Brände in Plattenbau: Experte: Feuer im Wohnblock „Lange Lene“ war Brandstiftung

Viermal innerhalb weniger Monate bricht in einem Leipziger Wohnblock ein Feuer aus. Im Prozess gegen einen einschlägig vorbestraften Mann geht ein Experte von Brandstiftung aus.
Die Brandserie in einem der längsten Wohnblocks Deutschlands, der „Langen Lene“ in Leipzig, ist vorsätzlich verursacht worden. Ein technischer Defekt sei als Ursache auszuschließen, es komme nur Brandstiftung infrage, sagte ein Brandursachenermittler der Polizei im Prozess gegen einen 41-Jährigen vor dem Landgericht Leipzig.
Seiner Ansicht nach hatten die Feuer ein erhebliches Gefährdungspotenzial, weil eine Ausbreitung der Flammen zum Beispiel über die Aufzugsschächte möglich gewesen sei.
Angeklagter wohnte selbst in dem Gebäude
In den Kellerabteilen des Wohnblocks waren im vergangenen November, Dezember und Januar vier Feuer gelegt worden. Das Gebäude wurde schwer beschädigt, der Ruß zog teilweise bis in die zehnte Etage hoch. Elf Mieterinnen und Mieter erlitten Rauchvergiftungen.
Der wegen schwerer Brandstiftung, gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung angeklagte Mann hatte selbst in dem Haus gewohnt. Er war drei Tage nach der letzten Brandlegung am 30. Januar festgenommen worden. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.
Zu den Vorwürfen will der sich 41-Jährige in dem Prozess nicht äußern. Sein Anwalt Rolf Franek kündigte an, dass sein Mandant zu einem späteren Zeitpunkt Aussagen zu seinen persönlichen Verhältnissen machen wolle. Dies soll aber erst in einem der kommenden Verhandlungstermine geschehen.
Brandserie verursacht fast 900.000 Euro Schaden
Die Ermittler beziffern den Schaden der Brandserie auf knapp 900.000 Euro. Die Strom-, Wasser- und Internetleitungen in dem Wohnblock waren schwer in Mitleidenschaft gezogen worden.
„Einiger Mieter haben noch immer keine Telefonverbindung“, erläuterte die Mieterbetreuerin der Wohngesellschaft in der mündlichen Verhandlung. Zudem mussten zeitweise mobile Toiletten, Duschcontainer und Wasserwagen vor dem Haus aufgestellt werden, um die Mieterinnen und Mieter zu versorgen.
Sicherungsverwahrung für notorischen Brandstifter?
Der Angeklagte ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft einschlägig vorbestraft. 2018 war er vom Landgericht Dresden wegen schwerer Brandstiftung und weiterer Straftaten zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Wegen dieser Vorgeschichte wird es am Landgericht Leipzig auch darum gehen, wie gefährlich der 41-Jährige für die Allgemeinheit ist.
Es könne eventuell auch eine Sicherungsverwahrung in Betracht kommen, hatte der Vorsitzende Richter Rüdiger Harr zuvor angekündigt. Bis Ende August sind noch drei weitere Verhandlungstage geplant, der nächste am 19. August.
Bei der „Langen Lene“ handelt es sich um einen 335 Meter langen Plattenbau aus dem Jahr 1968. Er gilt als einer der längsten Wohnblöcke Deutschlands. Der Spitzname leitet sich von der Straße ab, in der das Gebäude steht: die Lene-Voigt-Straße im Leipziger Stadtteil Probstheida.