Krise der Stahlindustrie: Projektstopp bei ArcelorMittal – Betriebsrat trifft Minister

Der Stopp für Pläne zur klimaschonenderen Stahlproduktion bei ArcelorMittal sorgt für Aufregung. Es geht um die Zukunft der kriselnden Branche und um Jobs. Der Betriebsrat wendet sich an die Politik.
Der Betriebsratsvorsitzende von ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt will nach dem Stopp von Projekten zum klimafreundlichen Umbau der Stahlproduktion mit Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) über die Krise in der Branche sprechen. Er werde am Rande des SPD-Landesparteitags in Cottbus an diesem Samstag den Minister treffen, sagte Betriebsratschef Dirk Vogeler.
Die Stahlbranche stecke in der Krise. „Alle in der Stahlindustrie halten die Luft an und schauen, wer der Erste ist, der ertrinkt“, sagte Vogeler. Er hofft beim Landesparteitag der brandenburgischen SPD auch mit Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) sprechen zu können, der in Cottbus erwartet wird.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte am Donnerstag gesagt, die Landesregierung unternehme alles, um zusammen mit den Beschäftigten, dem Bürgermeister, dem Unternehmen sowie allen Beteiligten die Arbeitsplätze im Stahlwerk in Eisenhüttenstadt zu schützen.
ArcelorMittal: Umstellung nicht wirtschaftlich
Der internationale Konzern ArcelorMittal hatte am Donnerstag bekanntgegeben, in seinen Werken in Bremen und Eisenhüttenstadt nun doch nicht auf eine Stahlproduktion ohne Einsatz von Kohle umstellen zu wollen. Dies wurde mit der fehlenden Wirtschaftlichkeit einer CO2-reduzierten Stahlproduktion begründet. Dafür wären große Mengen Wasserstoff nötig, der günstig aus Ökostrom erzeugt werden müsste.
ArcelorMittal verzichtet mit dem Projektausstieg auf 1,3 Milliarden Euro bereits genehmigte Fördermittel. „Die Rahmenbedingungen ermöglichen aus unserer Sicht kein belastbares und überlebensfähiges Geschäftsmodell“, sagte Reiner Blaschek, Chef der europäischen Flachstahlsparte von ArcelorMittal, am Donnerstag.
Betriebsratschef: Müssen andere Zeitschiene finden
Er könne die Entscheidung der Konzernspitze nachvollziehen, sagte Betriebsratschef Vogeler. Das Projekt hätte nicht funktioniert. Der Umbau zum „grünen“ Stahl sei aber nicht abgesagt. „Wir müssen einen anderen Weg finden und eine andere Zeitschiene.“ Die Bundesregierung müsse aktiv werden, damit die deutsche Stahlindustrie überleben könne. Die Beschäftigten sind Vogeler zufolge in Sorge um Arbeitsplätze. In dem Werk in Eisenhüttenstadt arbeiten nach seinen Angaben rund 2.700 Menschen.
Die IG Metall hatte ArcelorMIttal scharf kritisiert und forderte die Bundesregierung auf, umgehend einen Krisengipfel einzuberufen. Die Stahlindustrie steht schon seit längerem unter großem Kosten- und Wettbewerbsdruck.
Im Herbst 2024 hatte es geheißen, in den beiden Werken von ArcelorMittal in Bremen und im brandenburgischen Eisenhüttenstadt solle „grüner“ Stahl produziert werden. Dafür sollten die Hochöfen stillgelegt und durch eine sogenannte Direktreduktions-Anlage (DRI) mit Wasserstoff ersetzt werden. Die Stahlbranche ist einer der größten CO2-Emittenten in Deutschland und spielt eine wichtige Rolle bei der Erreichung der Klimaziele.