Konklave: „Beste Zeit meines Lebens“: Kardinäle berichten von der Papstwahl

Was während des Konklaves passiert, ist streng geheim. Dennoch schilderten einige Kardinäle ihre Eindrücke der Papstwahl – und lüfteten auch ein kleines Rätsel.
Vier Wahlgänge benötigten die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle in Rom, um einen neuen Papst zu wählen. Schon am Ende des zweiten Tages des Konklaves stand Leo XIV. als neuer Pontifex fest.
Für Kardinal Mykola Bychok mag es ein zu kurzes Vergnügen gewesen sein. Der Bischof von Melbourne gehört erst seit einem halben Jahr dem Kardinalskollegium an und erlebte zum ersten Mal ein Konklave mit. Danach äußerte er sich hellauf begeistert: „Es war die beste Zeit meines Lebens“, sagte der Ukrainer mit einem Augenzwinkern über die Kommunikationssperre. „Probieren Sie es einfach aus! Versuchen Sie, Ihr Telefon mindestens 24 Stunden lang auszuschalten – mein Telefon war zweieinhalb Tage lang ausgeschaltet.“
Kardinal berichtet von Gänsehaut beim Konklave
Bychok war mit 45 Jahren der jüngste unter den Kardinälen. Bei einer Pressekonferenz in Melbourne schilderte er seine Eindrücke des Konklaves. Er habe währenddessen „vollkommenen Frieden“ gespürt, sagte er: „Was soll man tun, wenn man in kompletter Stille eingesperrt ist? Man nimmt seinen Rosenkranz und betet.“ Zweimal habe ihn Gänsehaut überkommen, berichtete Bychok – beim feierlichen Eingang in die Sixtinische Kapelle und vor der offiziellen Verkündung des neuen Papstes.
Während des Konklaves waren die Kardinäle streng von der Außenwelt abgeschottet, keinerlei Informationen durften in die Sixtinische Kapelle gelangen oder hinaus. Außerdem mussten alle mit einem Eid ihre Verschwiegenheit versichern. Und so warnte laut australischen Medien auch Bychoks Generalvikar die Journalisten, auf der Pressekonferenz keine allzu genauen Fragen nach dem Ablauf der Wahl zu stellen.
Große Einigkeit bei der Papstwahl
Viel wird die Öffentlichkeit also wohl nicht darüber erfahren, wie genau aus Robert Prevost Papst Leo XIV. wurde. Dennoch haben einige Kardinäle darüber gesprochen, wie sie das Konklave empfunden haben. So erklärte Bychok, die Wahl des US-Amerikaners sei auch für die Kardinäle selbst unerwartet gekommen: „Das war das Werk des Heiligen Geistes.“ Nach der Wahl habe jeder Kardinal kurz mit dem neuen Papst sprechen können. Bychok habe dem neugewählten Pontifex gesagt, dass er für ihn beten werde.
Häufig diskutiert wurde im Vorfeld der Hollywood-Film „Konklave“. Laut Medienberichten sollen ihn einige Kardinäle angeschaut haben, um sich auf die Abläufe einzustellen. In der Praxis lief die Papstwahl jedoch um einiges anders ab, betonen mehrere Kardinäle. Es habe eine große Einigkeit gegeben, keine Diskussionen und Lagerbildung wie im Film.
„Nach der Wahl haben wir alle herzlich geklatscht, wir haben uns mit ihm gefreut“, erzählte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki „domradio.de“. Nachdem Leo XIV. seine päpstliche Kleidung angelegt habe, habe man zusammen einen kleinen Gottesdienst gefeiert. „Das erklärt sicherlich auch, dass so viele so lange auf dem Petersplatz haben warten müssen, bis der Papst sich dann endlich nach erfolgter Wahl zeigen konnte.“
Auch Kardinal Reinhard Marx betonte die Einmütigkeit unter den Kardinälen: „Viele waren der Meinung, dass das Pontifikat von Franziskus ein großes Geschenk ist. Und es war ziemlich einhellig, dass man den Weg weitergehen müsse. Aber es war ebenso klar, dass wir keine Kopie von Franziskus bekommen können“, sagte er in der ARD. Kardinal Müller erklärte, das Konklave sei „sehr harmonisch verlaufen“. Der Schweizer Kardinal Kurt Koch äußerte sich „überrascht, wie schnell wir zu einem Konsens gekommen sind“.
Darum verzögerte sich der Rauch nach dem ersten Wahlgang
Marx hob außerdem hervor, wie wichtig das Vorkonklave – also die Treffen der Kardinäle vor dem eigentlichen Konklave – war. Dort habe es Gelegenheiten zum Kennenlernen gegeben. Dort habe er mehr über den Lebenslauf von Robert Prevost, der jahrzehntelang in Peru und im Vatikan diente, erfahren: „Da habe ich schon gedacht, das könnte jemand sein. Und offensichtlich haben andere ebenso gedacht.“ Auch der US-Kardinal Timothy Dolan meinte, die Gespräche hätten „sich ausgezahlt“: „Als wir reingingen, hatten die meisten Leute eine klare Vorstellung von dem Kandidaten, den sie wollten.“
Prevost habe seine Wahl zum Papst „sehr ruhig“ angenommen, erinnerte sich der britische Kardinal Vincent Nichols in der „Daily Mail“: „Er nahm es sehr sachlich auf, es gab keine wirklichen Emotionen.“ Nichols lüftete außerdem das Geheimnis, warum nach dem ersten Wahlgang der schwarze Rauch erst mit einigen Stunden Verspätung zu sehen war: Der Prediger habe bei dem Gottesdienst zur Eröffnung des Konklaves seine Zeit überzogen – so habe die Wahl erst mit Verspätung beginnen können.
Quellen: ABC, „domradio.de“, „kath.net“, „Tagesschau“, „Daily Mail“