Formel 1 in Italien: Verstappens Meisterklasse zum Red-Bull-Jubiläum

Mit einem Eiskalt-Manöver in Kurve eins stellt Max Verstappen in Imola die Weichen. Der Formel-1-Weltmeister meldet sich im WM-Kampf mit McLaren und Oscar Piastri zurück.
In Triumphpose kletterte Max Verstappen auf sein Siegerauto und nahm die Ovationen für seine Imola-Meisterleistung entgegen. Der Formel-1-Champion krönte den 400. Grand Prix seines Red-Bull-Teams im runderneuerten Dienstwagen mit seinem vierten Erfolg in der Emilia-Romagna nacheinander. Schon am Start hatte der Niederländer den WM-Spitzenreiter Oscar Piastri schwer düpiert. Der australische McLaren-Fahrer musste sich schließlich mit Rang drei begnügen, Zweiter wurde sein Stallrivale Lando Norris.
„Ich bin unglaublich stolz auf uns, es war eine unheimlich wichtige Woche für uns“, sagte Verstappen nach seinem beeindruckenden Konter im Titelrennen. In der Gesamtwertung fehlen dem 27-Jährigen dank seines 65. Karrieresieges als Dritter nur noch 22 Punkte auf Piastri. „Wirklich enttäuschend, es war nicht unser bester Tag“, sagte der WM-Führende, der vor dem Klassiker in Monaco noch 13 Punkte Vorsprung auf Norris hat.
Verstappen überrascht Piastri in Kurve eins
Ein schwerer Unfall von Verstappens Teamkollegen Yuki Tsunoda hatte am Vortag in der Qualifikation für einen großen Schreckmoment gesorgt. Auf seiner zweiten Runde verlor der Japaner die Kontrolle, im Kiesbett hob sein Auto ab, drehte sich in der Luft und krachte in die Streckenbegrenzung. Tsunoda kletterte ohne größere Blessuren aus dem Wrack. Mit einer Nachtschicht bauten die Red-Bull-Mechaniker das zerstörte Auto wieder auf und ermöglichten dem 25-Jährigen den Start.
Ganz vorn parkte beim Start der Europa-Tournee zum dritten Mal in dieser Saison Piastri, der kurz vor Schluss der Startplatzjagd noch Verstappen von der Pole Position verdrängt hatte. Als die Ampeln erloschen, revanchierte sich der Titelverteidiger gleich in der ersten Kurve. Mit einem eiskalten Manöver zwängte sich Verstappen am anscheinend überraschten Piastri vorbei und übernahm die Führung. „Ich habe einfach zu früh gebremst“, bekannte Piastri.
Red Bull hatte nach dem sehr durchwachsenen Saisonstart viele frische Bauteile ans Auto geschraubt, um den Rückstand auf die zuletzt dominanten McLaren einzudämmen. Nach den Trainingsrunden behauptete Verstappen noch: „Wir sind einfach nicht schnell genug.“ Das aber erwies sich als taktische Untertreibung.
Der Niederländer hielt Piastri auf den ersten Runden locker in Schach und zwang den McLaren-Kommandostand zum Strategiewechsel. Piastri kam frühzeitig zum Reifenwechsel, musste sich bei seiner Aufholjagd aber erstmal wieder durch das Feld arbeiten. Das kostete den 24-Jährigen wertvolle Sekunden. So konnte Verstappen vorn das Rennen kontrollieren und seinen Boxenstopp hinauszögern.
Ferrari beim Heimspiel nicht siegfähig
An der Spitze hatten sich viele der zehntausenden Fans auf den Tribünen indes eher ein rotes Auto gewünscht. Doch die Ferrari sind derzeit weit von Siegfähigkeit entfernt. Nur von Platz elf und zwölf gestartet, verbesserten sich Charles Leclerc und Neuzugang Lewis Hamilton bei seinem ersten Ferrari-Heimspiel im Rennen immerhin deutlich und kamen als Vierter (Hamilton) und Sechster (Leclerc) ins Ziel. Ein kleines Lifting für das Auto bringt zumindest Hoffnung auf Besserung.
Bejubelt wurde im Autodromo Enzo e Dino Ferrari auch Zauberlehrling Kimi Antonelli. Der erst 18 Jahre alte Italiener ist im nahen Bologna aufgewachsen und führte gleich mal seine Schulklasse durch das Fahrerlager. Nach dem Trainingsfreitag gab es für sein Mercedes-Team Lasagne nach dem Familienrezept der Antonellis. Auf der Strecke aber gab es wenig Grund zur Freude, ein Defekt beendete seinen Arbeitstag vorzeitig.
Zuvor hatte schon das virtuelle Safety-Car die Fahrer eingebremst, weil der Franzose Esteban Ocon seinen defekten Haas-Rennwagen am Streckenrand abstellen musste. Davon profitierte Verstappen, der so deutlich weniger von seinem Vorsprung beim Reifenwechsel einbüßte.
Safety-Car macht es nochmal spannend
McLaren reagierte wenig später, holte Piastri zum zweiten Mal an die Garage. Damit war Verstappens Abstand auf die Verfolger nun gewaltig. Alles deutete auf einen Spaziergang des Weltmeisters bis zur Zielflagge hin.
Doch nach Antonellis Ausfall beorderte die Rennleitung das Safety-Car auf die Piste und machte es noch einmal eng. Mit den viel frischeren Reifen ließ sich Verstappen aber nicht mehr aufhalten. Beim Neustart zog er umgehend davon und holte sich den verdienten Lohn.