Konklave: Kardinal Müller: Auf „fünf, sechs Tage“ vorbereitet sein

Der ehemalige Erzbischof aus Regensburg ist einer von drei Deutschen, die mitentscheiden über den neuen Papst. Vorbereitet ist er nun – auch ohne „Papstromane oder so“.
Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller richtet sich auf ein Konklave von mehreren Tagen zur Wahl des neuen Papstes ein. Vor dem Einzug in die Sixtinische Kapelle sagte der ehemalige Erzbischof von Regensburg der Deutschen Presse-Agentur in Rom, er habe sich den Koffer für „fünf, sechs Tage“ packen lassen. Die Wahl des Nachfolgers von Papst Franziskus könne schnell vorbei sein, sich aber auch hinziehen. „Man muss schon vorbereitet sein“, sagte der 77-Jährige. „Aber jeder hofft natürlich, dass es nicht so lange dauert. Jeder will nach Hause.“
Der frühere Präfekt der Vatikan-Glaubenskongregation ist einer von drei deutschen Kardinälen, die mitwählen dürfen. Insgesamt ziehen am Nachmittag 133 Kardinäle in die Sixtinische Kapelle ein, wo sie dann strengstens abgeschottet von der Außenwelt das neue Oberhaupt der katholischen Kirche bestimmen. Seit den 1960er Jahren waren alle Konklave nach zwei oder drei Tagen vorbei. Erforderlich ist eine Zweidrittelmehrheit – also 89 Stimmen.
„Nicht unter Zeitstress setzen lassen“
Müller sagte der dpa, möglicherweise werde es bereits nach einem oder zwei Tagen eine Entscheidung geben. Das Konklave könne aber auch „14 Tage dauern oder vier Wochen oder so was“. Wichtig sei, sich der Bedeutung des Geschehens bewusst zu sein und sich „nicht unter Zeitstress setzen“ zu lassen. „Es muss doch alles gut überlegt sein. Am Ende müssen halt 90 Kardinäle überzeugt sein und nicht einfach nur ein Kreuzchen machen, damit sie es bequemer haben und nach Hause können.“
Müller zog am Dienstag in den Gebäudekomplex des Vatikan-Gästehauses Santa Marta ein, wo die Kardinäle aus aller Welt untergebracht sind. Auch dort ist kein Kontakt zu Außenwelt erlaubt. „Unsereins als geistlicher Mensch muss man mal ein paar Tage allein aushalten können. Wir sind ja in Wirklichkeit nicht allein, sondern mit dem lieben Gott zusammen. Aber es ist ja auch gut, wenn man von dem alltäglichen Betrieb der hundert E-Mails und Telefonate abgeschottet ist.“
Nur Fachbücher als Lektüre – „Konklave“ kennt er nicht
Abgesehen von Kleidung und persönlichen Gegenständen nahm der Kardinalpriester – so der offizielle Titel – auch Lektüre mit: allerdings nur Sachbücher. „Keine Papstromane oder so. Solche Bücher lese ich nicht.“ Den Vatikan-Bestseller „Konklave“ von Robert Harris und die Verfilmung kenne er nicht. „Leider habe ich dazu keine Zeit. Ich kann nur theologische oder philosophische Bücher lesen oder historische“, sagte der Theologe. „Einmal Professor, immer Professor.“
Für den früheren Erzbischof von Regensburg ist es das erste Konklave. Das Geschehen um die Wahl von Franziskus 2013 verfolgte er noch am Fernseher, weil er noch kein Kardinal war. Zu seiner jetzigen Rolle sagte er: „Das ist die Erfüllung eines Kardinallebens, dass man an der Wahl eines künftigen Papstes teilnehmen darf. Das wird ja nicht jedem Kardinal zu seinen Lebzeiten zuteil.“
Dabei gehe es nicht um die „Befriedigung der eigenen Eitelkeiten“, so der 77-Jährige. „In meinem Alter muss man längst begriffen haben, dass das Entscheidende ist, was man vor Gott ist. Und nicht was, man vor den Menschen ist.“