ARD-Sommerinterview: Grünen-Chef Banaszak sagt deutlich, was ihm an Deutschland missfällt

Bei den Sommerinterviews der ARD war jetzt Felix Banaszak an der Reihe. Die Moderatoren und Zuschauer entlockten dem Grünen-Chef einige persönliche Bekenntnisse.
Das Sommerinterview in der ARD mit Grünen-Chef Felix Banaszak war keines, das in die TV-Geschichte eingehen oder für einen Skandal sorgen wird: Ton ok, man verstand seine Worte und er übte natürlich auch Kritik an der Regierung, wie es sich für einen Oppositionspolitiker gehört. Aber viele Zuschauer lernten den Grünen-Chef wohl persönlich etwas besser kennen. Das lag an Fragen, die ihm über Social-Media-Kanäle von den Zuschauern gestellt werden konnten.
Inhaltlich ging es zunächst gegen die schwarz-rote Bundesregierung. Dieser macht Banaszak schwere Vorwürfe wegen ihrer Haushaltspolitik.
Zwar hatten die Grünen dem milliardenschweren Schuldenpaket von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zugestimmt. Der Grünen-Chef gab sich jedoch enttäuscht darüber, wofür das Geld verwendet wird: „Ich kritisiere in aller Härte, mit welchen Tricksereien und Täuschungen Lars Klingbeil und Friedrich Merz jetzt diese Chance nutzen“, sagte Banaszak über Finanzminister und Kanzler.
Klingbeil versuche, jedes Schlupfloch zu nutzen, um das Geld nicht in Investitionen, vor allem nicht in Klimaschutz zu stecken, wie es ja eigentlich gedacht gewesen sei. Er sprach von Wortbruch gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern.
Banaszak stellte sich jenseits des Sommerinterviews auch Fragen, die Nutzer auf Social-Media-Portalen an ihn formuliert hatten und die ihm ARD-Moderatoren stellten. Dabei betonte er den Klimaschutz, obwohl Deutschland nur für einen kleinen Teil der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich ist. Darauf hatte auch Merz im Bundestag hingewiesen und die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit betont.
Deutschland sei nur ein kleiner Teil der Welt, räumte Banaszak ein, aber die drittstärkste Industrienation. „Und ich verstehe gar nicht, seit wann es cool sein soll, irgendwo Letzter zu sein. Überall wollen wir doch nach vorne gehen.“
Deutschland soll Heimat für alle Menschen sein
Ein Nutzer erinnerte an ein älteres Zitat aus einem Buch von Robert Habeck, wonach dieser Vaterlandsliebe „zum Kotzen“ fand und fragte Banaszak: „Haben Sie auch ein Problem mit dem Vaterland?“
Der Grünen-Co-Chef entgegnete: „Was soll ich dazu sagen? Ich liebe erst mal meine Frau und meine Tochter und das über alle Maßen. Und ich möchte, dass Deutschland ein Land ist, in dem sich alle Menschen wohlfühlen, das für alle Menschen eine Heimat ist.“
Auf Nachfrage erklärte Banaszak: „Ich liebe Duisburg. Ich liebe mein konkretes Umfeld.“ Er habe ein gutes Verhältnis zu Deutschland. „Ich kann mit dem Begriff Liebe für so etwas Abstraktes … Aber das soll jeder für sich entscheiden.“ Das sei kein Politikum.
Deutschland leidet laut Felix Banaszak an einer Kollektivdepression
Auf die Frage, was er an Deutschland nicht möge, sagte Banaszak: „Ich würde mir manchmal wünschen, dass wir in Deutschland rauskommen aus dieser Kollektivdepression und aus diesem Modus, überall nur das Schlechte und das Problem zu sehen.“ Es brauche mehr Mut, Zuversicht und Solidarität statt bei einem Problem direkt nach einem möglichen Verantwortlichen zu suchen.
Die ARD-Sommerinterview-Reihe hatte zuvor für Aufsehen gesorgt, weil es vor zwei Wochen gegen das Gespräch mit der AfD-Co-Chefin Alice Weidel eine geräuschvolle Störaktion gegeben hatte und auch bei Banaszak ein Protest angekündigt war. Die ARD teilte jedoch mit, dass die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden seien – das Interview lief dann normal ab.