Messerattacke in Hamburg: Polizei geht nicht von politischem Motiv aus – Feuerwehr meldet 17 Verletzte

In Hamburg ist es zu einem Messerangriff gekommen. Mehrere Menschen sind schwer verletzt, einige lebensbedrohlich. Eine Frau wurde festgenommen, laut Polizei eine Einzeltäterin.

Viele Menschen sind am Bahngleis, als es plötzlich zu einem Messerangriff kommt: Auf dem Hamburger Hauptbahnhof sind nach Angaben der Feuerwehr 17 Menschen verletzt worden. Vier von ihnen seien am frühen Abend lebensbedrohlich, sechs schwer und sieben leicht verletzt worden, hieß es. Alle seien in Krankenhäuser gebracht worden. Als mutmaßliche Täterin nahm die Polizei vor Ort eine Frau fest. Die 39 Jahre alte Deutsche habe sich widerstandslos festnehmen lassen, sagte Polizeisprecher Florian Abbenseth.

Die Polizei gehe derzeit nicht von einer politischen Motivation aus. Dafür gebe es bislang keine Hinweise. „Vielmehr haben wir Erkenntnisse, aufgrund derer wir jetzt insbesondere dahingehend ermitteln, ob sie sich in einem psychischen Ausnahmezustand befunden haben könnte“, erklärte Abbenseth. Das Tatmesser sei sichergestellt worden. Es gebe viele Augenzeugen, die zu betreuen seien. Der Polizei lag auch am späten Abend keine valide Zahl der Verletzten vor.

Tat auf vollem Bahnsteig

Auf dem Bahnsteig zwischen den Gleisen 13 und 14 hatte um etwa 18 Uhr eine Person wahllos um sich gestochen. Der Bahnsteig für Fernzüge war zum Tatzeitpunkt voller Menschen.

Zum Ablauf der Tat sagte Abbenseth, es seien mehrere Notrufe eingegangen. Die sogenannte Quattrostreife – das sind je ein Beamter von Bundes- und Landespolizei sowie Mitarbeiter von DB-Sicherheit und Hochbahnwache – sei schnell vor Ort gewesen und habe die Frau festgenommen. Zur Frage der psychischen Betreuung der Frau sagte Abbenseth am Abend, sie befinde sich aktuell in Polizeigewahrsam.

Polizei und Rettungskräfte waren am Abend mit einem Großaufgebot im Einsatz. Die Spurensicherung untersuchte den Bahnsteig 13/14. Die Ermittler machten Bilder, begutachteten den Grund mit Taschenlampen und beratschlagten sich. 

An Gleis 14 stand ein ICE. Der Polizeisprecher sagte jedoch: „Die Tat hat sich, nach dem, was wir wissen, nicht in diesem Zug abgespielt.“ Im Bahnhof selbst lief der Reisebetrieb weiter. Allerdings liefen auffällig viele Polizisten auf und ab.

Stark besuchter Verkehrsknotenpunkt 

Der Hamburger Hauptbahnhof gehört mit mehr als 500.000 Reisenden pro Tag zu den am stärksten frequentierten Verkehrsknotenpunkten in Deutschland. Im freitäglichen Feierabendverkehr herrscht dort regelmäßig dichtes Gedränge. Am Freitag begannen in Hamburg einwöchige Schulferien.

Mehr Messertaten trotz Messerverbots

Seit dem 1. Oktober 2023 sind Messer im Bereich des Hauptbahnhofs verboten. Laut Bundespolizei zählte der Verkehrsknotenpunkt im Jahr 2022 zu den gefährlichsten Bahnhöfen in Deutschland. Inzwischen hat sich die Lage nach offiziellen Angaben verbessert. Die Zahl der Gewalttaten sank im vergangenen Jahr um knapp ein Viertel (24,2 Prozent) auf 546, wie die Bundesregierung im Februar auf eine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion mitteilte. Allerdings verdoppelte sich beinahe die Zahl der Gewalttaten, bei denen ein Messer eingesetzt wurde, von 12 auf 23 Fälle.

Merz telefoniert mit Hamburgs Bürgermeister Tschentscher

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) tauschte sich mit Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) über den Messerangriff aus. Tschentscher habe Merz in dem Telefonat über die Versorgung der Verletzten und die Situation vor Ort informiert, teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius mit. Merz habe die Unterstützung der Bundesregierung angeboten.

Die Polizei sperrte den Bereich ab
© Marco Klehn

Auf der Plattform X schrieb Merz: „Die Nachrichten aus Hamburg sind bestürzend. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Mein Dank geht an alle Einsatzkräfte vor Ort für ihre schnelle Hilfe.“ 

Tschentscher schrieb auf X, die Tat sei erschütternd. Er dankte Polizei und Rettungskräften für ihr schnelles Eingreifen und fügte an: „Die Täterin ist in Gewahrsam. Ich wünsche den Opfern der Tat viel Kraft und hoffe, dass auch die Schwerverletzten gerettet werden.“

Die Deutsche Bahn äußerte ihre „tiefe Bestürzung“ über den Messerangriff. „Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Verletzten“, heißt es in einer Mitteilung.

Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert.