Schwerster Waldbrand des Sommers: Mindestens ein Todesopfer in Südfrankreich

Mindestens ein Todesopfer und 13 Verletzte, Evakuierungen und Straßensperrungen: In Südfrankreich wütet der bisher größte Waldbrand dieses Sommers. Mehr als 2000 Feuerwehrleute kämpften am Mittwoch gegen die Flammen, sämtliche Löschflugzeuge des Landes wurden in das Gebiet zwischen Narbonne und Carcassone entsandt. Die Küstenautobahn zwischen Frankreich und Spanien war stundenlang gesperrt und zahlreiche Wohnhäuser wurden evakuiert.
Das am Dienstagnachmittag ausgebrochene Feuer breitete sich rasend schnell aus und vernichtete innerhalb von 24 Stunden mehr als 16.000 Hektar Vegetation im Corbières-Massiv nahe der Mittelmeerküste. Starker Wind und Hitze fachten die Flammen in dem ausgedörrten Gebiet an.
Im Dorf Saint-Laurent-de-la-Cabrerisse wurde eine ältere Frau tot in ihrem niedergebrannten Haus gefunden. Ein als vermisst gemeldeter Bewohner des Dorfes sei inzwischen gefunden worden und sei am Leben, teilte die Feuerwehr mit. Nach Behördenangaben wurden zwei Bewohner ins Krankenhaus eingeliefert, einer von ihnen mit lebensgefährlichen Verbrennungen. Elf Feuerwehrleute erlitten Rauchvergiftungen.
Frankreichs Regierungschef François Bayrou sprach von einer „Katastrophe beispiellosen Ausmaßes“. „Das ist ein Ereignis, das mit der Erderwärmung und mit der Dürre zusammenhängt“, sagte er bei einem Besuch vor Ort in Südfrankreich.
Mindestens 25 Wohnhäuser und 35 Fahrzeuge wurden von den Flammen vernichtet oder beschädigt. Die Küstenautobahn A9 zwischen Frankreich und Spanien wurde zwischen Narbonne und Perpignan stundenlang in beide Richtungen gesperrt, ebenso zahlreiche Landstraßen in dem Gebiet. Zwei Campingplätze wurden evakuiert. Mehr als 2500 Haushalte waren am Mittwoch ohne Strom.
Hunderte Anwohner mussten ihre Häuser verlassen und konnten auch am Mittwoch nicht in ihre Dörfer zurückkehren. Alle anderen sollen auf Anweisung der Behörden zu Hause bleiben, solange sie keine weiteren Anweisungen von der Feuerwehr erhielten. Die Behörden riefen auch dazu auf, die Straßen für die Rettungskräfte freizuhalten.
EU-Krisenkommissarin Hadja Lahbib bot Frankreich Hilfe an. Die EU stehe bereit, bei der Mobilisierung von Feuerwehrleuten und Löschflugzeugen aus anderen Ländern zu helfen, schrieb sie am Mittwoch im Onlinedienst X.
Die Staatsanwaltschaft in Carcassonne nahm ein Ermittlungsverfahren zur Brandursache auf. Es werde in alle Richtungen ermittelt, sagte eine Behördensprecherin.
Der Waldbrand ist der bislang größte in Frankreich in diesem Sommer. Insgesamt brachen entlang der französischen Mittelmeerküste zwischen Sommeranfang und Ende Juli bereits rund 9000 Waldbrände aus und vernichteten mehr als 15.000 Hektar Vegetation. Besonders betroffen ist das Département Aude zwischen Narbonne und Carcassonne.
„All‘ diese Brände – es ist dramatisch“, sagte Aude Damesin aus dem Dorf Fabrezan im Brandgebiet. „Das ist furchtbar für die Tierwelt, für die Pflanzenwelt, für die Menschen, die alles verlieren.“
In Saint-Laurent-de-la-Cabrerisse, wo die ältere Frau in ihrem Haus ums Leben kam, nachdem sie sich geweigert hatte sich in Sicherheit zu bringen, stand Bewohner David Cerdan am Mittwoch vor seinem Haus, das wie durch ein Wunder von den Flammen verschont blieb, während sein Garten rundherum niederbrannte. „Ich bin vergleichsweise glimpflich davongekommen, bei mir gibt es nur Sachschaden“, sagte der 51-Jährige.