Wölfe: Rund 40 Schafe in diesem Jahr bisher von Wölfen getötet

In Schleswig-Holstein leben vergleichsweise wenig Wölfe. Doch auch diese richten in Schafherden Schäden an und töten Tiere. Nicht immer lassen sich Schutzmaßnahmen wie gefordert umsetzen.

In diesem Jahr sind in Schleswig-Holstein bisher rund 40 Schafe durch Wolfsrisse getötet und mehrere weitere verletzt worden. In allen Fällen hat es nach Angaben des Landesamts für Umwelt keine oder nicht intakte wolfsabweisenden Zäune gegeben. „Wölfe sind sehr anpassungsfähig und können lernen, dass ungeschützte Schafe und Ziegen vergleichsweise leicht erbeutet werden können.“, sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums. Deshalb sei ein angemessener Herdenschutz überaus wichtig.

Herdenschutzzäune sollen Schafhaltungen sichern

Wolfskoordinator Jens Matzen sagte Anfang des Jahres, Schafe würden meist immer noch mit nur 30 bis 40 Zentimeter hohen Zäunen aus Stromlitzen geschützt. „Das hält Wölfe nicht davon ab, auf die Koppel zu gehen“. Er rät zu Zäunen, die 120 Zentimeter hoch sind und auch am Boden keinen Raum zum Durchschlüpfen bieten. „Wo solche Zäune errichtet wurden, gibt es nachweislich wesentlich weniger Wolfsrisse“, sagt Matzen. 

Herdenschutzzäune keine Lösung für alle 

In Sachen Schutzmaßnahmen drehe man sich seit 15 Jahren im Kreis, sagte die Geschäftsführerin des Landesverbands der Schaf- und Ziegenzüchter, Janine Bruser. Die Schafzüchter formulieren Einwände, etwa was Grenzen für den Einsatz von Herdenschutzzäunen angehe. Viele Betriebe können dies aus arbeitswirtschaftlichen oder wegen der örtlichen Landschaftsstrukturen nicht wie gefordert umsetzen. „Und aus dem Ministerium heißt es, „ihr müsst““, sagte Bruser. 

Da, wo es gehe, werden Herdenschutzzäune installiert, aber der Wolf überwinde auch Schutzmaßnahmen. Häufig gebe es auch Probleme mit der Anerkennung, ob der Zaun tatsächlich wolfssicher gewesen sei, sagte Bruser. 

Schafe sind vergleichsweise leichte Beute für Wölfe

Zur Überlebensstrategie eines wildlebenden Beutegreifers wie dem Wolf gehöre es, mit möglichst wenig Energieaufwand ausreichend Beute zu machen, sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums. „Wölfe jagen meist so, dass ein potenzielles Beutetier, wie beispielsweise ein Reh oder Rothirsch, von seiner Gruppe getrennt, gehetzt und dann erlegt wird.“ Aber auch kleinere Huftiere wie Schafe und Ziegen passen in das Beuteschema des Wolfes.

Eine Weide mit Schafen stellt für den Wolf eine unnatürliche Situation dar: Wenn ein Tier gerissen wird, läuft der Rest der Herde in der Regel weiterhin auf einer eingezäunten und damit begrenzten Fläche umher. „Dies kann bei einem Wolf immer wieder Beuteverhalten auslösen, so dass es während eines einzelnen Angriffs zu mehreren verletzten und toten Tieren kommen kann“, erklärte die Ministeriumssprecherin.

 Für viele Risse Anfang 2025 war der Wolf GW4176m verantwortlich

Für viele der Schafrisse Ende vergangenen und zu Beginn dieses Jahres war ein Wolfsrüde mit der Kennung GW4176m verantwortlich, wie aus den Risstabellen des Landsamts für Umwelt hervorgeht. Allerdings ist nach Ministeriumsangaben bei dem Rissverhalten von GW4176m nicht davon auszugehen, dass er sich auf Schafe und Ziegen spezialisiert hat. „Vermutlich ergaben sich im Verlaufe seiner Wanderungen mehrere Gelegenheiten, an leicht verfügbare Beute in unzureichend geschützten Schafherden zu gelangen.“

GW4176m kommt aus einem Rudel in Sachsen und hat sich auf seiner Abwanderung vom Heimatrevier in Sachsen auch einige Zeit in Schleswig-Holstein aufgehalten. Der erste Nachweis im nördlichsten Bundesland erfolgte nach Angaben des Ministeriums am 17. Dezember 2024 und der letzte am 23. Februar 2025. Zuletzt wurde er in Dänemark nachgewiesen. 

Europaparlament will Schutzstatus des Wolfes herabstufen

Die Umweltminister aller Bundesländer hatten sich Mitte Mai geeinigt, dass der Wolf zügig ins nationale Jagdrecht aufgenommen werden soll. Die Minister erklärten, sie gingen von einer schnellen Umsetzung der jüngsten Entscheidung des Europäischen Parlaments aus, das am 8. Mai dafür gestimmt hatte, den Schutzstatus des Wolfs in der EU von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabzustufen. Damit wird der Weg freigemacht für mehr Wolfs-Abschüsse. Die Maßnahme muss noch von den EU-Mitgliedsstaaten angenommen werden, das gilt aber als wahrscheinlich. 

Vergleichsweise wenig Wölfe in Schleswig-Holstein 

In Deutschland gab es laut Bundesamt für Naturschutz 2023/2024 insgesamt 209 bestätigte Wolfsrudel mit gut 1.600 Tieren. Das Vorkommen konzentriert sich auf ein Gebiet von Sachsen über Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern nach Niedersachsen. 

In Schleswig-Holstein gibt es nach Angaben des Landesamts für Umwelt mit geschätzt maximal 15 Tieren nur wenige Wölfe, die hier resident sind. Die meisten davon leben im Segeberger Forst.