälle traten in Rumänien auf. Weltweit gab es 2023 laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzungsweise 107.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Masern, die meisten bei nicht oder nicht genügend geimpften Kindern unter fünf Jahren.