Erinnerung an Tornado: Bilder und Berichte erinnern an Tornado-Schäden in Bützow

Der 5. Mai 2015 hat sich ins Stadtgedächtnis von Bützow eingeschrieben. Damals fegte ein Tornado über Teile des Ortes hinweg. Es gab rund 30 Verletzte und einen Millionen-Schaden.
Auch Bützows Bürgermeister Christian Grüschow kann sich noch gut an jenen Dienstagabend vor zehn Jahren erinnern. Am 5. Mai 2015 stand um 19.00 Uhr eine Bauausschusssitzung im Rathaus an, und er war in seinem Büro, als er zunächst eine große Druckwelle spürte. „Dann hat sich die Zwischendecke angehoben, die sah wie ein Flitzbogen aus. Und dann sah ich quasi, wie sich die Dachziegel von der gegenüberliegenden Straßenseite anhoben und sich mit schneller Geschwindigkeit, so wie ein Insektenschwarm, auf meine Glasfassade zubewegten.“
Es war ein Tornado, der damals weite Teile Bützows verwüstete. Allein am Rathaus gingen mehr als 100 Fenster zu Bruch. Im Rathaussaal gab es einen Riss. An vielen Häusern entstand immenser Schaden.
Bützow erinnert seit 4. Mai mit Veranstaltungen und Vorträgen an die Minuten des Schreckens und der Zerstörung. Am Sonntag wird die Ausstellung „Tornado in Bützow“ eröffnet, gezeigt werden Fotos, Filme und Berichte. Man habe viel diskutiert, ob und wie man an das Ereignis erinnern wolle, so der Bürgermeister.
300 Menschen bei Gedenkgottesdienst
Man sei sich nicht sicher gewesen, ob das Thema noch eine Rolle spiele nach so vielen Jahren. Aber seit dem Gedenkgottesdienst am 4. Mai sei die Frage für ihn beantwortet: Es kamen rund 300 Menschen in die Kirche. „Für mich war das ein ganz klares Indiz, dass die Menschen dieses Ereignis immer noch, ich will nicht sagen beschäftigt, aber dass es für sie schon weiterhin eine besondere Rolle einnimmt. Sonst wäre die Kirche halbleer gewesen.“
Im Krummen Haus, einem historischen Museumsgebäude in Bützow, wird dem Thema eine Ausstellung gewidmet, bei der die Folgen des Wirbelsturms zu sehen und Geschichten von Betroffenen zu hören sind. „Wir wollen das Ereignis dokumentieren“, sagte Kuratorin Andrea Theis, die die Menschen in Bützow aufgerufen hatte, Fotos zu schicken. „Das lief erst schleppend an, dann habe ich aber doch gutes Material bekommen. Etwa 40 Leute haben sich mit Berichten, Fotos und Videos beteiligt.“ So entstanden thematische Foto-Bücher.
Damals wurden ein Mensch schwer und rund 30 Menschen leicht verletzt. Auf vielen Fotos ist das Ausmaß der Verwüstung in der rund 8.000 Einwohner zählenden Kleinstadt zu sehen: Dächer wurden abgedeckt, zersplitterte Dachlatten steckten in Häuserfassaden, zahlreiche Autos waren kaputt und Bäume entwurzelt. Das Kuriose sei gewesen, dass in einigen Ortsteilen Bützows nichts von dem Tornado zu spüren gewesen sei, so Theis.
Wie kam es zu dem Tornado?
Auch die in den Jahren davor frisch sanierte Stiftskirche traf es schwer – allein dort wird der Schaden auf 1,6 Millionen Euro geschätzt. Der Gesamtschaden in der Kleinstadt: rund 40 Millionen Euro. Theis führte zahlreiche Interviews mit Bützowerinnen und Bützowern, von denen Audioausschnitte in der Ausstellung zu hören sind. Wichtig ist für sie auch der Zusammenhang zum Klimawandel.
Auf zwölf Tafeln werde erläutert, was Wetter, was Klima bedeute und wie Extrem-Wetterereignisse zu erklären seien. Zudem werde die Wetterlage am 5. Mai 2015 beschrieben und darüber informiert, wie es zu dem Tornado gekommen sei. Auch Bürgermeister Grüschow wird am Sonntag bei der Eröffnung dabei sein.
Die Ausstellung ist bis 12. Dezember zu sehen. In den kommenden Monaten gibt es zudem ein Begleitprogramm mit Vorträgen und Filmabenden sowie Führungen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Am 23. Mai steht ein Vortrag zum Thema „Analyse und Ausblick auf künftige Wetterereignisse“ auf dem Programm. Am 27. Mai berichte der Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Bützow.