Situation unbefriedigend: MV-Schafhalter fordern Regeln für leichteren Wolfs-Abschuss

In Deutschland gibt es immer mehr Wölfe. Nutztierhalter bekommen die Folgen zu spüren. Vor allem Schafe werden zur Beute. Der strenge Schutz der Wölfe soll nun gelockert werden.
Die Schafzüchter in Mecklenburg-Vorpommern haben an Bund und Länder appelliert, Maßnahmen zur Regulierung der Wolfsbestände einzuleiten und die Tierhalter beim Schutz ihrer Herden weiter zu unterstützen. „Wir müssen unsere Tiere schützen und dafür viel zusätzliche Arbeit in Kauf nehmen, ohne eine hundertprozentige Sicherheit zu bekommen. Herdenschutzmaßnahmen brauchen weiterhin eine verlässliche Unterstützung“, sagte die Landesvorsitzende des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes, Susanne Petersen.
An die im saarländischen Mettlach-Orscholz tagende Konferenz der Umweltminister appellierte sie, den strengen Schutzstatus für Wölfe zu lockern. „Wir unterstützen die Forderung des Landesumweltministeriums, dass die Bundesregierung die nationale Bewertung des Erhaltungszustandes des Wolfes auf einer Basis sicherstellen soll, die der Realität Rechnung trägt. Dies ist bisher nicht der Fall“, sagte Petersen. Der gute Erhaltungszustand der Tiere sei auch in Mecklenburg-Vorpommern mit mehr als 19 Wolfsrudeln erreicht – er ist Voraussetzung für eine Entnahme von Wölfen.
Schon 1.700 tote Nutztiere nach Wolfsangriffen in MV
Im Nordosten habe es 2024 mindestens 77 Übergriffe gegeben, bei denen der Wolf bestätigt sei oder nicht ausgeschlossen werden könne. „309 getötete Tiere sind eine beunruhigende und Sorgen bereitende Entwicklung“, erklärte Petersen. Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2007 wurden beim Wolfsmonitoring etwa 460 solcher Fälle mit rund 1.700 toten und 500 verletzten Nutztieren registriert.
Die Praxis zeige, dass nach solchen Vorfällen die Anträge auf Entnahme eines Wolfes immer wieder vor Gericht scheiterten. „Sowohl die mit der Entnahme beauftragte Jägerschaft als auch die Entscheider in der Verwaltung dürfen nicht der dauernden Besorgnis ausgesetzt sein, für sachorientiertes Verhalten vor dem Kadi zu landen“, mahnte die Verbandschefin. So drohen Landesumweltminister Till Backhaus (SPD) und Mitarbeitern des Landkreises Rostock-Land Anklagen wegen der Tötung einer Wölfin.
Gerichtsfeste Verfahren zum Abschuss auffälliger Wölfe gefordert
Backhaus hatte vor Beginn der Fachministerkonferenz einen eigenen Antrag angekündigt, mit dem die Bundesregierung aufgefordert werde, die europäischen Entscheidungen für einen leichteren Abschuss von Wölfen so schnell wie möglich in deutsches Recht zu übertragen. „Es ist längst an der Zeit, dass wir zu einem gerichtsfesten Verfahren kommen, um auffällige Wölfe entnehmen zu können“, begründete er seinen Vorstoß.
Eine Mehrheit der Abgeordneten des Europäischen Parlaments in Straßburg hatte im Eilverfahren dafür gestimmt, den Status der Wölfe von „streng geschützt“ auf „geschützt“ abzusenken. Die Maßnahme muss noch von den EU-Mitgliedsstaaten angenommen werden, das gilt als wahrscheinlich. Viele Länder wollen Wölfe vermehrt abschießen, um damit Weidetiere zu schützen.
Das Bundesamt für Naturschutz gab unter Hinweis auf das Wolfsmonitoring 2022/2023 die Zahl der in Deutschland nachgewiesenen Wölfe mit etwa 1.330 an. Registriert wurden 184 Rudel, 47 Paare und 22 territoriale Einzeltiere. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) steht dem Vorhaben, den Schutz des Wolfes grundsätzlich abzusenken, kritisch gegenüber.