Nahrungsergänzungsmittel: Gibt es veganes Kollagen? Und ist es eine sinnvolle Alternative?

Kollagen ist ein Bestandteil des Körpers und entspringt keiner veganen Quelle. Was also veganes Kollagen ist und was Sie zu dem Thema wissen sollten, verrät der stern.
Um direkt die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Streng genommen gibt es kein veganes Kollagen. Kollagen wird vom menschlichen Körper produziert und findet sich in Haut und Knorpeln. Ebenso im Körper von Tieren. Es braucht also tierische Quellen, um an Kollagen(hydrolysat) zu kommen.
28 Typen von Kollagen werden biochemisch unterschieden. Die menschliche Haut besteht überwiegend aus Kollagen Typ I, Knorpel enthält Kollagen vom Typ II. Kollagenmoleküle bestehen überwiegend aus den Aminosäuren Prolin und Glycin. Das Kollagen wird vom Körper selbst produziert. Allerdings kommt es altersbedingt zu einem Abbau von Kollagenstrukturen und die Hautschichten können an Stabilität verlieren. Daher sollen Produkte wie Kollagenpulver und Kollagencremes das weniger werdende Kollagen ausgleichen.
So einfach ist das aber nicht. Das hat auch Priv.-Doz. Dr. med. Katharina Herberger, unter anderem Leiterin der Translationalen Laserforschung in der Dermatologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Gründerin der Praxis „Kompetenzzentrum Haut“, dem stern erklärt. Denn ob der Körper aus dem zusätzlich aufgenommenen Kollagenhydrolysat wieder komplexe Kollagene herstellt und an der richtigen Stelle platziert, sei nicht garantiert. Es gibt Studien, die auf eine Verbesserung der Faltentiefe und Hautelastizität durch die regelmäßige Einnahme von Kollagen(hydrolysat) hinweisen. Dass solche Veränderungen aber wirklich erkennbar sind, ist fraglich.
Als Bestandteil von Cremes kann Kollagen wegen seiner Größe nicht in Haut eindringen. Daher sind in Hautpflegeprodukten Substanzen enthalten, die die Kollagenproduktion unterstützen sollen, kein Kollagen, wie die Werbung fälschlicherweise vermitteln will, erklärt die Expertin. Als nachweislich kollagenstimulierend wirkt beispielsweise Retinol.
Was ist veganes Kollagen?
Da Kollagen also menschlichen oder tierischen Ursprungs ist, wird es aus Schlachtabfällen gewonnen, etwa der Haut oder den Knochen von Schweinen und Rindern. Bei der sogenannten Hydrolyse werden die Kollagene dann in kleinere Bruchstücke, die Kollagen-Peptide, zerlegt. Zudem gibt es Kollagenpulver mit Zusätzen aus Geflügel- und Fischresten zu kaufen.
Produkte, die als vegan bezeichnet werden, enthalten einen Mix der Aminosäuren Glycin, Prolin, Hydroxyprolin und L-Lysin, zudem meist auch Zink, Vitamin C oder andere Zusätze. Diese „Nachbildung“ soll laut Herstellern einen ähnlichen Effekt haben und entsprechende Nahrungsergänzungsmittel sollen Haut, Haaren und Nägeln guttun können. Herberger sagt dazu: „Die Annahme ist, dass durch die zusätzlich zugeführten Bausteine die Kollagenproduktion angeregt und verstärkt werden soll.“ Allerdings haben wir auf diesen Prozess keinen direkten Einfluss.
Auch hier gilt aber: Entsprechende repräsentative, unabhängige Studien, die die Wirksamkeit solcher Mittel bestätigen, sind rar. Inhaltsstoffe wie Vitamin C oder Zink können zwar hilfreich sein und positive Auswirkungen haben, sie können aber auch über die Nahrung aufgenommen werden. Wer dem Körper dennoch die Aminosäuren und Vitamine zuführen möchte und an die Wirkung glaubt, kann beispielsweise zu folgenden veganen Kollagenpulvern greifen.
Veganes Kollagen: Diese (Bio-)Produkte werden empfohlen
Es gibt einige Präparate auf dem Markt, die als veganes Kollagen angepriesen werden und einen ähnlichen Effekt wie Kollagenpulver haben und die Kollagenproduktion ankurbeln können sollen. Drei häufig empfohlene Mittel sind die nachfolgenden.
1. Nature Love
Das „Nollagen“ von Nature Love hat laut Hersteller das Aminosäurenprofil von tierischem Kollagen und beinhaltet darüber hinaus Nährstoffe wie Pflanzenextrakte, Vitamin C für die Haut und Kupfer fürs Bindegewebe. Zudem wird es als ballaststoffreiche und kalorienarme Proteinquelle angepriesen. Es kommt ohne Zuckerzusatz aus.
2. Alpha Foods
Das vegane Kollagen von Alpha Foods mit Hyaluronsäure ist eine weitere pflanzliche Alternative zu Kollagenhydrolysat. Es kommt mit 13 Aminosäuren und Vitamin C daher. Zudem ist es geschmacksneutral und kann genauso in den morgendlichen Kaffee gerührt werden wie Kollagenpulver.
3. Naturtreu
Nicht als veganes Kollagen, sondern als „vegane Kollagen-Bildungsunterstützung“ bezeichnet Naturtreu sein Produkt. Es beinhaltet zum Beispiel Hyaluron, Q10, Biotin sowie Vitamin C und soll, wie der Name bereits verrät, dem Körper bei der Produktion von Kollagen helfen können.
Gibt es Nebenwirkungen bei der Einnahme von veganem Kollagenpulver?
Nebenwirkungen sind bei den meisten Präparaten nicht bekannt. Allerdings sollten Verbraucherinnen und Verbraucher bei zugesetzten Stoffen wie Nicotinamid beziehungsweise Nicotinsäure (Vitamin B3) vorsichtig sein. Bei zu hoher Aufnahme können Unverträglichkeitsreaktionen wie Gesichtsrötungen und Hitzewallungen ausgelöst werden. Produkte sollten nicht mehr als vier Milligramm Nicotinsäure,160 Milligramm Nicotinamid oder 4,4 Milligramm Inosithexanicotinat (Inositolniacinat) pro Tagesdosis aufweisen. Zudem können Nahrungsergänzungsmittel mit Kollagen manchmal Aufnahmeverstärker wie Piperin, einen Extrakt aus schwarzem Pfeffer, enthalten. Davon dürfen nicht mehr als zwei Milligramm aufgenommen werden. Schwangere sollten auf die Einnahme verzichten.
Weitere Tipps
Veganer und Veganerinnen können auch über Lebensmittel Inhaltsstoffe zu sich nehmen, die gut für Körper und Haut sein können. Folgende Nahrungsmittel sind zum Beispiel reich an Aminosäuren wie Hydroxyprolin, Antioxidantien wie Vitamin C, Zink und Kupfer: Hülsenfrüchte, Nüsse, Sojaprodukte, Haferflocken, Quinoa, Beeren, Zitrusfrüchte, Paprika, Brokkoli, grünes Blattgemüse, Karotten oder Tomaten.
Dr. med. Katharina Herbergers Fazit ist, dass Nahrungsergänzungsmittel mit (veganem) Kollagenpulver nicht notwendig sind. Wenn sie allerdings selbst zu Präparaten greifen würde, dann eher zu den veganen Varianten, die frei von Schlachtabfällen sind. Zudem rät die Expertin, sich generell mit einer ausgewogenen Ernährung auseinanderzusetzen und lieber in nachgewiesene Methoden zur Kollagenproduktion in der Haut zu investieren, etwa in Retinol in Cremes oder in eine professionelle Behandlung in einer Praxis.