Die Bayern machen das schon: „Ja, wir können das“ – NRW will bei Erdwärme tiefer gehen

Die Bayern haben nach Öl und Gas gebohrt und letztlich warmes Wasser gefunden, erzählt man sich in NRW. Für die Geothermie eine tolle Sache. Jetzt will NRW vorstoßen.
Alle etwa zwei Sekunden wäre eine Badewanne voll: Bei einem Pumpversuch aus der Krefelder Forschungsbohrung sprudelte braunes Wasser kräftig, wie Projektleiter Ingo Schäfer auf einem Video zeigt. Es geht um Erdwärme-Quellen und das nicht nur für die Stadt Krefeld. Die Bohrung zeige Potenzial zumindest für Teile des Rheinlandes und das westliche Ruhrgebiet.
Eine durchbohrte 500 Meter mächtige Kalkschicht verbunden mit dem mehr Wasser als erwartet stimmen die Mitarbeiter des Geologischen Dienstes NRW nach einer Auswertung geradezu euphorisch. Die erste Forschungsbohrung in Nordrhein-Westfalen hat nach den Worten des Direktors des Geologischen Dienstes, Ulrich Pahlke, ein „sehr überraschend positives Ergebnis gebracht.“
Die Geologen hätten mit ihren Untersuchungen „tatsächliches eines der Reservoirs angetroffen, dass die Geothermie auch in Süddeutschland zum Erfolg gebracht hat“. „Seit Jahren verfolgt man uns mit der Botschaft, die Bayern können das. Können wir das nicht? Ja, wir können das“, sagt Pahlke. Statistisch gesehen sei nur ungefähr jede zweite Bohrung erfolgreich.
In Nordrhein-Westfalen gibt es zwar schon oberflächennahe Geothermie, aber anders als etwa in München oder an anderen Orten in Süddeutschland noch keine Tiefengeothermie. Der Grund: Bohrungen vor Jahrzehnten nach Gas und Öl hätten dort für eine gute Datenbasis gesorgt, die im Kohleland NRW fehlte.
Was machen die Kommunen?
Die Frage ist nun, ob Kommunen und Stadtwerke ihre Planungen und Investitionen an den Ergebnissen ausrichten. Krefelds Umweltdezernentin Sabine Lauxen spricht von einem Impuls für die Wärmewende. Geothermie bekomme möglicherweise einen neuen Stellenwert. „Wir stehen hier stellvertretend für viele andere Kommunen, die genauso interessiert darauf gucken, was hat der Geologische Dienst hier zutage gefördert.“
Es gelte nun viele Fragen zu klären, wo wäre eine wirtschaftliche Bohrung sinnvoll, welche Abnehmer gebe es, könnte sie die Fernwärme ergänzen? Sie werde bisher allein auf der Basis einer Müllverbrennungsanlage erzeugt, also „graue“ Fernwärme. Geothermie könnte für eine „grüne“ Fernwärme sorgen. Dafür wären wahrscheinlich eine Millionen-Investition und Landeshilfe nötig.
Die Bohrkerne, Messungen und Tests haben den Angaben zufolge erstmals den Nachweis erbracht, dass der unter kohleführenden Schichten liegende Kalk in NRW als Reservoirgestein für die Tiefengeothermie geeignet ist. Bei einer Tiefe von 1000 Metern sei etwa 40 Grad warmes Wasser zu erwarten, das noch oben gefördert und nach der Wärmegewinnung wieder zurück in die Tiefe käme.
Weitere Forschungsbohrung
Der Geologische Dienst NRW will im vierten Quartal 2025 eine zweite Forschungsbohrung in Köln beginnen, mit der Kalkgestein in 600 bis 1.000 Metern Tiefe untersucht werden soll. Der Masterplan Geothermie sieht laut dem Geologischen Dienst NRW acht Forschungsbohrungen bis Ende 2028 vor.
NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) sprach bereits von einem echten Volltreffer nach dem Abschluss der Krefelder Forschungsbohrung. Die Ergebnisse ließen sich auf große Teile der Region übertragen. Ziel sei es, bis 2045 in NRW bis zu 20 Prozent des Wärmebedarfs mit Erdwärme zu decken.