Weiterhin Fahrer gesucht: BVG wird Bus-Angebot auch 2026 nicht wieder hochfahren

Laut dem Vertrag mit dem Land Berlin müsste die BVG deutlich mehr Busse fahren lassen als aktuell. Der Fahrermangel verhindert das. Der Tarifabschluss vor einem Jahr hat die Situation verändert.
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) werden auch im nächsten Jahr keine engeren Takte im Busverkehr fahren als aktuell. „Wir gehen nicht davon aus, dass wir in 2026 den Fahrplan hochfahren werden“, sagte BVG-Chef Henrik Falk. Stabilität gehe derzeit bei der BVG vor Wachstum. „Es macht überhaupt keinen Sinn, Versprechen abzugeben und denen hinterherzurennen, wenn ich nicht meinen Ist-Fahrplan im Griff habe.“
Die BVG fährt seit Monaten nicht so viele Buskilometer, wie sie ursprünglich mit dem Land Berlin vereinbart hat. Grund für die Reduzierung sind vor allem fehlende Fahrerinnen und Fahrer.
Tarifabschluss zeigt Wirkung
Im laufenden Jahr hat die BVG gut 800 Menschen neu eingestellt, davon rund 600 im operativen Bereich. Im Fahrdienst wurden rund 460 externe Zugänge gezählt. Ziel für das gesamte Jahr sind 1500 Neueinstellungen im gesamten Unternehmen.
Im Fahrdienst seien die Bewerbungszahlen seit Abschluss des Tarifvertrags vor einem Jahr um 27 Prozent gestiegen. Auch der Krankenstand sei seit Tarifabschluss gesunken, sagte Personalvorständin Jenny Zeller-Grothe. Der Tarifabschluss hat aber auch den Bedarf an neuem Personal erhöht, etwa durch längere Pausenzeiten.
BVG sieht sich mit neuer Strategie auf richtigem Kurs
Vor sechs Monaten hat die BVG den Kurs „Stabilität vor Wachstum“ ausgerufen. Erste positive Veränderungen seien bereits zu erkennen: So habe sich im Bereich Bus die Zuverlässigkeit – also das Verhältnis erbrachter Fahrten zur Anzahl geplanter Fahrten, von 98,4 Prozent auf 99 Prozent erhöht. Im Bereich Tram liege die Zuverlässigkeit nun bei 97,3 Prozent, bei den U-Bahnen bei 93,6 Prozent. Ziel sind 99 Prozent Zuverlässigkeit in allen drei Bereichen.
„Wir werden uns noch bis mindestens Ende 2027 mit dem Thema „Stabilität vor Wachstum“ beschäftigten“, sagte BVG-Chef Falk. Erst danach gehe es um Innovation und Wachstum. Die Zukunft des Nahverkehrs sieht Falk im automatisierten Fahren.
Live-Durchsagen für bessere Fahrgast-Infos
Große Hoffnungen setzt Falk in Live-Durchsagen an Bahnhöfen bei Verspätungen, Störungen oder Zugausfällen. Nach einem Pilotprojekt zu Beginn des Jahres läuft inzwischen der Regelbetrieb. „Eine Ansage zu bekommen, hilft denen, die auf den Bahnhöfen stehen, enorm – und das sind Tausende von Leuten jeden Tag“, sagte BVG-Chef Falk. Hintergrund ist auch, dass die BVG an den Bahnsteigen weiterhin nicht mit Echtzeitdaten auf den Monitoren informiert.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leitstelle seien für die Durchsagen geschult worden, erklärte Falk. „Sie dürfen nicht jeden Quatsch ansagen. Sie müssen ein Gefühl kriegen, wann ist die Situation so, dass es für einen Großteil der Leute wirklich einen Mehrwert hat“, sagte der BVG-Chef. „Wir sind massiv in die Ausbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Leitstellen gegangen, inklusive auch ein paar Coaches, die sich darauf spezialisiert haben.“
Echtzeitdaten weiter Mangelware
Auf den Monitoren der BVG etwa auf U-Bahnhöfen wird weiterhin mit Fahrplandaten informiert, nicht mit Echtzeitdaten der fahrenden Züge. Dadurch kann es vorkommen, dass ein Zug auf der Anzeige als einfahrend oder abgefahren angezeigt wird, aber noch gar nicht da war. Die Menschen schauten dann in die verschiedenen Verkehrs-Apps und die Anzeigen, seien sich aber schnell nicht mehr sicher, welche Angabe noch stimme. In diesen Situationen sollen die Ansagen helfen, erklärte Falk.
Die Fahrgäste mit Echtzeitdaten zu informieren, gehört zu den wichtigen Zielen der BVG. Flächendeckend dürfte das aber wohl erst mit der neuen App gelingen, die derzeit in Kooperation mit der Hamburger Hochbahn entwickelt wird. Der Start ist für Sommer 2026 vorgesehen.