Ferienfreizeit mit wenig Geld: Ferienangebote für Kinder aus einkommensschwachen Familien

Nicht alle können sich Urlaub leisten. Damit Kinder aus Familien mit kleinem Geldbeutel den Sommer mit Erlebnissen füllen können, bieten einige Kommunen Ferienaktivitäten an. Doch es gibt Hürden.
Ob Erlebniscamps im Wald, Tüftel-Kurse für junge Technikfans, Sport-Events oder Theater-Workshops: Die großen Städte in Thüringen bieten unterschiedliche Angebote, um Kindern aus Familien mit kleinerem Budget Ferienaktivitäten zu ermöglichen. Problematisch seien die teils komplizierten bürokratischen Hürden, deren Bearbeitung mitunter viel Arbeitszeit binde, heißt es aus vielen Kommunen. Ohne Förderungen, Spenden und andere Unterstützungen wären diese Angebote den Sprechern von Trägern und Kommunen zufolge nicht leistbar.
So wird etwa der sogenannte Ferienpass in Weimar zu einem großen Anteil über den Kinder– und Jugendfonds der Bürgerstiftung Weimar finanziert, wie es auf der Website des Angebots heißt. Ins Leben wurde der Ferienpass gerufen, um Kinder quasi Ferien vor Ort bieten zu können, wenn sich deren Familien keine Urlaubsreisen leisten können. Inzwischen umfasst das Angebot in diesem Jahr etwa Trickfilm- und Graffiti-Workshops, aber auch ein Basketball-Sommercamp, Skateboard-Kurse, Ausflüge und mehr.
Angebote können Nachfrage nicht immer bedienen
Nicht nur in Weimar, sondern etwa auch in Suhl, Jena, Gera und Erfurt seien solche Ferienangebote sehr gut nachgefragt, teilten die jeweiligen Sprecher mit. Teils übersteigt die Nachfrage das Angebot demnach deutlich. In der Regel sind neben den Kommunen auch lokale Vereine und anderen Einrichtungen Anbieter von kostenlosen oder nur mit einem symbolischen Beitrag versehenen Angeboten. So wird etwa in Jena darauf geachtet, dass Teilnahmebeiträge für Veranstaltungen bei ein bis zwei Euro für ein Tagesangebot liegen, wie eine Sprecherin der Stadt erklärte.
Fallbeispiel Suhl: Müssten eigentlich mehr anbieten
Ein Beispiel in der Stadt Suhl verdeutlicht die Lage: Hier bieten einem Sprecher zufolge die Volkshochschule (VHS), das Familienzentrum Suhl sowie die Volkssolidarität Suhl und andere Träger Ferienveranstaltungen an. „Wir haben so viele Anfragen, dass wir eigentlich deutlich mehr anbieten müssten“, sagt Dunja Wetzl, die an der VHS Suhl den „Talentcampus“ betreut.
Das Programm wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert, die Teilnehmer können sich dabei in ein- oder mehrwöchigen Projekten mit unterschiedlichen Aspekten kultureller Bildung beschäftigen und aktiv werden. Es wird in Suhl bereits seit 2013 angeboten, teils nähmen bis zu 60 Kinder pro Woche teil. Dieses Jahr stehen etwa Töpfern und Filmen an.
Bürokratie bindet Arbeitszeit von Personal
„Unser größtes Problem sind die Personal-Kapazitäten“, fasst Wetzl zusammen. Allein die jährlich aufs neue nötige Antragstellung, Durchführung und Abrechnung für Förderinstrumente benötige viel Zeit, die dann an anderer Stelle fehle oder Überstunden verursache. Die positiven Effekte des Programms seien auf sozialer und zwischenmenschlicher Ebene jedoch groß. Zudem stellten sie gerade für Kinder aus Familien, die im Bereich kultureller Bildung benachteiligt seien, oder sich keine kostspielige Ferienbetreuung oder Reisen leisten könnten, teils die einzige Form von Ferienerlebnissen dar.
Ohne Förderung seien solche Angebote nicht möglich. „Eigentlich bräuchte jede Stadt eine eigene Stelle, die sich ausschließlich auf solche Förderprojekte konzentriert“, so Wetzl. Ähnlich argumentiert Susanne Hohmann von der Volkssolidarität Suhl. „Die Herausforderung für uns liegt eigentlich darin, dass die Bürokratie immer mehr und ausführlicher wird.“ Ein Großteil der Arbeitszeit müsste daher mit Bürokratie anstatt mit den Kindern verbracht werden. Verschärfend komme etwa der Fachkräftemangel und die geringe Stellenanzahl in der offenen Jugendarbeit hinzu.
Etwa 80.000 Kinder in Thüringen armutsgefährdet
Einer Studie der Bertelsmann Stiftung zufolge waren im Jahr 2021 etwa 76.770 minderjährige Kinder in Thüringen von Armut bedroht. Als armutsgefährdet gelten Kinder und Jugendliche in Familien mit einem Einkommen unter 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens in Deutschland. Viele Betroffene benötigen staatliche Hilfen allein schon, um über die Runden zu kommen.