Skispringen: Anlaufturm der Inselbergschanze Brotterode soll fallen

Brotterode im Thüringer Wald hat bekannte Skispringer hervorgebracht. Ein Symbol für die 120 Jahre alte Sporttradition ist die markante Inselbergschanze. Die Tage ihres Anlaufturms sind gezählt.

Der fast 60 Jahre alte stählerne Anlaufturm der Inselbergschanze in Brotterode im Thüringer Wald muss einem Neubau weichen. Am Samstagabend soll das 56 Meter hohe Bauwerk, aus dessen Luken sich einst die Skispringer in die Anlaufspur schwangen, professionell zu Fall gebracht werden. Das 1969 errichtete Bauwerk soll später durch einen den Anforderungen des Welt-Skiverbandes (Fis) genügenden Neubau ersetzt werden, auf dem auch künftig internationale Skisprungwettbewerbe wie der Continentalcup ausgetragen werden können. 

Neuartiges Abrissverfahren

Die vom Wintersportverein Brotterode erhofften zahlreichen Schaulustigen erwartet ein neuartiges und technisch anspruchsvolles Abrissverfahren. Es setzt nicht auf Sprengstoff, sondern auf Strom. Dafür werden die zwei Stahlstützen, auf denen der Turm steht, angesägt und mit Strom erhitzt, wie ein WSV-Sprecher erläuterte. „So lange, bis die Masten einknicken und der Koloss umkippt.“ Das übernimmt eine Spezialfirma aus Breitungen. Begleitet wird die Aktion von einer Abrissparty. 

Eine Sprengung des Turmes wäre laut WSV sehr viel aufwendiger gewesen, Teile des Ortes hätten dafür evakuiert werden müssen. Zudem hätte eine lautstarke Sprengung wohl die Tiere um den Großen Inselsberg verschreckt. 

Der neue Turm soll nach Vereinsangaben mit 36 Metern niedriger als der alte werden. Durch Materialentwicklung und Optimierung des Sprungstils über die Jahrzehnte reiche heute eine kürzere Anlauflänge aus, um auf die richtige Geschwindigkeit zum Absprung zu kommen.

Nachwuchsleistungszentrum der Kombinierer

Die Skisprungtradition in Brotterode reicht nach Vereinsangaben 120 Jahre zurück. Verbunden damit sind Namen wie Werner Lesser (1932-2005), der in den 1950er Jahren zu den prägenden DDR-Skispringern gehörte, der in Brotterode geborene Olympiasieger von 1976, Hans-Georg Aschenbach, und der 1976er Olympia-Zweite Jochen Danneberg. Heute ist Brotterode Trainingsleistungszentrum für den Nachwuchs in der Nordischen Kombination.