Umfrage: Die Deutschen finden Manager als Minister gar nicht blöd

Karsten Wildberger leitet bisher Mediamarkt und Saturn. Jetzt soll er Friedrich Merz‘ Digitalminister werden. Laut einer Umfrage für den stern halten viele das für gute Entscheidung.
Das wohl bekannteste Beispiel in Deutschland ist bisher der Unternehmer Jost Stollmann. Im Bundestagswahlkampf 1998 war er im Schattenkabinett von Gerhard Schröder (SPD) als Wirtschaftsminister vorgesehen. Doch schon vor der rot-grünen Regierungsbildung zog er sich nach einer Reihe missverständlicher Äußerungen zurück. 2005 versuchte es Angela Merkel (CDU) dann mit dem ehemaligen Verfassungsrichter und Steuerexperten Paul Kirchhof, den Gerhard Schröder nach unglücklichen Formulierungen als „Professor aus Heidelberg“ verhöhnte.
Karsten Wildberger ist der Überraschungskandidat
Friedrich Merz ging einen vollkommen anderen Weg. Vor der Wahl präsentierte er kein Regierungsteam, überraschte dann aber nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen mit ungewöhnlichen Personalien. Die designierte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche hat zwar viele Jahre in der Energiebranche gearbeitet, ist aber als ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete keine echte Quereinsteigerin. Karsten Wildberger, der designierte Minister für Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung, dagegen schon: Der promovierte Physiker war erst Unternehmensberater und dann Manager in Mobilfunk- und Energieunternehmen. Zuletzt leitete den Handelskonzern Ceconomy AG, zu dem die Mediamarkt und Saturn gehören. Langjähriger Slogan: „Ich bin doch nicht blöd“.
Die Deutschen finden die Personalie gar nicht blöd, sondern ziemlich gut. Wie eine Forsa-Umfrage für den stern ergab, trauen die Bürger politischen Quereinsteigern aus der Wirtschaft viel zu. 66 Prozent sind grundsätzlich der Meinung, dass ein Manager aus der freien Wirtschaft sich im Berliner Politikbetrieb durchsetzen und ein erfolgreicher Minister werden kann. 28 Prozent sehen das anders. 6 Prozent äußern sich nicht.
Dass ein Manager in der Politik Erfolg haben kann, vermuten vor allem Anhänger von CDU/CSU (83 Prozent), aber auch Wähler von SPD (73 Prozent) und der Grünen (67 Prozent). Skeptisch sind mehrheitlich nur die Anhänger der Linken: Sie bezweifeln zu 53 Prozent, dass Quereinsteiger aus der Wirtschaft reüssieren werden.
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa für den stern und RTL Deutschland am 30. April und 2. Mai telefonisch erhoben. Datenbasis: 1000 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte. Damit ist die Umfrage repräsentativ.