Tierschutzprojekt: Erneut Habichtskauz-Brut in Nordostbayern

Die scheuen Habichtskäuze waren in Deutschland weitgehend ausgestorben. Ein Wiederansiedlungsprojekt in Nordostbayern zeigt Erfolge.
Im zweiten Jahr in Folge brüten Habichtskäuze in freier Natur in Nordostbayern. Bei einem Vogelpaar seien zwei Jungkäuze entdeckt worden, teilte der Verein für Landschaftspflege, Artenschutz und Biodiversität (VLAB) in Erbendorf (Landkreis Tirschenreuth) mit. Das gebe Hoffnung für den Fortbestand des in Deutschland über Jahrzehnte weitgehend ausgestorbenen Eulenvogels. Der VLAB startete 2017 ein großes Wiederansiedlungsprojekt.
Einem Monitoring zufolge hatte auch ein zweites Vogelpaar mit der Brut begonnen, diese jedoch wieder eingestellt. Ein drittes Paar zeige Verhaltensmuster, die auf eine Fortpflanzung hindeuteten, hieß es vom VLAB. Jedoch habe noch kein Nest entdeckt werden können.
Brut gelungen trotz weniger Mäuse
Bemerkenswert sei, dass die Brut trotz einer momentan geringen Mäusepopulation gelungen sei, sagte Projektleiterin Michaela Domeyer. In mäusearmen Jahren verzichten Habichtskäuze häufig auf eine Fortpflanzung, da sie auf ein reiches Nahrungsangebot – vor allem Kleinsäuger – angewiesen sind. Dass gerade jetzt junge Habichtskäuze nachgewiesen werden, sei „ein starkes Signal für die Rückkehr dieser faszinierenden Eulenart“.
Seit 2017 wurden nach Angaben des VLAB 106 junge Habichtskäuze aus nationalen und internationalen Zoos sowie aus Zuchtstationen in geeignete Waldlebensräume in Nordostbayern entlassen. Die genauen Orte veröffentlicht der Verein nicht, damit die Käuze möglichst nicht von Neugierigen gestört werden. Teil des Projektes sind auch Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraumes sowie ein Monitoring.
Hauptziel des Projektes ist es, eine genetisch vielfältige Population zu etablieren. Diese soll sich in den Wäldern des nordostbayerischen und nordwestböhmischen Mittelgebirges ausbreiten und mit der isolierten Population in den Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava/Böhmerwald in Tschechien vernetzen.
„Erfolg für den Artenschutz“
Die Rückkehr des Habichtskauzes sei ein bedeutender Erfolg für den Artenschutz in Deutschland und zeige auch, „dass naturnahe Forstwirtschaft und verantwortungsvolles Handeln von Waldbesitzern und Forstleuten Früchte tragen“, bilanzierte VLAB-Vorsitzender Johannes Bradtka.
Der Habichtskauz ist der größte und zugleich einer der seltensten Käuze in Mitteleuropa. Er ist etwa 60 Zentimeter groß, hat eine Spannweite von 125 Zentimetern und kann mehr als 20 Jahre alt werden. In Deutschland galt er seit Ende der 1920er Jahre als ausgestorben.