Rheinland-Pfalz: Hochwasserschutz als Dauerverpflichtung nach Ahrtal-Flut

Die Flutkatastrophe im Ahrtal hatte für enorme Schäden gesorgt. Damit sich eine solche Tragödie nicht wiederholt, sind in Rheinland-Pfalz viele Maßnahmen erfolgt.
Der Schutz und die Vorsorge vor Hochwasser werden in Rheinland-Pfalz ausgebaut. Umweltministerin Katrin Eder nannte die Vorsorge eine dauerhafte Verpflichtung aus der Flutkatastrophe im Ahrtal. „Bei diesem Engagement werden wir nicht nachlassen, weil der fortschreitende Klimawandel die Risiken erhöht“, versicherte die Grünen-Politikerin bei der Präsentation der Weiterentwicklung eines Sieben-Punkte-Plans, der als Konsequenz aus den Vorfällen entwickelt worden war.
Was ist im Ahrtal passiert?
Bei der Flutkatastrophe in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 waren in Rheinland-Pfalz 136 Menschen ums Leben gekommen. Im benachbarten Nordrhein-Westfalen starben bei dem Hochwasser nach extremem Starkregen 49 Menschen. Tausende Häuser wurden zerstört, Straßen und Brücken weggespült.
Welche Ziele hat der Sieben-Punkte-Plan?
Das Maßnahmenpaket war September 2022 von der Umwelt– und Klimaschutzministerin präsentiert worden. Bei dem Plan geht es unter anderem um die Weiterentwicklung der Risikokarten, die Stärkung von kommunalen Hochwasserpartnerschaften, den Ausbau des Pegelsystems sowie die Aufnahme von Starkregen in die Risikobetrachtung.
Welche Vorsorge– und Schutzmaßnahmen sind hinzugekommen?
Mit dem sogenannten HydroZwilling wurde ein 3D-Simulations- und Visualisierungsmodell für Wassergefahren auf der gesamten Landesfläche entwickelt. Damit soll die Bevölkerung mit modelltechnisch bestmöglicher Genauigkeit sehen können, wie sich ein Starkregen- oder Hochwasserereignis auf einen Ort, eine spezielle Straße und auch ein Haus auswirken könnte.
Diese Informationen können die Kommunen auch für die Aufstellung der Alarm- und Einsatzpläne des Katastrophenschutzes nutzen. Im 4. Quartal dieses Jahres sollen die Städte, Gemeinden und Kreise nach Angaben des Ministeriums Zugang zu dem System erhalten. Voraussichtlich im Frühjahr nächsten Jahre soll die 3D-Visualisierung der Sturzflutgefahren für die Öffentlichkeit erfolgen.
Welche Daten werden für die Vorsorge erhoben?
Für die Vorsorge werden in den Pegelstatistiken auch historische Hochwasser berücksichtigt. Dazu werden die Werte des Hochwassers von lange zurückliegenden Jahren umgerechnet in die Menge des Wassers, die dann geflossen sein müsste.
In die Berechnungen fließen auch Angaben zur damaligen Geländetopographie, Landnutzung und Bebauung ein, wie die Leiterin vom Kompetenzzentrum Hochwasservorsorge und Hochwasserrisikomanagement, Annalena Goll, erklärte. Für die Ahr sei der Prozess bereits abgeschlossen. An der Kyll liefen die Arbeiten und an der Wied die Vorbereitungen.
Wie erfolgt die Analyse von möglichen Hochwassergefahren?
Alle Hochwassergefahrenkarten für alle Risikogewässer in Rheinland-Pfalz werden derzeit mit dem 3D-Simulations- und Visualisierungsmodell neu berechnet.
Das umfangreiche Datenmaterial soll zur Unterstützung betroffener Personen und Einsatzkräfte dienen. Daher werden alle Risikogewässer des Landes umfangreich vermessen. Die Hochwassergefahrenkarten liegen voraussichtlich bis Ende 2025 vor.
Wie viel Hochwasserrisiko gibt es in den Gewässern?
Bei rund 100 Gewässerabschnitten in Rheinland-Pfalz auf einer Länge von etwa 2.850 Gewässerkilometern besteht ein potenzielles signifikantes Hochwasserrisiko. Das betrifft unter anderem Abschnitte im Oberrhein, von Mosel und Saar sowie deren Zuflüsse.
Wie viele Pegel gibt es in Rheinland-Pfalz?
Alle Pegel in Rheinland-Pfalz werden derzeit daraufhin überprüft, ob eine bauliche Anpassung gegen ein Extremhochwasser oder zusätzliche Maßnahmen wie der Bau eines zweiten, zusätzlichen Pegels für diesen Extremfall nötig sind. Insgesamt 175 Pegel gibt es im Land, berichtete Expertin Goll.
Was wird mit dem Online-Hochwasser-Risikocheck erreicht?
Mit einem Hochwasser-Risikocheck soll nach den Vorstellungen des Klimaschutzministeriums die Eigenvorsorge von Betroffenen aktiviert werden. Das Online-Tool richtet sich vor allem an Hausbesitzende oder Mieterinnen und Mieter, die im Bestand wohnen oder neu bauen wollen. Genutzt werden kann es aber auch für gewerblich genutzte Immobilien. Bis Mitte nächsten Jahres soll der Hochwasser-Risikocheck fertiggestellt sein.