Kurztrips: Heide, Meer, Saurier: Neun Zufluchten in Niedersachsen

Raus aus der Stadt oder rein? Ab in die Natur oder bloß weg? Wir haben die neun besten Kurztripziele in Niedersachsen für Sie zusammengestellt.
Sankt Andreasberg, Harz
Es geht bergab, immer weiter, immer schneller. Na ja, angenehm schnell. Fast einen halben Kilometer lang ist die berühmte Sommerrodelbahn. Wer die Umgebung richtig genießen will, wandert die Strecke hinauf, es gibt aber auch einen Sessellift. Unten angekommen geht es gleich wieder rauf in den Hochseilgarten oder runter in die Grube Samson, wo einst Silbererz abgebaut wurde – Unesco-Welterbe! Dazu strotzt die Oberharz-Gegend mit zahllosen Trails zum Wandern und/oder Mountainbiken.
Für wen? Natur- und Aktivurlauber, Familien, SeniorenWie lange? Drei bis fünf TageWie hinkommen? Von Hannover aus sind es rund 1,5 Stunden mit dem Auto. Die Bahn braucht doppelt so lange. Braunlage ist 20 Minuten entfernt, Magdeburg mit dem Auto ebenfalls rund 1,5 Stunden
Neuwerk, Wattenmeer
© Daniel Bockwoldt
Okay, die kleine Insel vor Cuxhaven gehört zu Hamburg, ist aber nur über Niedersachsen zu erreichen. Der wirklich sehr kleine Flecken im Wattenmeer lässt sich in etwas mehr als einer Stunde umrunden. Die Gefahr, dabei anderen Menschen zu begegnen, ist erfreulich klein. Gerade einmal 40 Einwohner hat Neuwerk. Am Fuß des Leuchtturms, von dem aus man einen fantastischen Ausblick hat, befindet sich der einzige Verpflegungsposten weit und breit. Hartmut Lange betreibt dort einen winzigen Laden, mehr Kiosk als Supermarkt.
Für wen? Naturfreunde, Spaziergänger, Familien, Paare, SeniorenWie lange? Ein bis zwei TageWie hinkommen? Von Cuxhaven aus per Fähre in knapp zwei Stunden. Als Wattwanderung drei Stunden zu Fuß
Lüneburger Heide
Welcher Rotton darf es denn sein? Rosa, Flieder, Violett? In der Heidelandschaft von der doppelten Größe Mallorcas finden sie sich alle und noch mehr. Wer eine Auszeit von der lauten Großstadt braucht oder sich einfach nur an Bäumen, Seen und Vögeln sattsehen möchte, ist hier richtig. Allein für Tagestouren bis zu 25 Kilometer gibt es mehr als 60 Wanderwege. Die zahllosen alten Dörfer mit ihren Fachwerkhäusern lassen sich besonders gut bei der „Heidekultour“ entdecken. Dabei zeigen Künstler in 40 Orten jeden Frühling ihre neuen Werke.
Für wen? AlleWie lange? Ein bis drei TageWie hinkommen? Von Lüneburg aus zum Beispiel nach Bispingen rund 45 Minuten mit dem Auto. Von Hamburg zum Beispiel nach Egestorf eine Stunde mit dem Auto. Von Hannover nach Schneverdingen dauert es knapp 90 Minuten
Greetsiel, Ostfriesland
Flaches Land, Krabbenkutterfahrten und Birdwatching in Leyhörn. Greetsiel am Rand des Wattenmeers ist durchzogen von kleinen und größeren Wasserwegen, auf denen es sich entspannt paddeln lässt. Der hübsche Ort zeigt sich nordisch in Backsteinrot und hat, wie es sich für die Gegend gehört, zwei holländische Windmühlen. Einen Campingplatz gibt es leider nicht mehr, dafür lassen sich 50 Wohnmobile auf einem Stellplatz abstellen. Im nahegelegenen Naturschutzgebiet befindet sich eine Vogel-Beobachtungshütte, am Infowagen werden Führungen angeboten – anders dürfen die Schlickflächen nicht betreten werden.
Für wen? Paare, Senioren und NaturfreundeWie lange? Ein bis drei TageWie hinkommen? 275 Kilometer von Hannover entfernt. Mit dem Auto: 3, 5 Stunden, mit der Bahn 4,5 Stunden. Von Bremen aus 150 Kilometer oder knapp zwei Stunden mit dem Auto, drei mit der Bahn.
Oldenburg, Niedersachsen
© Volker Preusser
Hier braucht kein Mensch ein Auto, Oldenburger nehmen das Rad – egal bei welchem Wetter – und erfahren sich die gemütliche Großstadt. Vom Prunk des einstigen Residenzortes zeugen nordisch-nüchtern Schloss und Prinzenpalais im Stadtzentrum. Von dort aus geht es in die Fußgängerzone, einer der ältesten Deutschlands. Sogar Shopping-Unlustige kommen hier her, denn in der Altstadt befinden sich mindestens so viele Cafés, Kneipen und Restaurants wie Läden.
Kulturell bietet die Studentenstadt Bühnen wie das Oldenburgische Staatstheater, etwas Nachtleben und das Horst-Janssen-Museum. Und (im Winter) keinesfalls verpassen: Grünkohl. Das Nationalgericht schmeckt nirgendwo so gut wie hier.
Für wen? Paare, FamilienWie lange? Zwei bis drei TageWie hinkommen? Von Bremen mit dem Zug 40 Minuten. Von Hannover zwei Stunden mit dem Auto. Hamburg und Münster sind jeweils rund 160 Kilometer entfernt
Heidepark Soltau
© Philipp Schulze
Es einfach mal krachen lassen. Gut, der Eintritt ist happig, die Snackpreise sind es auch, doch dafür geht es einen ganzen Tag lang rund. Im wahrsten Sinne. Der zweitgrößte Freizeitpark Deutschlands hat mehr als 40 Karussells und Achterbahnen, dazu dutzende Imbissstände, ein Hotel und einen Camping- und Hüttenplatz zum Übernachten.
Für wen? Familien, Paare und JugendlicheWie lange? Ein bis zwei TageWie hinkommen? Der Heidepark ist per Auto und Bahn zu erreichen. Von Hamburg oder von Hannover aus je knapp eine Stunde mit dem Wagen, zwei mit der Bahn. Von Magdeburg aus zweieinhalb Stunden mit dem Auto
Emden
© Stefan Ziese
Hier lebt er also, der Ostfriese, und das Beste, was die Emder (bloß nicht Emdener sagen) tun können, ist, sich aufs Schiff schwingen und quer durch das viele Wasser schippern, das die Stadt umgibt: Hafen, Dollart oder Nordsee. Berühmte Kinder der Stadt sind Otto Waalkes, Regisseur Wolfgang Petersen, Henri Nannen (Gründer des stern) und Karl Dall. Zwei von ihnen verantworten sehenswerte Museen: die Kunsthalle (gestiftet von Nannen) und das OttoHus. Thema: das Wirken des verdienten Komikers. Es ist nicht zu verfehlen, ein riesiger Ottifant kracht dort durch die Ziegelsteinwand.
Für wen? Nordseefreunde, Familien, SeniorenWie lange? Zwei bis drei TageWie hinkommen? Von Bremen aus 1,5 Stunden mit dem Auto. 2,5 Stunden mit Bahn oder Auto von Münster. Hannover ist 250 Kilometer entfernt.
Weserbergland
© Volker Preusser
Der Süden Niedersachsens ist Märchenland: Burg Polle (Aschenputtel), Osterwald (Wo die sieben Zwerge aus Schneewittchen gewohnt haben (sollen)), Bodenwerder (Heimat des Barons von Münchhausen) und natürlich der Rattenfänger aus Hameln – wer die Schauplätze traditioneller Erzählungen bereisen will, ist hier richtig. Ebenso, wer die Thermen und die Beschaulichkeit von Kurorten schätzt. Gelegen zwischen sanften Hügeln finden sich im Umkreis von nicht einmal einer Autostunde gleich vier von ihnen: Bad Pyrmont, Bad Nenndorf, Bad Salzuflen und Bad Oeynhausen.
Für wen? alle: jung, alt, abenteuer- wie auch ruhelustigWie lange? Ein bis fünf TageWie hinkommen? Bad Oyenhausen und Bad Salzuflen sind eine knappe Autostunde von Hannover entfernt. Von Bielefeld nach Hameln dauert es ähnlich lange (auch mit der Bahn). Aber eigentlich ist hier eh der Weg das Ziel.
Osnabrücker Land
© Sven Eckelkamp
Generationen norddeutscher Kinder kennen von ihren Schulausflügen die Dinospuren in einer Wand bei Osnabrück. Genau genommen liegen sie in Barkhausen bei Bad Essen und gehören zum Unesco-Geopark Terra Vita. Das 1500 Quadratkilometer große Gelände erstreckt sich über den Teutoburger Wald bis ins Wiehengebirge und versammelt 100 Naturdenkmale sowie geologische Phänomene: Quellen, Canyons, Findlingsfelder, uralte Steinbrüche und andere bis zu 300 Millionen Jahre alte archäologische Spuren. Ein super Überblick verschafft einem der Hermannsturm in Georgsmarienhütte.
Für wen? Naturkundler groß und kleinWie lange? Ein bis drei TageWie hinkommen? Georgsmarienhütte ist von Osnabrück knapp 30 Autominuten und 45 Bahnminuten entfernt. Hannover und Barkhausen trennen ungefähr 1,5 Stunden.