Hinter den Kulissen: Friedhof und Kajakstation – Kurioses im Europa-Park

Deutschlands größter Freizeitpark feiert dieses Jahr seinen 50. Geburtstag. Jährlich kommen Millionen Menschen. Doch es gibt Orte und Fakten, die nur wenig bekannt sind.
Beim niederländischen Themenbereich des Europa-Parks liegt die kleine Marienkapelle. Nur wenige werfen einen Blick in das unscheinbare Gebäude. An der Außenwand hängen Grabtafeln der Adelsfamilie Böcklin von Böcklinsau, die früher das Ruster Schloss besaß. Der Schlosspark wurde später in die Freizeitanlage integriert. Echte Gräber neben dem Fahrgeschäft „Fliegender Holländer“? Ja, doch weitgehend unbemerkt.
Deutschlands größter Freizeitpark wird am 12. Juli 50 Jahre alt. Abseits von Glamour und Shows ist der runde Geburtstag ein Anlass, hinter die Kulissen des Touristenmagneten zu blicken. Der Park entstand von 1975 an nördlich von Freiburg und hat inzwischen über sechs Millionen Besucher im Jahr.
Wäsche an der Piazza
Im Innenhof des Hotel „Colosseo“ umschließen Häuser im italienischen Stil eine runde Piazza. An einigen Fassaden hängen Leinen mit Wäsche. Kein Zufall. Die Dekoration soll zum südlichen Flair der Herberge beitragen. „Wir lieben Details“, lautet das Credo von Parkchef Roland Mack. Manche Gäste wundern sich jedoch, wie er berichtet. „Jetzt hängen die Leute ihre Wäsche ans Hotel“ – so oder ähnlich lauteten Kommentare.
Station für Kajakfahrer
Durch den Park im Ortenaukreis fließt der kleine Fluss Elz. Kajakfahrer, die auf dem Gewässer unterwegs sind, können aber nicht passieren, da einige Brücken in dem Park nicht hoch genug sind, wie eine Sprecherin berichtet. Die Bootsfahrer müssen also auf der Höhe des Hotels Bell Rock den Fluss verlassen und werden im Park vom Sicherheitsdienst wieder zur Elz gelassen.
Vom Europa-See zum Europa-Park
Frankreich, Italien oder Spanien: Die Freizeitanlage hat bisher 17 europäische Themenbereiche, Monaco soll bald dazukommen. Der Name der Anlage leitet sich aber einer Firmenchronik zufolge vom Europa-See in der südbadischen Grenzstadt Breisach ab, wo der Park in den 1970er-Jahren ursprünglich entstehen sollte. Das frühere Fischerdorf Rust war demnach als Standort erst die dritte Wahl.
Skizzen auf Bierdeckeln
Der 2010 verstorbene Seniorchef Franz Mack und sein Sohn Roland kamen 1972 auf einer USA-Reise auf die Idee, einen eigenen Park mit fest installierten Attraktionen in Deutschland zu bauen. Erste Skizzen wurden auf Bierdeckeln festgehalten.
Der Vergnügungspark war auch als Schaufenster für eigene Produkte gedacht: Die Familie Mack baute damals im Schwarzwaldort Waldkirch Autoscooter, Karussells, Geisterbahnen und andere Fahrgeschäfte. Achterbahnen werden immer noch im Unternehmen Mack Rides selbst hergestellt. Die Wurzeln der Firmengruppe reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück.
Achterbahnen kamen erst später
Viele verbinden den Europa-Park mit Achterbahnen – die vorläufig letzte Neuheit heißt „Voltron Nevera“. Die erste Achterbahn in der Anlage wurde jedoch erst 1984 gebaut. Sie hieß damals „Blauer Enzian“ und wird inzwischen „Alpenexpress Enzian“ genannt.
Das Traditionsfahrgeschäft wurde vor zwei Jahren bei einem Brand schwer beschädigt und dann wieder aufgebaut. Die erste „typische“ Achterbahn mit großen Höhenunterschieden war übrigens 1989 die „Eurosat“.
Relikte von 1975 fahren noch
Einige Attraktionen aus dem Gründungsjahr locken immer noch die Gäste an. Dazu gehört der Mississippi-Dampfer, der inzwischen im österreichischen Themenbereich als Donau-Dampfer herum schippert. Die einstige Westerneisenbahn kurvt als Panoramabahn durch den Park – inzwischen mit Elektroantrieb. Und das Auto-Fahrgeschäft Monza-Bahn wurde in Silverstone-Piste umgetauft.
Prominente machen eine Runde
Besucherinnen und Besucher sollten sich nicht wundern, im Park auch mal bekannte Gesichter zu sehen. Im April ging Kölsch-Rocker Wolfgang Niedecken nach eigenem Bekunden mit seiner Frau Tina anlässlich einer Preisverleihung spazieren. Auch der Adel lässt sich unterhalten: Der monegassische Fürst Albert II. war bereits mehrfach mit seinen Kindern in Rust zu Gast.