Prozess um Kryptowährung: Anleger um Millionen geprellt – Zäher Start für Prozess

Die Renditeversprechen waren enorm – Tausende Anleger investierten in ein Geschäftsmodell mit Kryptowährung hohe Millionenbeträge. Der Betrugsprozess gegen vier Angeklagte in Erfurt begann holprig.

Sie sollen Anleger um hohe Millionenbeträge mit Kryptowährungsgeschäften und einer Art Schneeballsystem geprellt haben: Drei Männer und eine Frau stehen deshalb vor dem Landgericht Erfurt. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten, die ein international operierendes Firmennetzwerk mit Ursprung in Erfurt aufzogen, gewerbsmäßigen und bandenmäßigen Betrug in 8.176 Fällen vor. Der Prozessauftakt verlief holprig – die Anwälte der vier Angeklagten stellten eine Reihe von Anträgen, über die das Gericht entscheiden muss. 

Die Verteidiger zweifelten vor allem die Zuständigkeit des Landgerichts in Erfurt an. Es gehe um ein Wirtschaftsstrafverfahren, für das in Thüringen spezialisierte Strafkammern beim Landgericht Mühlhausen zuständig seien, sagte ein Anwalt. Er verwies zudem auf eine Rüge der Verteidigung zur Besetzung des Gerichts. 

127 Millionen Euro von Anlegern eingezahlt

Eine Anwältin beantragte zudem, das Verfahren auszusetzen, damit die Verteidigung alle Unterlagen einsehen könne. Die digitale Übermittlung der Unterlagen zu den Geschäften, die in der Regel online abgewickelt worden seien, sei bisher technisch mangelhaft. Die vier Anwälte der Angeklagten schlossen sich gegenseitig allen gestellten Anträgen an. Wann das Gericht darüber entscheidet, blieb zunächst offen. Die nächste Verhandlung kündigte der Vorsitzende Richter für den 7. August an. 

Die Angeklagten, die laut Gericht 49, 48, 48 und 59 Jahre alt sind, sollen zwischen Juli 2021 und Ende 2023 vermeintliche Anlageprodukte im Zusammenhang mit digitaler Währung vermarktet haben. Der Staatsanwalt nannte in der Verhandlung 5.099 Kunden, die 8.176 Verträge mit den Firmen der Angeklagten abgeschlossen und 127 Millionen Euro gezahlt hätten. Geld von Neukunden sei genutzt worden, um Altkunden deren angeblich erwirtschaftete Gewinne auszuzahlen.

Renditeversprechen von 70 Prozent 

Schließlich funktionierte das Schneeballsystem nicht mehr richtig – Anleger bekamen ihr Geld nicht oder nur teilweise zurück. „Ende 2023 kam es zu Verzögerungen bei der Auszahlung, weil nicht mehr genug neue Kunden gewonnen wurden“, sagte der Staatsanwalt. 

Den Anlegern wurden laut Anklage eine Rendite in einer Höhe versprochen, die unrealistisch war. Die Rede war von 70 Prozent Rendite vor Steuern – „eine Verdreifachung des eingesetzten Kapitals in drei Jahren“, sagte der Staatsanwalt. Er sprach von Firmensitzen unter anderem in der Schweiz und Tschechien. Potenziellen Anlegern seien Online-Seminare offeriert und schließlich digitale Angebote bei entsprechenden Investitionen in Aussicht gestellt worden. Letztlich ging es um die Verpachtung von Automaten, mit denen sich Geld in Kryptowährung tauschen lassen soll. 

Anleger auch im Ausland betroffen 

Die Angeklagten, einer von ihnen stammt aus Erfurt, sitzen seit dem vergangenen Jahr in Untersuchungshaft. Vorausgegangen waren Razzien auch im Ausland sowie das Abhören von Telefonaten. Das Verfahren ins Rollen brachte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Es sollen Anleger auch im Ausland geschädigt worden sein, etwa aus der Schweiz und Österreich.

In dem Prozess, für den eine Flut von Daten und Tausende Seiten mit Ermittlungsergebnissen zusammengetragen wurden, geht es um komplexe wirtschaftliche und juristische Fragen. Es sind bereits Verhandlungstage bis Ende Oktober angesetzt. Zumindest zwei der vier Angeklagten wollen sich im Laufe des Verfahrens nach Angaben ihrer Anwälte zu den Vorwürfen äußern.