Rettungsdienst: Telenotarztprojekt soll in Sachsen-Anhalt ausgeweitet werden

Seit einigen Monaten wird der Telenotarzt im Süden des Landes erprobt. Das erste Fazit ist positiv. Bei welchen Notfällen kommt der Telenotarzt zum Einsatz?
In Sachsen-Anhalt soll der Telenotarzt künftig nicht nur im Süden des Landes aktiv sein, sondern auch in den anderen Landesteilen eingesetzt werden. „Der Telenotarzt stärkt den Rettungsdienst“, sagte Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) in Magdeburg. Sie werde dem Landtag vorschlagen, das Rettungsdienstgesetz zu novellieren und so den Einsatz des Telenotarztes dauerhaft im gesamten Land zu ermöglichen.
Von der Leitstelle aus unterstützen die speziell qualifizierten Notärzte nicht-ärztliches Personal wie Sanitäter bei Rettungseinsätzen, ohne selbst vor Ort zu sein. Ihnen werden in Echtzeit Vitaldaten der Patienten zur Verfügung gestellt, etwa Blutdruck und EKG. Zudem haben sie aus der Entfernung Kontakt zum Rettungswagen und dessen Besatzung vor Ort, beispielsweise per Video-Anruf.
500 Einsätze seit Start des Projekts
Der Telenotarzt wird bisher in den Landkreisen Mansfeld-Südharz und Saalekreis sowie in der Stadt Halle getestet. Ab August gibt es dann 30 in dem Projekt aktive Notärzte. Mit 52 Rettungswagen und 10 Notarzteinsatzfahrzeugen werden dort insgesamt rund 560.000 Einwohner versorgt.
Seit dem Start des Pilotprojektes im Oktober gab es mehr als 500 Telenotarzteinsätze. Die Kontaktaufnahme des Sanitäters zu einem Telenotarzt erfolgte den Angaben zufolge in den meisten Fällen zur Entscheidungsfindung und Befunderhebung. Auch zur Begleitung eines Transports oder zur Dosierhilfe bei der Medikamentengabe wurde der Telenotarzt kontaktiert.
„Knappe Personalressource Notärzte“
Bei bestimmten Einsätzen sei ein Notarzt vor Ort weiterhin unersetzlich, etwa bei einem Herzinfarkt, sagte der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes Merseburg-Querfurt und Sprecher des Modellprojekts, Hartmut Stefani. „Die Einsätze, die wir hier mit dem Telenotarzt absolvieren, sind vor allem die Einsätze, wo es um unklare Krankheitsbilder geht.“ Dies betreffe unter anderem Patienten, die nicht vom Rettungsdienst transportiert werden möchten, oder bei denen eine einfache Medikamentengabe erfolge, damit ein Patient ohne Notarzt das nächste Krankenhaus erreiche.
Der Landrat des Saalekreises, Hartmut Handschak (parteilos), sieht durch den Telenotarzt eine Steigerung der Effektivität der Rettungseinsätze. Man könne damit „die knappe Personalressource Notärzte“ viel besser nutzen, sagte Handschak.
Nach ersten Daten blieben die Patienten in 90 Prozent der Fälle, in denen ein Telenotarzt konsultiert worden ist, entweder vor Ort nach einer abgeschlossenen Behandlung oder wurden durch einen Notfallsanitäter behandelt mit Unterstützung des Telenotarztes und anschließend in eine Klinik transportiert.