Jarvis Cocker: „Konnte das Wort ‚Liebe‘ nicht aussprechen“

Jarvis Cocker gesteht: Bis 40 konnte er das Wort „Liebe“ nicht über die Lippen bringen. Jetzt thematisiert Pulp das in ihrer neuen Single.
Es ist ein Geständnis, das so gar nicht zu einem Popstar dieser Größe passen will: Jarvis Cocker (61), die charismatische Stimme von Pulp, hatte jahrzehntelang ein Problem mit einem der grundlegendsten Wörter der menschlichen Sprache. „‚Liebe‘ ist ein Wort, dass ich nicht sagen konnte, bis ich auf die 40 zuging“, offenbart der britische Musiker nun überraschend ehrlich.
Anlass ist die neue Pulp-Single „Got To Have Love“ – die zweite Auskopplung aus dem mit Spannung erwarteten Album „More“, das am 6. Juni erscheint. Nach knapp 24 Jahren Pause seit dem letzten Studioalbum kehrt die legendäre Britpop-Band damit zu ihren Wurzeln zurück.
Ein Gespräch mit sich selbst
„Ich hörte mir ständig Liebeslieder an, aber konnte das Wort im echten Leben nicht benutzen“, erklärt Cocker laut Pressemitteilung die paradoxe Situation, in der er sich jahrelang befand. Musik war für ihn schon immer ein Ventil für Emotionen – doch ausgerechnet bei dem universellsten aller Gefühle versagten ihm die Worte. „Im Text dieses Songs unterhalte ich mich mit mir selbst über diese Angelegenheit, ich stelle mich zur Rede.“
Diese Art der schonungslosen Selbstanalyse kennt man bereits aus früheren Pulp-Klassikern. Doch während Songs wie „Common People“ oder „Disco 2000“ gesellschaftliche Beobachtungen mit persönlichen Erfahrungen verwebten, geht Cocker diesmal noch einen Schritt weiter in die Intimität. Der neue Track wird damit zu einer Art musikalischer Therapiesitzung, in der sich der Sänger seiner eigenen emotionalen Blockade stellt. „Jetzt habe ich gelernt es auszusprechen, ohne dabei eine Miene zu verziehen“, resümiert Cocker seine emotionale Entwicklung. „‚You’ve got to have love. Oh yes, you have.“
Im dazugehörigen Musikvideo kombinieren Pulp ihre neue Musik mit Aufnahmen aus einer Dokumentation über den Wigan Casino Nachtclub von 1977. Die dort porträtierten Northern-Soul-Tänzerinnen und -Tänzer aus Manchester verkörpern eine ungehemmte Hingabe an die Musik, die Cockers eigene Entwicklung spiegelt. „Ich liebe Tanzen“, schwärmt der Pulp-Frontmann. „Und das sind die besten Tanzaufnahmen, die ich je gesehen habe.“
Comeback nach fast einem Vierteljahrhundert
Das Album „More“ wurde von James Ford produziert, der bereits mit Arctic Monkeys, The Last Dinner Party und Fontaines DC gearbeitet hat. Im April war bereits die Comeback-Single „Spike Island“ erschienen und hatte die Erwartungen der Fans angeheizt.